DRM: Wahl zwischen Hollywood und Freiheit

Dem Präsidenten der Free Software Foundation (FSF) Europe zufolge schließen sich DRM und freie Software gegenseitig aus.

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Systeme fürs Digital Rights Management (DRM) und freie Software schließen sich gegenseitig aus. Dies erklärte Georg Greve, Präsident der Free Software Foundation Europe, am Freitagabend auf dem Symposium DRM und Alternativen an der Humboldt-Universität in Berlin. Freie Software "basiert auf dem mündigen Menschen" und stehe für den "selbstbestimmten Zugriff auf die Kulturtechnik Software", begründete Greve philosophisch den Gegensatz. "DRM hängt davon ab, den Nutzer zu entmündigen". Die Überwachungstechnik nehme ihm viele Fähigkeiten, die der Computer eigentlich biete. Um das Kontrollsystem abzudichten, würden die Medien- und die Computerindustrie zudem eine technische Schicht dazupacken: das so genannte Trusted Computung (TC). Damit hintergehe der Rechner seinen Herrn endgültig und lasse ihm nur noch "die Wahl zwischen Hollywood und der Freiheit". Wer TC nicht einsetze, erhalte keinen Zugang zu Medienangeboten der großen Konzerne mehr.

Für den Hamburger Free-Software-Advokaten stellt sich die grundlegende Frage, ob "[wir] einen technokratischen Überwachungsstaat oder eine Demokratie wollen." DRM und Trusted Computing verstoßen seiner Meinung nach gegen Prinzipien der universellen Menschenrechtserklärung wie das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf die Teilhabe am kulturellen Leben. Dahinter sieht Greve die "Agenda 1901" der Medienkonglomerate am Werk. Diese ziele darauf ab, die Verbreitung von Inhalten und Wissen auf den Stand Anfang des vergangenen Jahrhunderts mit seinen analogen Techniken zurückzuschrauben. Besorgnis erregend sei dabei vor allem, dass selbst Regierungen nur Nutzer des aufgezogenen Kontrollsystems würden -- und damit "genauso fremdkontrolliert und überwachbar" wie normale Anwender.

Mit seiner Haltung positioniert sich Greve klar gegen den "Linux-Vater" Linus Torvalds. Der hatte im Frühjahr 2003 mit seiner Ansage für Aufregung in der Open-Source-Szene gesorgt, dass DRM mit Linux "o.k." sei. Die GNU General Public License (GPL), unter die der Linux-Kernel fällt, werfe der Kontrolltechnik keine Steine in den Weg. Dieser Behauptung stehen laut Greve auch lizenztechnische Hürden entgegen: Noch habe kein Befürworter von DRM auf Systemen unter freien Softwarelizenzen die Frage beantwortet, "wie es gehen soll". Schließlich gäben die GPL und verwandte rechtliche Konzessionen dem Nutzer die Freiheit, Software beliebig zu verändern. Darunter falle auch, digitale Dateien "in ein anderes Format zu packen oder auf die Platte zu schreiben." Damit ließen sich die Kontrollmechanismen von DRM immer unterwandern.

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(Stefan Krempl) / (ghi)