Prozess gegen FTX-Chef: SBF schiebt seinen Anwälten die Verantwortung zu

Bislang läuft es nicht gut für Sam Bankman-Fried im Prozess rund um die FTX-Pleite, nun hat er selbst ausgesagt. Vielversprechend wirkte das aber nicht.

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FTX-Logo hinter Gerichtshammer

(Bild: Sergei Elagin/Shutterstock.com)

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Im Verfahren gegen Sam Bankman-Fried hat der ehemalige FTX-Chef erstmals selbst ausgesagt und dabei versucht, seinen Anwälten die Schuld zu geben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und erklärt, dass diese erste Befragung ohne Jury stattgefunden hat. Die sei nach Hause geschickt worden, damit der vorsitzende Richter erst einmal habe prüfen können, welche Aussagen des 31-Jährigen überhaupt zugelassen werden. Der habe jetzt behauptet, dass die Anwälte von FTX an der Entscheidung beteiligt gewesen seien, firmeninterne Nachrichten im Messenger Signal automatisch zu löschen und Geld von FTX an den Hedgefonds Alameda Research zu geben sowie Geld von dort an FTX-Manager zu verleihen.

In der Befragung hat Bankman-Fried (SBF) demnach versucht, gleich mehrere zentrale Vorwürfe der Anklage zu entkräften. Die lastet ihm etwa an, Angestellte von FTX angewiesen zu haben, ihre Kommunikationskanäle auf Slack und Signal so einzustellen, dass die Nachrichten automatisch verschwinden. Laut The Verge betrifft das allein 288 Chatgruppen auf Signal, zu denen SBF Zugang hatte. Auf konkrete Gespräche, in denen sein juristischer Beistand diese Vorgehensweise abgesegnet hat, konnte der ehemalige Milliardär demnach aber nicht verweisen. Auch in Bezug auf den kritisierten Umgang mit dem Geld der Kundschaft von FTX und den Geschäften mit Alameda konnte er den Berichten zufolge nicht auf konkrete Gespräche verweisen.

Insgesamt deuten die Berichte nicht darauf hin, dass SBF mit seinen Einlassungen wirklich überzeugen kann. Gleichzeitig zitiert Reuters Rechtsexperten mit der Einschätzung, dass der ehemalige FTX-Chef nicht mehr viel zu verlieren habe. In den vergangenen Prozesstagen sei ein derart negatives Bild von seinem Gebaren und seinem Charakter gezeichnet worden, dass er darauf hoffen dürfte, mit einer Aussage für einen Befreiungsschlag zu sorgen. Normalerweise kommen Angeklagte in solchen Prozessen vor einer Jury nicht zu Wort, erklärt die Nachrichtenagentur. Sollte es tatsächlich dazu kommen, könnte die Aussage von SBF etwa fünf Stunden dauern, bevor das Kreuzverhör beginnt.

Bankman-Fried wird vorgeworfen, Gelder von FTX-Kunden ohne deren Wissen abgezweigt und für persönliche Bereicherung genutzt zu haben. Der Prozess gegen ihn läuft seit Anfang Oktober und bislang sieht es nicht gut für ihn aus. Enge Vertraute wie seine ehemalige Lebensgefährtin Caroline Ellison kooperieren mit der Anklage und sagen gegen ihn aus. Der Angeklagte plädiert auf unschuldig. Nachdem er sich lange gegen Kaution zu Hause auf den Prozess hatte vorbereiten können, war er vor wenigen Wochen ins Gefängnis gesperrt worden, weil er versucht haben soll, sie als wichtigste Zeugin einzuschüchtern. Er hatte private Tagebücher von ihr an die New York Times gegeben.

(mho)