Bevölkerungsschutz: BBK testet europäisches Warnsystem Galileo EWS

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe testet das europäische, Satelliten-basierte Warnsystem "Galileo Emergency Warning Service".

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Darstellung eines OneWeb-Satelliten mit ausgefalteten Solarpanelen im Erdorbit

(Bild: Andrey Armyagov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) testet das Frühwarnsystem Galileo Emergency Warning Service (Galileo EWS). Galileo EWS ist ein Notfallwarndienst, der den nationalen Katastrophenschutzbehörden zur Verfügung gestellt wird, um vor sich anbahnenden Katastrophen in betroffenen Regionen zu warnen. Damit will das BBK seinen Warnmittelmix für Deutschland ergänzen, Galileo EWS soll kein System ersetzen. Ein voraussichtlicher Start des Warnsystems ist noch nicht bekannt.

Zum derzeitigen Warnmittelmix gehören Radio, Fernsehen, Internetseiten, soziale Medien, digitale Stadtanzeigetafeln, Lautsprecherwagen, Sirenen und Warns-Apps wie NINA, Biwapp, KatWarn oder Warnwetter vom Deutschen Wetterdienst. Bis 2024 soll das Warnsystem Galileo EWS über die Infrastruktur des Europäischen Globalen Navigationssatellitensystems (Galileo) durch das Projekt Stellar bereitgestellt werden, das im April 2022 startete.

Im Gegensatz zu Cell Broadcast (SMS-CB) soll Galileo EWS nicht mit Freitextangaben funktionieren. Stattdessen werden weltweit generische Warnungen über das europäische Satellitensystem versendet. Warnungen erreichen Mobilfunkgeräte, die über ein Global Navigation Satellite System (GNSS-Modul) verfügen. Dazu gehören beispielsweise Smartphones, Autonavigationssysteme und weitere.

Zu den gelisteten Warnkategorien gehören laut EU-Kommission (PDF) beispielsweise die Ereignisse "Tsunami, Waldbrand, Pandemie, Vulkanausbruch, Sturm, Industrieunfall, giftige Gase, Luftverschmutzung". Außerdem werden auch Dauer und Radius der Warnungen sowie der Umkreis selbiger in Ellipsen zwischen 0,5 bis zu 11.000 Kilometern angegeben. Ebenso gibt es Bibliotheken für verschiedene Anweisungen im Ernstfall.

BBK testet Galileo EWS (3 Bilder)

Warnkonzept von Galileo EWS (Bild: EU-Kommission)

Dabei kommen vorkodierte Bibliotheken mit EWS-spezifischen Anweisungen zum Einsatz, mit denen aber auch Warnungen in den jeweiligen Landessprachen übersetzt werden können. Galileo funktioniert über eine Schnittstelle. In Deutschland verschickt beispielsweise das BBK Warnungen an die Schnittstelle des Satelliten-Warnsystems, die dann über eine Bodenstation Satelliten erreichen. Anschließend gelangen die Warnungen auf die mobilen Endgeräte, unabhängig vom terrestrischen Mobilfunk oder Internetzugang.

Teil des Stellar-Projekts ist ein Konsortium aus fünf Partnern mit entsprechender Expertise. Die Generaldirektion für Verteidigungsindustrie und Weltraum (DEFIS) der Europäischen Kommission hatte im Juni 2022 den Zuschlag "Emergency Warning Service Demonstrator" an das Stellar-Konsortium vergeben, das aus Telespazio (FR), der Software-as-a-Service-Anbieter für Krisenmanagement F24 (FR/GER), der European Emergency Number Association (BE), dem Centre National d’Etudes Spatiales (FR) und Thales Alenia Space (FR) besteht. In dem Projekt sollte eine Methode getestet werden, mit dem die Bevölkerung im Falle einer drohenden Katastrophe in großem Umfang erreicht werden kann. Zusammen mit Behörden wird das System in Europa vorgestellt.

Zu den wichtigsten Funktionen der Galileo-Infrastruktur gehören laut F24:

  • zentraler Zugriff auf die Galileo-Infrastruktur für nationale Alarmierungsdienste
  • globale Abdeckung über das Galileo-Signal im Weltraum
  • Warnmeldungen werden durch Standard-GNSS Geräte empfangen
  • eine in der Nachricht geografisch kodierte Information über das Gefahrengebiet

Nach einem ersten Test im September 2022 wird seit Februar 2023 auch in Deutschland – etwa bei besonders schlimm betroffenen Gebieten bei Unwetter – mit Cell Broadcast gewarnt. Dazu werden über das vom BBK betriebene modulare Warnsystem (MoWaS) Warnungen und Cell Broadcast sogenannten SMS-CB unidirektional an die Bevölkerung herausgeschickt, wobei CB für Cell Broadcast steht. Inzwischen erreichen die SMS-CB auch einen Großteil der Smartphones und Handys in den jeweiligen Warnregionen, die von einem schrillen Piepton begleitet werden.

Auch nach dem Unwetter kam es erneut zu witterungsbedingten Warnungen. Bei warnung.bund.de werden aber auch über Trinkwasserunfälle oder Gefahren wie der amerikanischen Faulbrut informiert, wonach das Veterinäramt Passau Bienenbesitzern angeordnet hat, ihre Bienenvölker in einem bestimmten Sperrbezirk auf die bakterielle Brutkrankheit zu untersuchen.

Warnmeldungen auf warnung.bund.de (4 Bilder)

Warnmeldungen auf warnung.bund.de (Bild: BBK )

Aktuelle Warnmeldungen sind über die Seite warnung.bund.de, aber beispielsweise auch über die Warn-App NINA einsehbar. Insgesamt hatte der vergangene bundesweite Warntag laut BBK mehr als 90 Prozent von 833.000 Befragten über verschiedene Kanäle erreicht.

(mack)