Twitter-Alternative Threads von Meta jetzt in der EU verfügbar

Seit Anfang Juli ist Threads weltweit verfügbar, die EU war bislang außen vor. Seit Donnerstag kann man den Kurznachrichtendienst nun auch hier benutzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 52 Kommentare lesen
Logo von Threads

(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.

Die eng an Instagram gebundene Twitter-Alternative Threads von Meta ist nun auch in der Europäischen Union verfügbar, fünfeinhalb Monate nach dem weltweiten Start. Wer sich bereits im Juli einen Account eingerichtet hat, zu dem dann der Zugang versperrt wurde, kommt in den nun wieder hinein. Neu anlegen lässt sich ein Account jetzt in den hierzulande verfügbar gemacht Apps für Android und iOS – wobei es da noch hakt. Aus einem verknüpften Instagram-Account kann man über einen Link direkt unter dem Profilnamen in Threads wechseln. Damit ist Threads nun weltweit fast überall verfügbar, gesperrt wurde die App etwa im Iran und in Russland. In Europa kann man die Inhalte auf Threads auch ohne Account einsehen, mit denen aber nicht interagieren.

Nur Stunden vor der Freigabe hat Threads mit ersten öffentlichen Tests zur Anbindung des Diensts an das sogenannte Fediverse begonnen. Seitdem kann man von Mastodon & Co. aus ersten Accounts folgen, darunter dem von Threads-Chef Adam Mosseri. Auch von anderen über das Protokoll ActivityPub miteinander verbundenen Diensten aus funktioniert die Verbindung bereits. Erklärtes Ziel ist, dass man nicht nur von Firefish, Pixelfed, Lemmy oder eben Mastodon aus Threads-Konten folgen kann, auch in der Gegenrichtung sollen derartige Verknüpfungen ermöglicht werden. Bis dahin werde es aber noch dauern, sagt Mosseri. Irgendwann soll man einen Account auch zwischen den Diensten umziehen können – inklusive der Follower. Im Fediverse wird die Anbindung teils sehr kritisch gesehen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Nach der globalen Freigabe von Threads am 5. Juli meldeten sich innerhalb von Stunden Millionen Nutzer und Nutzerinnen dort an, nach nicht einmal fünf Tagen war die Marke von 100 Millionen Accounts erreicht. Die Zahl ist seitdem zwar weiter gewachsen, es wurde aber schnell wieder merklich ruhiger dort. Bei den monatlich aktiven Nutzern kommt der Kurzmitteilungsdienst auf etwa 100 Millionen, hat Meta-Chef Mark Zuckerberg Ende Oktober erklärt. Sein Ziel ist es sogar, dass Threads einmal mehr als eine Milliarde Menschen erreicht. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Interessant ist jetzt, inwieweit die Öffnung der App für den großen EU-Markt neues Interesse an dem Dienst weckt.

Auch ein halbes Jahr nach der ersten Freigabe fehlen Threads noch grundlegende Funktionen, darunter Direktnachrichten. Einige wurden inzwischen aber auch schon nachgetragen. So gibt es seit Ende August eine Version für den Webbrowser und seit Oktober können Beiträge innerhalb von fünf Minuten nach der Veröffentlichung nachbearbeitet werden. Außerdem können inzwischen Audionachrichten veröffentlicht werden, mit Umfragen und animierten GIFs kann die App auch umgehen. Bei den Updates orientiert sich Meta stark an X/Twitter. Zuletzt wurden Hashtags eingeführt, aber anders als bei der Konkurrenz: Pro Beitrag kann genau ein Thema gesetzt werden. Außerdem verweist Meta immer wieder darauf, dass Threads nicht für Politik und News gedacht ist – beides Kernthemen auf X/Twitter.

Die Einführung in Europa wurde aufgeschoben, weil Threads in einigen Punkten die wettbewerbsrechtlichen Vorgaben in der Europäischen Union nicht erfüllt hat. Eingeführt wurde beispielsweise später, dass ein einmal eingerichtetes Threads-Konto wieder deaktiviert werden kann, ohne dass das damit verbundene Instagram-Konto ebenfalls aufgegeben werden muss. Zudem ist es laut Meta jetzt möglich, Threads komplett passiv zu nutzen – also ohne Profil, mit dem auch Beiträge veröffentlicht werden können. Das und die Anbindung ans Fediverse dürfte Aufsichtsbehörden milder stimmen. Mit dem EU-Eintritt dürfte sich Threads zur wichtigsten Twitter-Alternative entwickeln. Zuletzt hat hierzulande vor allem Bluesky von den Skandalen bei X/Twitter profitiert, während Mastodon nicht mehr gewachsen ist.

Wie groß das Interesse an der Twitter-Alternative von Meta hierzulande überhaupt ist, ist nicht abzusehen. Laut der jüngsten ARD/ZDF-Onlinestudie haben in diesem Jahr etwa vier Prozent der Deutschen Twitter täglich genutzt, gegenüber dem Vorjahr ist diese Zahl nur leicht gesunken. Das Interesse liegt damit in etwa auf dem Niveau von Pinterest und deutlich unter dem an Snapchat, TikTok, Facebook und Instagram. Am häufigsten öffnen demnach noch die 14- bis 19-Jährigen und die 30- bis 39-Jährigen den Kurznachrichtendienst (jeweils acht Prozent). Als einzige der direkten Alternativen hat es Mastodon in diesem Jahr erstmals in die Auflistung geschafft, ein Prozent der Deutschen nutzen den Kurznachrichtendienst demnach mindestens täglich.

Update

Information zur Einsehbarkeit von Inhalten ohne Profil ergänzt.

(mho)