Neue Dialer-Maschen

Nachdem die Richtlinien für legale Dialer immer strenger werden, versuchen immer mehr Anbieter, die Vorschriften trickreich zu umgehen.

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Von
  • Urs Mansmann

Bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen häufen sich derzeit Beschwerden über Rechnungen der Hanseatischen Abrechnungssysteme GmbH. Den Betroffenen wird ein Betrag von 69,95 Euro in Rechnung gestellt. Nach Darstellung des Unternehmens hätten sich die betroffenen Verbraucher zu einem "Internet Service" angemeldet und könnten einen Monat lang ein Internet-Portal nutzen. Nach Angaben der Verbraucherzentrale können sich die meisten angeblichen Kunden aber nicht an den Abschluss eines Vertrages erinnern.

Karin Goldbeck, Juristin der Verbrauchzentrale Niedersachsen warnt davor, diese Rechnungen zu begleichen. "Bezahlen muss nur, wer auch einen Vertrag geschlossen hat." Den Beweis dafür müsse der Anbieter erbringen, bislang sei dies in keinem der bekannt gewordenen Fälle geschehen. Grund für die Rechnungsstellung ist ein Dialer-Programm, das eine Frankfurter Nummer anwählt. Offenbar ermittelt der Anbieter die Adresse dann über eine Umkehr-Suche in Telefonverzeichnissen. Falls die Nummer nicht verzeichnet ist, versucht es das Unternehmen nach Berichten von dialerschutz.de mit Anrufen, bei denen unter verschiedenen Vorwänden die Adresse erfragt wird.

Kaum Chancen lässt den Kunden aber eine andere Dialer-Variante, die so genannten Auslandsdialer. Bei den Verbraucherzentralen sind inzwischen erste Fälle gemeldet worden, in denen Dialer-Programme Anschlüsse in Nauru (00674) und den Tschagosinseln (00246) angewählt haben. Die dortigen Telefongesellschaften teilen sich den Gewinn aus solchermaßen ergaunerten Anrufen offenbar mit den Dialer-Betreibern, die ansonsten keinen Grund hätten, einen solchen Dienst aufzuziehen.

Hier hat der Kunde kaum eine Möglichkeit, sich zu wehren -- bei Auslandsverbindungen ist die Regulierungsbehörde nicht zuständig. Gegen den Posten auf der Telefonrechnung Einspruch zu erheben, dürfte ebenfalls keinen Erfolg bringen, solange die Verbindung tatsächlich stattgefunden hat. Gegen die Telefongesellschaften der Inselstaaten rechtlich vorzugehen, dürfte unmöglich sein. Aber das Dialer-Geschäft ist nicht auf obskure Zwergstaaten beschränkt. Im Zusammenhang mit Dialern war auch der französische Satelliten-Betreiber Eutelsat aufgefallen. Nachfragen von heise online wurden seitens des Anbieters mit ausdauerndem Schweigen beantwortet.

Eine Rufnummernsperre hilft in den oben genannten Fällen nicht weiter. Wer nicht per DSL surft und daher auf eine Verbindung seines Computers zum Telefonnetz angewiesen ist, sollte daher die Anschaffung eines Dialer-Blockers in Betracht ziehen, der im Fachhandel erhältlich ist. Zwischen das Modem beziehungsweise die ISDN-Karte und den Telefonanschluss geschaltet, lassen solche Geräte nur die Anwahl vorher freigegebener Rufnummern zu und legen damit auch illegalen Dialer-Anbietern zuverlässig das Handwerk. (uma)