CDU/CSU: Bundesregierung muss sich mehr für KI engagieren

Die Bundesregierung soll sich nach Meinung von CDU und CSU mehr für die Entwicklung von KI in Deutschland und Europa engagieren. Das wird Thema im Bundestag.

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(Bild: vs148/Shutterstock.com)

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CDU und CSU im Deutschen Bundestag verlangen von der Bundesregierung mehr Engagement für Künstliche Intelligenz. Sie habe es versäumt, die seit fünf Jahren existierende, noch von der Vorgängerregierung erarbeitete KI-Strategie weiterzuentwickeln. Dabei seien aber "aktiver politischer Gestaltungswille, Transparenz über die bereitgestellten Finanzmittel und schnelle Umsetzungsmaßnahmen dringend erforderlich, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten", heißt es in einem Antrag der Fraktion, der am kommenden Donnerstag im Plenum des Bundestags debattiert werden soll.

Das Bundesforschungsministerium hatte im vergangenen August einen Aktionsplan vorgelegt, laut dem der Staat künftig Werkzeuge, Kompetenzen und Infrastrukturen rund um KI als "Teil der Grundversorgung" bereitstellen soll. 1,6 Milliarden Euro will das Forschungsministerium in den nächsten zwei Jahren auf diesem Feld investieren. Der Aktionsplan zeige "zwar viele Handlungsfelder auf", schreiben CDU und CSU in ihrem Antrag, die Finanzierung der einzelnen Umsetzungsschritte bleibe jedoch unklar.

Die Oppositionsfraktion hält der Bundesregierung vor, dass ihr Haushaltsentwurf im Bereich KI Einsparungen von etwa ein Viertel vorsehe. Der Posten für IT-Infrastruktur im KI-Bereich werde von 24 Millionen auf 18 Millionen Euro gekürzt. Auch seien die bis zu 30 Humboldt-Professuren auf dem Gebiet der KI bis 2024 bisher nicht alle vergeben worden.

Nun solle die Bundesregierung die Voraussetzungen dafür schaffen, dass vorhandene Supercomputing-Infrastruktur ausgebaut und erweitert werden kann, mit denen große KI-Modelle erstellt werden könnten. Zu den erweiterten Kapazitäten zum Beispiel am FZ Jülich oder LRZ Garching sollten Start-ups, KMU und Open-Source-Entwickler einen eigenen Zugang bekommen. Für Open-Source-KI solle es eine besondere Förderung geben.

Mitte September war ein Positionspapier der CDU bekannt geworden, laut dem die deutsche Justiz und Verwaltung künftig umfassend auf Künstliche Intelligenz setzen sollen. Das soll nicht nur die Verwaltung funktionsfähig halten, sondern auch Mitarbeiter entlasten und Amtsgänge vereinfachen. Der aktuelle Antrag der CDU und CSU (PDF) geht über die darin geschilderten Positionen hinaus.

CDU und CSU meinen, dass Foundation Models genannte große KI-Modelle für Deutschland und Europa große Chancen böten. Diese seien entscheidend für die weitere technologische Entwicklung, da sie die Art und Weise transformieren helfen, wie KI-Systeme gebaut werden. Da sie mit einer großen Datenmenge trainiert würden, könnten sie nachher an Aufgaben angepasst werden. In den USA gebe es bereits solche großen KI-Modelle, Europa hingegen müsse hier schnell wettbewerbsfähig werden, um nicht von US-Technologie abhängig zu sein. "Die Entwicklung und Anwendung der Technologie sollten auf europäischen Werten fußen", heißt es in dem Antrag.

Quantencomputing könne die Entwicklung von KI stark vorantreiben, schreibt die Fraktion weiter. Das Potenzial liege unter anderem darin, komplexen Prozessen wie Logistik, Medikamentenentwicklung, Cybersicherheit, Risikomanagement im Finanzwesen, Netzwerkplanung oder maschinelles Lernen zu optimieren und zu beschleunigen. Mit KI sei es zudem möglich, "durch maßgeschneiderte elektromagnetische Felder Quantenteilchen viel schneller und effizienter als bisher präzise zu kontrollieren."

Als ein weiteres Stichwort taucht in dem Antrag "Neuromorphes Computing" auf, bei dem versucht werde, die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns zu emulieren, um maschinelles Lernen und Datenverarbeitung zu optimieren. Der Ansatz könne die Leistungsfähigkeit von KI signifikant steigern und sei insbesondere nützlich für komplexe Aufgaben wie visuelle und auditive Signalverarbeitung, Entscheidungsfindung und autonome Robotik.

CDU/CSU verweisen auf Medienberichte, laut denen Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen, Organisationen und Unternehmen Chatmodelle für dienstliche Aufgaben nutzten, insbesondere ChatGPT. Hier zählt die Fraktion Softwareentwicklung und Debugging auf, aber auch viele andere Wissenstätigkeiten. Dadurch könne organisationsinternes Wissen abfließen, große Unternehmen gingen daher dazu über, eigene "On-Premise-Systeme" bereitzustellen, um KI in eigener, geschützter Umgebung zu nutzen. Auch staatliche Einrichtungen müssten so vorgehen, heißt es in dem Antrag.

KI sollte überhaupt als zentraler Lerninhalt in Bildungsangeboten gestärkt werden. Das Wissen über KI-Modelle, auch über ihre möglichen soziokulturellen Auswirkungen, müssten "in der Breite der Gesellschaft" verankert werden. Nicht zuletzt müssten über die inländischen Potenziale hinaus qualifizierte KI-Fachkräfte gewonnen und internationale Talente im Bereich der KI-Forschung gezielt angeworben werden, schreiben CDU und CSU in dem Antrag.

(anw)