Polizei stürmt Worldcoin-Lagerhaus in Nairobi

Nachdem Worldcoin zuerst weitere Iris-Scans in Kenia untersagt wurden, stürmte die Polzei dort nun ein Worldcoin-Lagerhaus und beschlagnahmte mehrere Maschinen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 46 Kommentare lesen
Künstlerische Darstellung: Das grün beleuchtete Auge einer Frau wird gerastert

(Bild: ra2 studio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Die Polizei hat am Wochenende eine Razzia in einem Lagerhaus von Worldcoin in Kenias Hauptstadt Nairobi durchgeführt. Dabei hat sie mehrere Geräte beschlagnahmt. Das berichteten am Montag mehrere kenianische Medien.

Laut einem Online-Bericht des Radiosenders Capital FM erschienen die Beamten bewaffnet und mit einem Durchsuchungsbefehl in dem Worldcoin-Lager und verließen das Gebäude mit Maschinen, auf denen sie die von der Firma gesammelten Daten vermuten. Diese würden von der Polizei ausgewertet. In dem Bericht ist von machines, Maschinen, die Rede. Vermutlich handelt es sich dabei um die Iris-Scanner, die das Kryptowährungsprojekt einsetzt, um aus den Iris-Scans eine ID zu generieren. Im Gegenzug gibt es für die Freiwilligen Worldcoin-Krypto-Token.

Die Datenschutzbeauftragte Immaculate Kassait verteidigte das Vorgehen; die Worldcoin-Muttergesellschaft habe bei der Registrierung ihre wahren Absichten nicht offengelegt. Hinter dem US-Unternehmen Tools for Humanity steht OpenAI-Chef Sam Altman, der das Unternehmen mitgegründet hat. OpenAI hat mit dem KI-gesteuerten Chatbot ChatgPT für Furore gesorgt. Kenias Innenminister Kithure Kindiki erklärte vergangenen Donnerstag vor dem Parlament, das Unternehmen Tools for Humanity sei nicht als juristische Person in Kenia registriert.

Zu den Ermittlungen kam es, nachdem die kenianische Regierung in der vergangenen Woche die Geschäftstätigkeit von Worldcoin im Land unter Berufung auf Sicherheitsbedenken ausgesetzt hatte. Kenia hat weitere Iris-Scans untersagt. Worldcoin darf in Kenia bis auf Weiteres keine biometrischen Daten von Freiwilligen mehr sammeln.

Das kenianische Kommunikationsministerium meldete nach einer ersten vorläufigen Prüfung in der vergangenen Woche regulatorische Bedenken sowie Sorge hinsichtlich sicherer Speicherung der sensiblen biometrischen Nutzerdaten an. Er kündigte an, mehrere Behörden würden Worldcoin unter die Lupe nehmen. Datenschutzexperten befürchteten, dass sensible Daten, die beim Scannen der Iris einer Person erfasst werden, in die falschen Hände geraten könnten, schreibt Capital FM.

Die kenianische Kapitalmarktbehörde (CMA) erklärte, sie sei besorgt über die fortlaufende Registrierung, und teilte den Kenianern mit, dass Worldcoin in Kenia nicht reguliert sei. Nach kenianischem Recht haben Einzelpersonen ein Recht darauf, dass ihre persönlichen Daten nicht unnötig abgefragt oder offengelegt werden.

Worldcoin bietet Menschen, die sich bereit erklären, ihre Iris scannen zu lassen, Krypto-Token an. Das Kryptoasset Worldcoin verbindet die gleichnamige Ethereum-basierte Layer-2-Kryptowährung mit einer digitalen ID, die durch einen Iris-Scan erzeugt wird.

Den größten Teil des Montags, 7. August, konnten Tausende kenianische Worldcoin-Nutzer allerdings nicht auf die mit dem Scannen ihrer Augäpfel verdienten Krypto-Token zugreifen. Das meldete die kenianische Online-Zeitung Tuko. Beim Versuch auf die Token zuzugreifen, erhielten User Nachrichten mit der Aufforderung, es später noch einmal zu versuchen. Das Unternehmen bestätigte den Systemausfall.

Am Donnerstag hat Worldcoin mitgeteilt, es plane, Kontrollmaßnahmen zu ergreifen und mit Kenias Regierung zusammenzuarbeiten, bevor es seine Arbeit wieder aufnehme. Worldcoin erklärte, dass es Kenia als erstes afrikanisches Land für den Start der Plattform ausgewählt habe, weil der Tech-Bereich im Land bereits boomt und es mehr als vier Millionen Kenianer gebe, die mit Kryptowährungen handeln. Bis Dienstag, den 1. August, eine Woche nach dem Start von Worldcoin in Kenia, hatten sich laut Tuko bereits mehr als 350.000 Kenianer für den Kryptowährungsdienst registriert.

Worldcoin wurde bereits in verschiedenen Ländern eingeführt, darunter Indonesien, Frankreich, Japan, Deutschland, Spanien und das Vereinigte Königreich. Die Datenaufsichtsbehörden einiger Länder haben angekündigt, dass sie Worldcoin prüfen werden.

(akn)