TikTok speichert private, sensible Daten von US-Nutzern in China

Sensible Finanzdaten der Content-Creator TikToks werden (bislang) in China gespeichert. Mitarbeiter TikToks teilen etwa bei Beschwerden private Daten intern.

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App-Icons Wechats und Tiktoks auf einem Handybildschirm, dahinter die Flagge der Volksrepulik China

(Bild: Boumen Japet / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Content-Creator müssen den jeweiligen Online-Plattformen eine Reihe privater Daten preisgeben, wollen sie für ihre verbreiteten Inhalte bezahlt werden. Das ist auch bei TikTok der Fall und schließt Unternehmen ein, die auf der Plattform aktiv sind. Von US-Nutzern werden dabei Sozialversicherungsnummer und Steuer-Identifikationsnummer verlangt, die von Datenschützern als hochsensibel eingestuft werden.

Nun hat sich herausgestellt, dass diese Daten in den letzten Jahren auf Servern in China gespeichert wurden. Dabei hat TikTok-Chef Shou Chew im März während einer Anhörung des Kongresses der Vereinigten Staaten noch betont, dass alle Daten amerikanischer Nutzer auf US-Servern lagerten und der Zugang dazu strikt überwacht werde. Zudem laufe der Empfehlungs-Algorithmus von TikTok, der die Videos für Nutzer in Amerika auswählt, beim US-Softwareriesen Oracle, der auch den Software-Codes der App-Updates prüfe.

Doch TikTok-Mitarbeiter nutzen die Kollaborationsplattform Lark beziehungsweise das chinesische Äquivalent Feishu für ihre Tätigkeiten, etwa bei der Bearbeitung von Beschwerden und der Ermittlung von Urhebern unangemessener Inhalte. Durch das Teilen bei Lark erhalten auch TikTok-Mitarbeiter in China Zugriff auf persönliche Daten von US- oder europäischen Nutzern, wie die New York Times berichtet. Denn bei Beschwerden werden auch Foto, Aufenthaltsland, IP-Adresse, Geräte- und Nutzer-ID bei Lark gespeichert, das sich mit Slack und Microsoft Teams vergleichen lässt.

Sensibler sind allerdings die Finanzdaten der Content-Creator, denn die Erlangung von Sozialversicherungsnummer und Steuer-Identifikationsnummer könnte zu Identitätsdiebstahl führen, wie Datenschutz-Experten warnen. TikTok nutzt verschiedene interne Tools und Datenbanken des in Peking basierten Mutterkonzerns ByteDance, um Zahlungen an Content-Creator zu verwalten, die mit der Kurzvideo-App Geld verdienen. Das schließt Nutzer in den USA und Europa sowie externe Anbieter und kleine Unternehmen ein.

Jetzt berichtet Forbes unter Berufung auf verschiedene Quellen aus unterschiedlichen Teilen des Konzerns, dass diese hochsensiblen Daten der Content-Creator und bei TikTok aktiven Firmen in China gespeichert werden. Das werfe die Frage auf, welche Mitarbeiter von TikTok oder ByteDance Zugriff auf diese Daten haben. Selbst bei eingeschränktem Zugriff könne man nach Ansicht von Sicherheitsexperten davon ausgehen, dass chinesische Geheimdienste diese abrufen könnten, wenn sie wollten.

Ein TikTok-Sprecher erklärte laut Forbes dazu: "Wir sind weiterhin von der Richtigkeit von [TikTok-CEO] Shous Aussage überzeugt." ByteDance selbst antwortete nicht auf eine entsprechende Anfrage. Keine der beiden Unternehmen hat bislang auf die grundsätzliche Frage geantwortet, ob die hochsensiblen Daten von US-Nutzern in China gespeichert werden oder dort zugänglich sind.

(fds)