China hat 2023 ASML-Lithografie-Systeme für 6,4 Milliarden Euro gekauft

ASML legt die Geschäftszahlen für das letzte Quartal 2023 vor. Darin wird klar: China sorgte noch einmal für ordentlich Umsatz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 30 Kommentare lesen
ASML-Ingenieure installieren ein EUV-System – solche bekommen chinesische Chipfertiger nicht.​

ASML-Ingenieure installieren ein EUV-System – solche bekommen chinesische Chipfertiger nicht.

(Bild: ASML)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das Geschäft mit Lithografie-Systemen hat im Jahr 2023 geboomt – trotz Zurückhaltung in der Halbleiterindustrie und geradezu Panik bei Speicherfirmen wie Samsung. Fast 27,6 Milliarden Euro Umsatz hat der niederländische Ausrüster ASML 2023 eingefahren. Gut 7,8 Milliarden Euro blieben als Nettogewinn übrig. Das sind 30 beziehungsweise 39 Prozent mehr als 2022.

Aufschwung brachten vor allem chinesische Chipfertiger. ASML hat über das Jahr verteilt Lithografie-Systeme im Wert von gut 6,4 Milliarden Euro nach China verkauft. Das entspricht 29 Prozent aller Einnahmen durch den Verkauf von Lithografie-Systemen (21,9 Milliarden Euro). Den restlichen Umsatz generierte ASML primär durch die Wartung bestehender Maschinen bei Kunden vor Ort.

Zum Vergleich: Im Jahr 2022 haben chinesische Chipfertiger ASML-Maschinen im Wert von 2,9 Milliarden Euro gekauft, also weniger als die Hälfte.

ASML-Zahlen (Euro jeweils in Milliarden)
Quartal Einnahmen mit Lithografie-Systemen Anteil China relativ Anteil China absolut
Q1/2023 5,342 € 8% 427 €
Q2/2023 5,606 € 24% 1,345 €
Q3/2023 5,308 € 46% 2,442 €
Q4/2023 5,683 € 39% 2,216 €
Gesamt 21,939 € 29% ,.431 €

AMDs Verkäufe im vierten und dritten Quartal 2023 aufgeschlüsselt.

(Bild: ASML)

Das Interesse aus China schoss im Frühling 2023 schlagartig hoch, als sich abzeichnete, dass die Niederlande auf Drängen der USA die Exportbestimmungen nach China verschärfen. Zu Spitzenzeiten machten chinesische Kunden beinahe die Hälfte von ASMLs Maschinenumsatz aus.

Lithografie-Systeme, die für besonders feine Strukturen extrem-ultraviolettes (EUV-)Licht nutzen, waren von Beginn an Tabu für China. Jetzt haben die Niederlande auch den Export von DUV-Systemen (Deep Ultraviolet, tief-ultraviolettes Licht) eingeschränkt.

Der chinesische Chipauftragsfertiger SMIC verwendet solche für seine 7-Nanometer-Generation. Die feinen Strukturen erreicht der Fertiger mithilfe von Mehrfachbelichtungen (Multi-Patterning). Ohne Ausnahmelizenzen darf ASML nur noch ältere DUV-Systeme nach China verkaufen, was unter anderem wegen einer geringeren Wafer-Ausrichtungsgenauigkeit die Produktion moderner Chips erschwert.

Der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet derweil, dass China im Jahr 2023 umgerechnet beinahe 37 Milliarden Euro für Halbleiter-Ausrüstung ausgegeben haben soll. Das geht aus offiziellen Zolldaten hervor. Noch etwas höher war dieser Wert nur 2021, als der weltweite Halbleitermarkt aufgrund eines globalen Chipmangels boomte.

In die 37 Milliarden Euro fließen außer den Lithografie-Systemen zahlreiche weitere Maschinen ein: etwa Maschinen für die Ätz- und Säuberungs-Prozessschritte und Packaging- sowie Testanlagen. Außerdem eignen sich für ältere Fertigungsprozesse auch die Lithografie-Systeme von Canon und Nikon.

ASML erwartet derweil keine allzu großen Auswirkungen durch die schärferen Exporteinschränkungen auf sein Geschäft. 2024 sollen die Systemverkäufe auf einem ähnlichen Niveau wie 2023 bleiben. Im jetzt laufenden ersten Quartal erwartet die Firma allerdings erst einmal einen Rückgang auf 5-5,5 Milliarden Euro Umsatz.

Die Bestellbücher bleiben derweil prall gefüllt: ASML hat laut eigener Aussage einen Produktionsrückstand im Wert von 39 Milliarden Euro. Zur Einordnung: Aus den Geschäftszahlen lässt sich errechnen, dass ein EUV-System momentan rund 175 Millionen Euro kostet. Kommende Maschinen mit hoher numerischer Apertur (High-NA EUV) sollen mehr als 400 Millionen Euro kosten.

Die Börse nahm die Geschäftszahlen wohlwollend auf: ASMLs Aktie stieg um sieben Prozent an. Seit Anfang Januar sind es sogar rund 20 Prozent.

(mma)