Vor 25 Jahren: Als .com, .edu und die anderen entstanden

Am 15. März 1985 wurde im entstehenden Internet das Domain Name System eingeführt. Fortan sollten merkbare Hostnamen die Verwaltung des Netzwerkes erleichtern. Heute soll eine entscheidende DNS-Umgestaltung nahezu beliebige Top Level Domains ermöglichen, und auch die politische Debatte um die Kontrolle über das Namenssystem tobt.

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Von
  • Detlef Borchers

Am 15. 3. 1985 wurde im entstehenden Internet das Domain Name System eingeführt. Fortan sollten merkbare Hostnamen die Verwaltung des Netzwerkes erleichtern, das längst nicht mehr nur aus einem Dutzend Rechner bestand. An diesem Tag wurden sechs Namen für die sogenannten Top Level Domains (TLDs) festgelegt: .com für kommerzielle Organisationen, .edu für Universitäten und Schulen, .gov für die Regierung, .mil für das Militär, .org für andere Organisationen und .net für sonstige Netzwerkressourcen bildeten den Grundstock des Systems. Zum 25. Geburtstag des Systems stehen einschneidende Änderungen bevor, wie die Debatte um neue Top-Level-Domains zeigt.

Mit den Arbeiten zum Übergang vom usprünglichen ARPAnet zum NFSnet war den Beteiligten klar, dass die herkömmliche manuelle Methode, die am Netz angeschlossenen Rechner mit ihren Adressen in einer einzigen Datei zu verzeichnen, nicht mehr zeitgemäß war. Vom Start des ARPAnet im Jahre 1969 wurde diese Datei täglich beim Network Information Center am Stanford Research Institute (SRI) aktualisiert, das auch die RFCs (Requests for Comments) verschickte. Mit dem RFC 882 und RFC 883 hatte eine Gruppe um Paul Mockapetris und Vint Cerf die Grundzüge eines verteilten Namenssystems erarbeitet, in dem so genannte Top Level Domains funktional unterschiedliche Einheiten des Netzes bezeichnen sollten, damit auf den ersten Blick klar ist, ob eine Firma, eine Universität oder die Regierung den entsprechenden Host-Computer betreibt.

Doch wie sollten die Namen aussehen? Jon Postel, der wichtigste Netzkoordinator, schlug .net und .gov als Top Level Domains vor, in Anlehnung an die damaligen Teilnetze wie CSNet, Bitnet und uucpnet. Doch diese Unterteilung war nicht fein genug. Schließlich war den Beteiligten klar, dass Firmen das Netz nutzen können und die Universitäten nicht unbedingt als Regierungseinheiten gesehen werden wollen. Das endgültige Schema prägte die Bibliothekarin Elizabeth "Jake" Feinler, die mit der täglichen Aktualisierung der Hosts-Datei beauftragt war. Neben den Vorschlägen von Postel legte sie .com für Commerce und .edu für Education fest. Weder Jon Postel noch Vint Cerf mochten ihre Vorschläge, doch hatten sie keine besseren Alternativen parat.

Der Erfolg des ersten TLD-Schemas lag in seiner Großzügigkeit. "My group ran the Arpanet/DDN Network Information Center located at SRI, and one of our duties was to be the naming registry for the network from 1970 – 1991. Everyone was clammering to get a TLD or to at least influence the selection, which was one reason we chose a very generic approach. The idea was that the name requestor would choose which generic TLD he or she thought matched best, then the community under that TLD would decide on the organization of its name space. In other words one size would not fit all. Military users would not want to structure their name space the same way academic users would, and so forth", erinnerte sich Elizabeth Feinler in einem Mailwechsel mit heise online.

Der erste Host, der gleich nach dem Start des DNS im neuen Schema adressierbar war, hieß Symbolics.com, danach folgten eine Vielzahl von Firmen, die es heute noch gibt. Siemens war die erste deutsche Firma, die sich im September 1986 als .com registrierte. Dies zu einer Zeit, als die internationalen Verzweigungen über zweistellíge Ländercodes (country code Top Level Domains, ccTLDs) bereits beim Umbau im Jahre 1985 mit 300 Endungen konzipiert waren. .us für die USA und .su für die Sowjetunion sollten die größten Einheiten werden, so die Annahmen vor 25 Jahren. Neben .de für Deutschland wurde seinerzeit .dd für die DDR vergeben.

Zur Feier des Jubiläums hat Verisign als Registry-Operator für .com und .net die Seite 25 Years of .com gestartet und eine Jury beauftragt, die 25 .com-Awards zu vergeben. Mit ihnen sollen die 25 Menschen und Unternehmungen geehrt werden, "die das Internet am meisten beeinflusst haben", wie Versign schreibt. Wer sich die Shortlist der 75 Kandidaten anschaut, wird Pioniere wie die Namensfinderin Elizabeth Feinler oder den Netzwerkmanager Ed Krol vermissen, der das DNS in den Anfangstagen betreute. Einzig Vint Cerf findet sich unter den Nominierten in der Liste, die mit dem "Internet-Erfinder" Al Gore beginnt und dem Schuhladen Zappos aufhört. Neben den Feierlichkeiten soll der US-amerikanische Ex-Präsident Bill Clinton morgen eine Rede über die politischen Bedeutung des Internets halten.

Das DNS-Jubiläum fällt in eine Zeit, in der das Internet wieder Gegenstand politischer Debatten geworden ist. Neben der Frage, wer die Oberaufsicht über das Internet-Namenssystem haben soll, wird wieder einmal besonders heftig ein Vorschlag an die ICANN diskutiert, eine so genannte Rotlicht-TLD einzuführen und .xxx als Kennung für Sex-Angebote zu nutzen. Dieser Vorschlag wird nicht nur von Betreibern abgelehnt, die sexuelle Inhalte hosten, sondern auch von Internet-Aktivisten. Sie befürchten, dass Regierungen mit einem Handstreich Zensur betreiben können, indem .xxx landesweit gesperrt wird.

Siehe dazu auch:

(jk)