Fachkräftemangel: Knapp 310.000 MINT-Fachkräfte fehlen

Die Fachkräftelücke ist zwar in den vergangenen Monaten etwas kleiner geworden, aber für das Institut der deutschen Wirtschaft ist sie noch zu groß.

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(Bild: zackKOP/ Shutterstock.com)

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Im April 2023 gab es in Berufen der Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) eine Arbeitskräftelücke von 308.400 Personen. Das schreibt das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in seinem MINT-Frühjahrsreport. Im Herbst 2022 hatte die Arbeitskräftelücke noch rund 320.000 Personen betragen.

Im vergangenen April habe es die größten Engpässe mit 88.600 Personen in den Energie-/Elektroberufen gegeben. In den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik habe die Arbeitskräftelücke 56.600 und in den IT-Berufen 50.600 betragen, schreibt das IW (PDF). Dabei sei im Vorjahresvergleich die Lücke in den Energie-/Elektroberufen um 6100 und in den Berufen der Technischen Forschung und Produktionssteuerung um 5900 auf 16.300 gestiegen. In den IT-Berufen sei die Lücke – ausgehend von coronabedingten Rekordwerten – um 10.000 und in den Bauberufen um 3900 zurückgegangen.

"Nach einem coronabedingten Rückgang im Jahr 2020 ist die MINT-Lücke in den letzten zwei Jahren wieder deutlich angestiegen", schreibt das Institut. Im Zuge der konjunkturellen Abkühlung im Jahr 2023 sei die MINT-Lücke in den vergangenen drei Monaten wieder leicht gesunken, bleibe aber auf sehr hohem Niveau.

Durch Digitalisierung und Dekarbonisierung, die Demografie und Deglobalisierung entstehe momentan ein "hoher Transformationsdruck". So sei von Ende 2012 bis zum Ende des dritten Quartals die Zahl der IT-Fachkräfte um 77,6 Prozent angestiegen, während die Beschäftigung in den MINT-Facharbeiterberufen um 3,4 Prozent angestiegen sei.

Jährlich würden aus Altersgründen momentan knapp 65.000 MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademiker ausscheiden, in fünf Jahren werde die Zahl 72.100 betragen. Bei den MINT-Facharbeiterinnen und -Facharbeitern werde der "demografische Ersatzbedarf" von jährlich 274.000 auf knapp 292.000 steigen. Der zunehmende Bedarf treffe in den kommenden Jahren voraussichtlich auf "deutlich sinkende MINT-Absolvierendenzahlen" an Hochschulen.

"Die Engpässe im MINT-Bereich würden noch größer ausfallen, wenn nicht das MINT-Beschäftigungswachstum von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern überproportional hoch ausgefallen wäre", heißt es in dem IW-Früjahrsbericht. "Wäre die Beschäftigung von Ausländern seit Ende 2012 nur in der geringen Dynamik wie die Beschäftigung von Deutschen gestiegen, würde die Fachkräftelücke heute um 385.700 Personen höher ausfallen und damit einen Wert von fast 700.000 MINT-Kräften erreichen."

Aus diesen und anderen Erkenntnissen folgert das IW, dass die Chancen im Bildungssystem verbessert werden müssten, zum Beispiel durch Ganztagsinfrastruktur an Kitas und Schulen und mehr Sprachförderprogramme. Vorangebracht werden sollten die Digitalisierung von Bildungseinrichtungen und die MINT-Bildung als solche. Weiter sei es notwendig, die Potenziale von Frauen, älteren Menschen und von Zugewanderten zu heben.

(anw)