Anstieg der Unternehmensinsolvenzen setzt sich fort

Um gut 11 Prozent auf 33.762 stieg die Zahl der Firmenpleiten hierzulande im vergangenen Jahr. Zwar hatten Kreditversicherer sogar einen Anstieg um bis zu 20 Prozent befürchtet, die Aussichten für das laufende Jahr bleiben jedoch düster. Die Wirtschaftsauskunftei Bürgel rechnet mit bis zu 40.000 Insolvenzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Matthias Parbel

Zahl der Unternehmensinsolvenzen zum zweiten Mal in Folge gestiegen

(Bild: Bürgel)

Bis zum Jahresende 2009 mussten 33 762 Unternehmen hierzulande ihre Zahlungsunfähigkeit erklären. Nach Angaben der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel stieg die Zahl der Firmenpleiten demnach um mehr als 11 Prozent gegenüber 2008 und liegt damit im Rahmen der von Bürgel Anfang vergangenen Jahres abgegebenen Prognose. Der Kreditversicherer Euler Hermes hatte angesichts der kritischen Situation im Frühjahr 2008 sogar von einem "Insolvenzschock" gesprochen – ein Anstieg der Firmenpleiten um gut 20 Prozent auf bis zu 35 000 sei zu befürchten.

Auch wenn sich die Zunahme der Unternehmensinsolvenzen nun doch nicht ganz so dramatisch entwickelt hat, bleiben die Analysten von Bürgel pessimistisch. An der kritischen Situation vieler Firmen habe sich grundsätzlich nicht viel geändert. Nach wie vor fehle es vielen Unternehmen an Kunden, die Auftragsbestände seien weitestgehend abgearbeitet, während die verschärften Bedingungen bei der Kreditvergabe, Firmen die Beschaffung von Geldern erschwere. "Tatsächlich beobachten wir eine Kreditklemme, die zusammen mit Zahlungsrückständen und -ausfällen sowie dem Mangel an Eigenkapital das Risiko steigern, dass Unternehmen die Liquidität verloren geht", erläutert Bürgel-Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin.

Die Wirtschaftsauskunftei rechnet daher im laufenden Jahr mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen auf 37 000 bis 40 000. Denn die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen zeigen nur eine marginale Besserung – die Binnennachfrage wie auch der Export haben sich nach Einschätzung von Bürgel lediglich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Zudem wirkte sich ein konjunktureller Einbruch in der Regel zeitversetzt auf den Arbeitsmarkt aus, sodass 2010 mit steigenden Arbeitslosenzahlen gerechnet werden müsse.

In der Folge lässt auch die Nachfrage von Seiten der Verbraucher nach. Noch im "Krisenjahr 2009" war aber gerade der private Konsum eine wesentliche Stütze der Wirtschaft – beispielsweise im IT-Markt. Ursprüngliche Prognosen eines dramatischen Einbruchs, wie sie das Marktforschungsunternehmen Gartner im März 2009 veröffentlicht hatte, wichen im Jahresverlauf immer optimistischeren Einschätzung – am Ende verbuchten die PC-Hersteller dann trotz Krisenstimmung sogar ein Plus.

Jüngere Unternehmen stärker von der Krise betroffen

(Bild: Bürgel)

Die Analyse der Unternehmensinsolvenzen im Detail zeigt unterdessen ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle bei der regionalen Verteilung der Pleiten hierzulande. Nach Angaben von Bürgel waren 2009 in Bremen und Sachsen-Anhalt die jeweils höchste Raten an Insolvenzen im Vergleich aller Bundesländer zu verzeichnen. Am besten stehen hingegen Bayern und Hamburg da. Berlin und Nordrhein-Westfalen waren jedoch die beiden einzigen Bundesländer, die sich vom allgemeinen Abwärtstrend abkoppeln konnten. Hier ging die Quote der Unternehmensinsolvenzen gegenüber 2008 sogar zurück – allerdings blieb sie noch immer über dem aktuellen Bundesdurchschnitt von 91 Pleiten je 10 000 Unternehmen.

Überdurchschnittlich von Zahlungsunfähigkeit bedroht sind laut Bürgel vor allem jüngere Firmen, die erst bis zu zwei Jahren am Markt aktiv waren. Rund 16,5 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen 2009 entfielen auf diese Firmen. Alt eingesessene Unternehmen, die mehr als 21 Jahre am Markt aktiv sind, nehmen in der Statistik hingegen nur einen Anteil von weniger als 9 Prozent ein. (map)