Play Store als illegales Monopol: Jury entscheidet für Epic und gegen Google

Anders als im Verfahren gegen Apple hat sich Epic im Verfahren gegen Google jetzt in allen Punkten durchgesetzt. Die Folgen dürften weitreichend sein.

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Play Store auf Smartphone

(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Im Kartellverfahren zwischen Google und Epic um Vorwürfe, dass der Play Store für Android als illegales Monopol fungiert, hat ein Geschworenengericht zugunsten von Epic entschieden. Sollte die herbe Niederlage für Google Bestand haben, könnte das Geschäft mit Apps für Android deutlich umgekrempelt werden und Entwickler sowie Entwicklerinnen deutlich mehr Einfluss darauf bekommen, wie ihre Apps verbreitet werden und was sie dafür an Geld bekommen. Die Geschworenen haben nach nur vier Stunden Beratung in allen elf Punkten gegen Google entschieden. Als Nächstes muss das Gericht nun entscheiden, welche Folgen das hat. Google hat gegenüber US-Medien bereits angekündigt, Berufung einlegen zu wollen.

In dem Verfahren wird Google unter anderem vorgeworfen, dass Google in illegaler Weise den Play Store für die Verbreitung von Android-Apps an sein Bezahlsystem bindet, so dass beides benutzt werden muss. Im Lauf des Verfahrens ist unter anderem herausgekommen, dass Google Milliarden an Samsung bezahlt, damit der Play Store prominent auf den Smartphones des Herstellers platziert wird – obwohl Samsung einen eigenen Store betreibt. Weiterhin ist enthüllt worden, dass Google ein System eingerichtet hat, um interne Nachrichten automatisch zu löschen und wettbewerbsfeindliches Verhalten zu verschleiern, schreibt Reuters. Die Jury sei jetzt angehalten worden, das in die Entscheidung einzubeziehen und gelöschte Nachrichten gegen Google zu werten.

Die Entscheidung gegen Google könnte sich jetzt als wegweisend erweisen und führt in eine ganz andere Richtung, als das Urteil im Prozess zwischen Epic und Apple. Den hat der Spieleentwickler vor mehreren US-Gerichten verloren, inzwischen ist der Supreme Court am Zug. Google hat jetzt das vorgeworfene Fehlverhalten geleugnet und darauf verwiesen, dass man sich in einem ausgeprägten Wettbewerb mit Apples App Store befinde. Während des Verfahrens ist aber publik geworden, dass es intern bei Google extreme Sorgen gab, dass weitere Spieleentwickler den Play Store verlassen und Umsätze mitnehmen könnten. Denen wurden hunderte Millionen bezahlt, damit sie das nicht tun, hat The Verge zusammengefasst.

Ihren Anfang hat die juristische Auseinandersetzung 2021 genommen, als Epic die App des extrem beliebten Multiplayer-Spiels Fortnite so verändert hat, dass Nutzerinnen und Nutzer direkt bei Epic bezahlen konnten. Erst Apple, dann Google schlossen Fortnite aus ihren App-Stores aus, weil es gegen die Nutzungsbedingungen verstieß. Als Epic dann gegen Google vor Gericht zog, hatte der Spielkonzern die einflussreiche Match Group (Tinder) an der Seite. Die hat sich inzwischen aber außergerichtlich mit Google geeinigt. Der Musikstreaming-Dienst Spotify hat bereits Anfang des Jahres einen Sonder-Deal bekommen, bei dem Google auf einen Anteil an den in der App generierten Einnahmen verzichtet.

Epic hat die Jury-Entscheidung jetzt als Sieg für Entwickler und Konsumenten in aller Welt bezeichnet. Sie beweise, dass Googles Praktiken im Play Store illegal seien und der ein Monopol darstelle, um "um exorbitante Gebühren zu verlangen, den Wettbewerb zu ersticken und die Innovation einzuschränken". Man habe gesehen, dass Google bereit sei, Milliarden auszugeben, um die Konkurrenz kleinzuhalten und weiterhin 30 Prozent der Einnahmen einzubehalten. Man danke dem Gericht dafür, den Fall angehört zu haben und der Jury für ihre Entscheidung. Gleichzeitig fordert der Konzern gesetzliche Vorgaben, um "den Würgegriff" zu lösen, in dem Apple und Google die Smartphones hätten.

Das Verfahren heißt In Re Google Play Store Antitrust Violation und ist am US-Bundesbezirksgericht für das nördliche Kalifornien unter dem Az. 20-cv-05671 anhängig. In dem Verfahren werden Klagen aus mehreren Teilen der USA zusammengefasst, wofür es eine weitere Aktenzahl gibt: 21-md-02981.

(mho)