MWC: Breitband ĂĽber alles

Auf dem Mobile World Congress ĂĽberschlagen sich die Hersteller der Netzinfrastruktur wieder einmal bei den Geschwindigkeiten der kommenden Netztechniken.

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Auf dem Mobile World Congress gibt es nicht nur zahlreiche Neuvorstellungen von Geräten und Anwendungen, auch die Netztechnik spielt eine große Rolle. Die Hersteller der Netzinfrastruktur nutzen die Messe, um die Netzbetreiber und die Öffentlichkeit auf neue Funktionen ihrer Technik aufmerksam zu machen und stellen neue Techniken zur Erhöhung der Datenrate in den Netzen vor.

Bereits teilweise im Einsatz ist die Erweiterung des aktuellen Netzstandards HSPA, HSPA+ oder Evolved HSPA genannt. 21 MBit/s, 42 MBit/s und sogar 84 MBit/s – die HSPA+-Technik nähert sich damit dem an, was die Entwickler eigentlich erst für die nächste Generation der Netze versprochen hatten. Nokia Siemens Networks zeigt auf dem MWC gar HSPA+ mit 112 MBit/s. Mit Mehrantennentechnik und einem höherwertigen Modulationsverfahren reizen die Ingenieure die vorhandene Technik weiter aus. Vorteil für die Netzbetreiber ist, dass sie kein komplett neues Netz aufbauen müssen, sondern die Erhöhung der Datenraten teilweise über ein Software-Update der Basisstationen bekommen.

In München läuft bereits ein Testnetz von O2, in dem ausgewählte Kunden des Netzbetreibers Dateien mit maximal 28 MBit/s aus dem Netz laden können. T-Mobile will sein Netz im nächsten Jahr streckenweise mit 42 MBit/s ausbauen; auch E-Plus plant mit HSPA+, wenn auch nur mit 21 MBit/s. Der vierte deutsche Netzbetreiber Vodafone will nach bisherigen Informationen gleich auf die nächste Stufe der Netzentwicklung setzen.

Tests der neuen Netztechnik LTE (Long Term Evolution) laufen bereits seit einiger Zeit; in Stockholm und Oslo wurden Mitte Dezember 2009 die beiden weltweit ersten kommerziellen Mobilfunknetze in Betrieb genommen. Laut dem Infrastrukturhersteller Ericsson sind in Stockholm Downlink-Übertragungskapazitäten von über 100 MBit/s pro Funkzelle durchaus möglich, 20 bis 80 MBit/s der Normalfall.

Auf dem MWC treiben die Hersteller die Datenraten weiter nach oben, allerdings nur in Testinstallationen. So zeigt Ericsson LTE mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 1 GBit/s. Dies ist allerdings keine Technik, die in den Netzen wirklich zum Einsatz kommen wird, sondern lediglich ein Beweis, dass die Techniker des Unternehmens ihr Handwerk verstehen: Ericsson kombiniert hier vier jeweils 20 MHz breite Kanäle – im kommerziellen Einsatz werden die Nutzer mit einem Kanal auskommen müssen. Zudem ist Funk ein "shared Medium": Alle in einer Zelle eingebuchten Teilnehmer teilen sich die Kapazität, dadurch bleibt für den Einzelnen manchmal nur ein Bruchteil der versprochenen Geschwindigkeit über.

Die Ablösung von UMTS/HSPA durch den Nachfolger LTE wird zwar noch auf sich warten lassen, ist aber nicht mehr aufzuhalten. Im Frühjahr steht in Deutschland erneut eine Versteigerung von Mobilfunk-Frequenzen an – vor allem der Bereich der digitalen Dividende um 800 MHz, der durch die Digitalisierung der terrestrischen TV-Ausstrahung frei wurde, ist dabei für die Netzbetreiber interessant. Zwar werden die Frequenzen technologieunabhängig vergeben, doch planen die Netzbetreiber auch in Deutschland bereits mit der LTE-Technik.


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(ll)