Ein "Safe Space für Rassisten": Neue Kritik an Moderation auf X/Twitter

Das CCDH steht im Fokus von Elon Musk, jetzt hat die Organisation hunderte regelwidrige Beiträge auf X/Twitter gemeldet und die fehlende Reaktion kritisiert.

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Unscharfer Elon Musk hinter Smartphone mit Logo von X vor Twitter-Vogel

(Bild: kavi designs/Shutterstock.com)

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Das gemeinnützige Center for Countering Digital Hate (CCDH) erhebt Vorwürfe gegen den Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter), weil dort geteilte antisemitische, islamophobe und Palästinenser-feindliche Beiträge nicht entfernt würden. Ende Oktober habe man testweise 200 Beiträge, die gegen die Regeln der Plattform verstoßen, mit den dafür vorgesehenen Werkzeugen gemeldet. Eine Woche später habe man überprüft, ob sie noch abrufbar seien. 196 habe man wiedergefunden, darunter solche, die den Nationalsozialismus glorifizieren, den Holocaust leugnen, zur Gewalt gegen Juden, Muslime und Palästinenser anstacheln und in denen es heißt "Hitler sah die Juden als das, was sie waren". Auch nach der Veröffentlichung der Kritik sind einige Beiträge noch online.

Zwar handelt es sich bei den untersuchten Beiträgen nur um einen winzigen Teil der Kurzmitteilungen auf X/Twitter, aber zusammen seien sie trotzdem mehr als 24 Millionen Mal angesehen worden, schreibt das CCDH. Geteilt wurden sie demnach von insgesamt 101 Accounts, 43 davon haben einen blauen Haken. Das heißt, für sie wird bezahlt und sie gelten als "verifiziert". In den teilweise verlinkten Beiträgen werden antisemitische Karikaturen verbreitet, Verschwörungstheorien beworben, Muslime beleidigt und die Existenz eines palästinensischen Volks verleugnet. Dass sie nicht entfernt wurden, deute darauf hin, dass antisemitische und hasserfüllte Beiträge ungestraft auf X/Twitter verbreitet werden dürfen, meint das CCDH. Musk habe einen "Safe Space für Rassisten" geschaffen.

Das CCDH widmet sich nach eigener Aussage dem Schutz der Menschen- und Bürgerrechte angesichts von sozialen Netzwerken, auf denen Hass und Desinformation verbreitet werden. Wegen der Kritik an X/Twitter hat der US-Milliardär Elon Musk die Organisation im Sommer ins Visier genommen und ihr mit einer Klage gedroht. Er hat Twitter vor einem Jahr übernommen und einen Großteil der Belegschaft entlassen. Das Unvermögen, eindeutig regelwidrige Beiträge zu entfernen, sei "unvermeidliche" Folge der Entlassung des Personals für die Sicherheit auf und die Moderation der Plattform, kritisiert die Organisation jetzt noch. Die Zusicherung an die Werbeindustrie, dass das Problem Hatespeech unter Kontrolle sei, sei nichts mehr als eine leere Versprechung.

Von X/Twitter gab es zunächst keine Reaktion auf die neuerliche Kritik der Organisation. Wenige Stunden vor deren Statement hat der Kurznachrichtendienst allerdings einen Blogpost veröffentlicht, in dem es um den Umgang mit Inhalten geht, die gegen die Regeln der Plattform verstoßen. Darin hieß es unter anderem, bisher sei man gegen mehr als 325.000 Beiträge unter anderem wegen Hassrede vorgegangen. Mehr als 3000 Accounts seien entfernt worden. Bei über 25.000 Posts hätten die Teams wegen manipulierter Inhalte eingegriffen. Außerdem verweist das Unternehmen darin auf die Notes, also Hinweise unter Beiträgen, die Inhalte einordnen. Allein zum Konflikt im Gazastreifen habe es mehr als 10.000 davon gegeben.

(mho)