Weltfunkkonferenz: Internationale Fernmeldeunion ebnet Weg für 6G

Die nächste Mobilfunkgeneration soll mit Datenraten bis zu 200 GBit/s KI, Gesundheitsanwendungen, Konnektivität und Nachhaltigkeit voranbringen.​

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(Bild: tum3123/Shutterstock.com)

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Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) hat im Vorfeld der noch bis zum 15. Dezember in Dubai stattfindenden Weltfunkkonferenz 2023 den Rahmen für die Entwicklung von Technologien und Standards für die sechste Mobilfunkgeneration (6G) veröffentlicht.

6G soll mit theoretisch erreichbaren Datenraten von bis zu 200 GBit/s Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz, digitales Gesundheitswesen und Internet der Dinge beflügeln sowie nachhaltige Konnektivität ermöglichen. "Mit der Einigung auf das weitere Vorgehen bei 6G haben die ITU-Mitgliedstaaten einen wichtigen Schritt getan", sagte ITU-Generalsekretärin Doreen Bogdan-Martin am Freitag.

Details des 6G-Rahmens sind in der Empfehlung ITU-R M.2160 für die "internationale Telekommunikation 2030" enthalten, die Regulierungsbehörden auf ihrer Funkkommunikationsversammlung im November in Dubai beschlossen haben. Die Mitgliedsstaaten gehen demnach "angesichts des stetigen Fortschritts und der schnellen Verbreitung von Technologien im Bereich der KI und insbesondere des maschinellen Lernens" davon aus, "dass Intelligenz in jedem Teil des Kommunikationssystems vorhanden sein wird".

Ein autonomes Management von Netzwerken durch KI könnte in gewissem Maße auch in der Lage sein, die Funkinfrastrukturen selbst zu überwachen, zu optimieren und zu reparieren, heißt es in dem 19-seitigen Papier. Auch die sogenannte Luftschnittstelle dürfte durch KI-Modelle verbessert werden. Ein auf KI ausgerichtete Funknetz würde automatisierte und intelligente Netzwerkdienste inklusive automatisierter Datenwahrnehmung, Bereitstellung von On-demand-Funktionen und "Echtzeitkommunikation mit extrem geringer Latenz" (Verzögerungszeit) ermöglichen.

Als digitale, mit 6G voraussichtlich kommende Gesundheitsdienste nennt die ITU unter anderem interaktive Fernüberwachung, Telediagnose und telemedizinische Fernunterstützung einschließlich vernetzter Krankenwagen, Tele-Rehabilitation und die erleichtere Durchführbarkeit klinischer Online-Studien. Die digitale Kluft insbesondere zwischen städtischen und ländlichen Räumen könnte so geschlossen werden.

6G soll zudem "möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben und Ressourcen effizient nutzen, indem der Stromverbrauch minimiert, Energie effizient genutzt und Treibhausgasemissionen reduziert werden". Prinzipien der Kreislaufwirtschaft trügen dazu bei, "den Wert von Ressourcen zu erhalten und zurückzugewinnen und die Lebensdauer durch so wichtige Überlegungen wie Wiederverwendung, Reparatur, Umnutzung oder Recycling zu verlängern".

Neue Mobilfunkgenerationen bräuchten voraussichtlich neues und mehr Spektrum "zur Steigerung der Datenraten, der Kapazität, neuer Anwendungen und zur Bereitstellung neuer Fähigkeiten", geben die Regulierer zu bedenken. 6G solle eine breite Palette von Frequenzbändern nutzen, die von unter 1 GHz bis zu über 100 GHz reichen. Die niedrigen Frequenzbereiche seien weiter von entscheidender Bedeutung, "um eine landesweite Abdeckung zu ermöglichen" und Verbindungen in Innenräumen zu verbessern.

Die maximal erreichbare Datenrate unter idealen Bedingungen pro Gerät geben sie mit Werten von 50, 100 und 200 GBit/s an. Bei 5G liegt sie bei 20 GBit/s. Das Ziel der für Nutzer im Alltag verfügbaren Datenrate geben sie mit Werten zwischen 300 und 500 MBit/s an (5G: 100 MBit/s). Die Latenz könnte 0,1 – 1 Millisekunden betragen. Der Funksektor der ITU soll sich nun auf die Definition technischer Anforderungen, den Einreichungsprozess und die Bewertungskriterien für 6G-Schnittstellentechnologien konzentrieren. Auch bei der Standardisierung der früheren Generationen von GSM über UMTS bis 5G war die ITU bereits involviert.

(vbr)