Die FDP als Freund der IT
Welch ein Desaster für die FDP: Die Wähler in 100 Tagen fast halbiert, und in NRW, wo demnächst gewählt wird, bangt man schon. Zeit für uns ITler, unserer Partei zu helfen.
- Nicolai Josuttis
Manchmal ist es doch wirklich erstaunlich, wie ungerecht die Welt ist. Da bekommt die Piratenpartei mit fast 850.000 Zweitstimmen aus dem Stand ziemlich genau zwei Prozent, und nun meinen alle, dass das die Partei der ITler ist, weil sie sich fĂĽr ein "Freies Kopieren und freie Nutzung" und gegen Software-Patente einsetzt.
In Wahrheit, soviel haben die letzten 100 Tage gezeigt, ist die FDP unsere Partei. Denn wer sonst schafft es unter dem Deckmantel der Steuergerechtigkeit (immerhin müssen Ostseeurlauber jetzt nicht mehr wegen der hohen Mehrwertsteuer in Österreich übernachten) trickreich den vielen Software-Firmen und IT-Dienstleistern lukrative Aufträge zuzuschustern? Was haben wir jetzt nicht alle in kürzester Zeit an Sonderbehandlungen für Übernachtungen zu programmieren. Durch die "Vereinfachung", dass bei Hotelaufenthalten nun zwischen dem Steuersatz von Übernachtungen und Frühstück unterschieden werden muss, müssen wir Kassensysteme, Abrechnungsprogramme, Reisekostenprogramme, Steuerprogramme und so weiter auf allen Ebenen umschreiben. Einfache Pensionen, Familienhotels, Hotelketten, alle Firmen mit übernachtenden Mitarbeitern, Finanzämter, Steuerberater hauen die Aufträge zur Überarbeitung ihrer Programme nur so heraus. Wenn das kein Konjunkturprogramm ist, was dann?
Schade nur, dass das Programm einmalig ist. Deshalb hier mein Aufruf: Sucht nach weiteren Themen, bei denen bisher noch keine unterschiedliche Mehrwertsteuer ausgewiesen wird und gleichzeitig ein Grund gefunden werden kann, weshalb eine Verkomplizierung des Sachverhalts dringend geboten ist. Wie wäre es mit einer Unterscheidung zwischen Hardware-Reparatur und Software-Reparatur. Und Telefonate zu Familienmitgliedern sind natürlich ein Grundbedürfnis, das im Gegensatz zu allen anderen Telefonaten nur mit sieben Prozent besteuert werden darf (hier sei allerdings kurz eingestreut, dass der Effekt leider nicht so groß ist, weil NATO-Mitarbeiter schon jetzt bei Mobilfunkunternehmen einen gesonderten Steuersatz haben). Oder: Aufwände für Blogs zum Thema Politik müssen mit einem ganz neuen Steuersatz von 3,5 Prozent versehen werden, da das ja der politischen Kultur unseres Landes zugute kommt.
Also, lasst uns ein Thema aussuchen, wie Mövenpick eine Millionen Euro sammeln und die Änderung bei der FDP einkippen – und unsere Einnahmen für nächstes Jahr sind gesichert. Es sollte nur schnell gehen, denn womöglich merkt jemand etwas, und die FDP wird nicht mehr gewählt. ()