Augenwischerei bei Notebooks mit dem ATI Mobility Radeon 9200 [Update]

Mit dem Mobility Radeon 9200 hatte ATI im März vergangenen Jahres einen Grafikchip vorgestellt, der dem Namen nach eine Mehrleistung gegenüber dem beliebten Mobility Radeon 9000 verspricht, aber nicht liefert.

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Mit dem Mobility Radeon 9200 hatte ATI im März vergangenen Jahres einen Grafikchip vorgestellt, der dem Namen nach eine Mehrleistung gegenüber dem beliebten Mobility Radeon 9000 verspricht, aber nicht liefert. Insbesondere fühlen sich inzwischen Käufer des angeblich mit diesem Chip ausgerüsteten HP-Notebooks nx7000 betrogen, denn dort scheint auf den ersten Blick nur ein Mobility Radeon 9000 zu stecken.

Im HP nx7000 steckt laut Treiber und HP der ATI 9200, doch auf dem Chip steht 9000. Tatsächlich ist der Unterschied zwischen den Chips für Notebooks irrelevant.

Die ATI-Webseite zählt als Vorteil des 9200 vor dem 9000 nur AGP-8X und die Flexfit genannte Treibertechnik auf, doch beides bringt dem Notebook-Käufer nichts: Fast alle in Notebooks eingesetzten Chipsätze unterstützen nur AGP-4X. Ausnahmen sind die Desktop-Chipsätze VIA K8T800 in einigen Athlon-64-Notebooks, der Intel 865P im Toshiba P20 oder der bisher in keinem Notebook eingesetzte ATI IGP9100. Doch selbst bei diesen Notebooks bleibt der Nutzen der auf 2 GByte/s beschleunigten Speicheranbindung zweifelhaft, denn einerseits reicht den meisten 3D-Anwendungen und Spielen der lokale Grafikspeicher, andererseits arbeiten die Speicherinterfaces in Notebooks meist nicht schnell genug, um neben den Zugriffen des Prozessors genug Luft für AGP-Transfers mit deutlich mehr als den 1 GByte/s von AGP-4X zu lassen.

Von der vereinheitlichten Treiberstruktur profitiert höchstens der Hersteller, denn für Anwender steht lediglich der Catalyst-Treiber zum Download bereit, der ausschließlich für Desktop-Grafikchips vorgesehen ist. Sucht man nach Treibern für Mobile-Chips, verweist ATI generell auf die Notebook-Hersteller.

Selbst bei den (offiziell bei ATI nicht aufgeführten) Chiptakten verspricht der Mobility 9200 keinen echten Vorteil. Er soll zwar mit bis zu 270 MHz arbeiten, doch in den uns bekannten Notebooks läuft er mit maximal 250 MHz -- ein Takt, den der Mobility 9000 auch schon in vielen Notebooks erreicht.

Als spitzfindige Konsequenz verkauft ATI eine "special version" des 9000er mit den Spezifikationen des 9200 und erlaubt Notebook-Herstellern wie HP, Geräte mit diesem speziellen 9000er unter dem "9200 brand" zu verkaufen.

Besonders viel Mühe hat ATI sich bei der "special version" jedoch nicht gegeben: Sie meldet sich mit der gleichen PCI-ID 4C66 wie der Mobility 9000, und selbst der Aufdruck ist der gleiche, wie wir nach dem Aufschrauben eines HP nx7000 feststellen mussten. Als einziger sichtbarerer Vorteil für den Kunden nennt der Grafiktreiber diesen Chip "Mobility Radeon 9200". Den Besitzern von HP-Notebooks geht damit allerdings keine Leistungs verloren, denn auch ein echter Mobility 9200 (mit der PCI-ID 5C61) hätte in diesem Notebook mit dem nur AGP-4X fähigen i855PM-Chipsatz (selbst das Dothan- und PC2700-taugliche Stepping B1 unterstützt nur AGP-4X) keine Mehrleistung erbracht.

Auch scheint ATI nicht sehr stolz auf den Mobility Radeon 9200 zu sein, denn sucht man nach Notebooks mit diesem Chip, findet man bei ATI kein einziges.

Dem Kunden bleibt nur, bei Notebooks mit dem Mobility 9200 wie dem Acer Aspire 2000, HP compaq nx7000 oder HP Pavillion zt3000 gar nicht erst zu hoffen, dass der Grafikchip mehr kann als der Mobility 9000. Der 9200 hat keine in Notebooks nutzbaren Vorteile gegenüber dem 9000. Erweiterte Features wie DirectX 9 bietet weiterhin erst der schon in einigen Notebooks eingebaute ATI Mobility 9600. (jow)