Prime Video mit Werbung: Verbraucherschützer verklagen Amazon

Amazon baut ohne Zustimmung der Nutzer Werbung in Prime Video ein. Verbraucherschützer sehen das kritisch – und wollen klagen.

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(Bild: Shutterstock.com; Diego Thomazini)

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Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) will gerichtlich gegen Änderungen bei Prime Video von Amazon vorgehen. Ab dem 5. Februar sind beim Amazon-Streamingdienst standardmäßig Werbeunterbrechungen in Filmen und Serien zu sehen. Wer die Werbespots nicht sehen möchte, muss 3 Euro pro Monat zusätzlich zahlen.

Die Verbraucherschützer halten das für rechtswidrig, sagte vzbv-Chefin Ramona Pop dem Handelsblatt. Amazon habe seine Kunden nämlich nur über den bevorstehenden Schritt informiert, ihre Erlaubnis aber nicht eingeholt. Tatsächlich fordert Amazon seine Kunden in einer Info-Mail nicht auf, den Änderungen zuzustimmen.

Nach Ansicht der Verbraucherschützer handelt es sich bei den Änderungen im Prime-Abo allerdings um eine "wesentliche Vertragsänderung", sagte Pop dem Handelsblatt. Dafür hätte Amazon die Zustimmung seiner Kunden einholen müssen. Seine Kunden einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen, sei eine "Missachtung von Verbraucherrecht". Der vzvb schätzt die Umstellung im Prime-Abo demnach als versteckte Preiserhöhung ein. Nutzer hätten weiterhin Anspruch auf die werbefreie Option für den vereinbarten Vertrag, sagte Pop der Wirtschaftszeitung. Der vzbv hat Amazon bereits abgemahnt, schreibt das Handelsblatt. Nun soll die Klage folgen.

Mit ähnlichen Klagen hatte der vzbv in der Vergangenheit Erfolg. Die Verbraucherschützer gingen etwa gegen Preisanpassungsklauseln in den Nutzungsbedingungen von Spotify und Netflix vor, die den Streaming-Diensten einseitige Erhöhungen der Abokosten einräumen würden. Als "einseitig" wird eine Preiserhöhung beschrieben, wenn sie ohne Zustimmung des Vertragspartners stattfindet. Streaming-Dienste müssen in solchen Fällen also explizit die Erlaubnis der Kunden erbitten. Spotify und Netflix geben an, das trotz der Klauseln stets getan zu haben.

Auch Google fragte vor einer Preisanpassung von Youtube Premium um Zustimmung. Amazon vertritt offenbar die Rechtsauslegung, dass es sich bei der angepassten Abostruktur von Prime Video nicht um eine Preisanpassung handelt. Das Unternehmen hat sich dazu bislang aber nicht öffentlich geäußert.

Mit den Werbeunterbrechungen bei Prime Video folgt Amazon dem Vorbild der Konkurrenten Netflix und Disney+, die bereits Werbeabos in ihrem Portfolio haben. Während Netflix und Disney das Werbeabonnement als zusätzliche, günstigere Option umgesetzt haben, stellt Amazon sein Prime-Abo schlicht um. Wer nicht aktiv dagegen vorgeht und mehr Geld zahlt, sieht künftig also Werbe-Clips. Anzeigen vor Videos waren bereits zuvor Bestandteil von Prime Video.

(dahe)