"Wir ziehen Konsequenzen": SPD legt größten Account auf X/Twitter still

Seit zwei Wochen hat @spdde nichts mehr gepostet oder geteilt, nun ist es offiziell: Der Bundesvorstand der SPD kehrt der Plattform von Elon Musk den Rücken.

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X-Symbol auf einem Smartphone. Das Smartphone liegt auf einer Mac--Notebook-Tastatur.

(Bild: sdx15/Shutterstock.com)

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Die SPD hat bestätigt, dass einer ihrer größten Accounts auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) nicht weiter betrieben wird. Gegenüber dem Tagesspiegel erklärte ein Sprecher der Partei, dass sie damit Konsequenzen aus den Entwicklungen auf dem Dienst ziehe. Stattdessen solle die eigene Zeit nun in politische Kommunikation auf relevanteren Kanälen investiert werden.

Aufgezählt worden seien dabei TikTok, Instagram, Facebook, YouTube und WhatsApp. Mit dem Teilabschied von X folge die SPD anderen "spannenden Stimmen", die sich von der Plattform abgemeldet hätten und vorher eine "Form von unabhängiger und kritischer Öffentlichkeit" hergestellt hätten.

Von dem Schritt betroffen ist demnach lediglich der Account des Bundesvorstands @spdde, der zählt aktuell fast 430.000 Follower. Der Tagesspiegel erinnert daran, dass die Partei darüber jahrelang gezielt mit Hashtags für eigene politische Positionen geworben und diese über die Partei hinaus verbreitet habe. Darauf werde nun verzichtet. Der Abschied gelte aber nur für diesen einen Account, er war zuletzt am 17. Januar aktiv. Andere, wie jener der Bundestagsfraktion oder der Abgeordneten im Europaparlament werden weiter genutzt und auch den SPD-Politikern und -Politikerinnen sollen demnach keine Vorgaben hinsichtlich der Nutzung des Kurznachrichtendiensts gemacht werden.

Mit dem jetzt verkündeten Abschied steht die SPD nicht allein, seit der Twitter-Übernahme durch Elon Musk haben nicht nur viele User den Dienst verlassen, auch viele Marken und Medien sind dort nicht mehr aktiv. Erst vor wenigen Wochen hat sich beispielsweise der Deutschlandfunk verabschiedet. Von der SPD haben sich unter anderem Parteichefin Saskia Esken und Generalsekretär Kevin Kühnert von Twitter zurückgezogen, beide bereits im Herbst 2022. Andererseits waren nach einem Antisemitismus-Skandal um Elon Musk im Herbst die Accounts mehrere Hollywood-Studios verstummt – ohne dass das aber kommentiert oder begründet wurde. Bis auf @warnerbros sind die aber längst wieder aktiv.

Dass unzufriedenen Usern von X/Twitter der Abschied teilweise schwerfällt, liegt auch daran, dass sich auch anderthalb Jahre nach der Übernahme durch Elon Musk keine einzelne Alternative etabliert hat. Von der ersten Welle an Abmeldungen hat im Herbst 2022 etwa Mastodon profitiert. Dort sind inzwischen auch viele offizielle Accounts aus der Bundesrepublik aktiv. Zwar ist es dort weiterhin durchaus lebendig, das Wachstum ist aber längst abgeebbt. Später profitierte Bluesky von Abmeldungen bei X/Twitter, wurde dann aber von Threads abgelöst. Mit dem Dienst will der Facebook-Konzern Meta Twitter beerben. Auf allen Plattformen haben sich zwar Gemeinschaften gefunden, aber keine hat bislang auch nur annähernd die Relevanz von Twitter erreicht.

(mho)