Wie Tiktok sich für die Europawahlen wappnet

Anlässlich der Europawahl will Tiktok eine Leitstelle einrichten und für Falschinformationen weiterhin die Reichweite einschränken. Das gilt auch für Parteien.

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(Bild: Shutterstock.com/ View Apart)

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Anlässlich der Europawahl verspricht Bytedance, das Unternehmen hinter Tiktok, die "Integrität von Wahlen" zu stärken und politische Werbung weiterhin zu verbieten. Politiker oder Parteien dürfen demnach weder Werbung schalten noch Geld verdienen oder Fehlinformationen verbreiten und damit "den zivilgesellschaftlichen Prozess untergraben oder gefährlichen Schaden anrichten".

Noch vor den Wahlen will das Unternehmen eine "Leitstelle" einrichten, bestehend aus einem "auf Wahlen spezialisierten Team aus der Abteilung für Vertrauen und Sicherheit". Bei bestimmten Inhalten will Tiktok, das im Zuge der Wahlen eine Zunahme von Fehlinformationen erwartet, zudem die Reichweite beschränken. Nach eigenen Angaben nutzen jeden Monat mehr als 134 Millionen Menschen aus Europa die Plattform.

Für jeden der 27 EU-Mitgliedstaaten steht eine über die App abrufbare Wahl-Informationsseite in der jeweiligen Landessprache zur Verfügung. Auf die Europawahl bezogene Videos sollen künftig auf entsprechende Wahl-Informationsseiten verweisen. Dabei sollen auch Hashtags mit Hinweisen zum Einsatz kommen, die die Nutzer zur Einhaltung der Richtlinien und zum Faktenprüfen und Melden bestimmter Inhalte ermutigen sollen.

An diesem "Zugang zu vertrauenswürdigen Informationen" arbeite Tiktok bereits seit 2021, angefangen mit der Coronakrise. In Deutschland habe Tiktok diese unter anderem zusammen mit den ARD-Jugendwellen erstellt und Videos produziert, "die vielfältige Orientierungsmöglichkeiten und Informationen über Kandidat:innen, den konkreten Wahlablauf sowie das deutsche Wahlverfahren geben".

Tiktok arbeitet unter anderem mit neun "internationalen Faktenprüfern" und Nachrichtenagenturen wie der dpa, Reuters, aber auch der Agence France-Presse und weiteren zusammen, um die Inhalte verschiedener Sprachen zu prüfen. Bisher seien durch die Initiative mehr als 220 Millionen Aufrufe generiert und rund 50 Millionen Menschen erreicht worden. Für dieses Jahr ist eine Fortsetzung mit neun zusätzlichen Kampagnen geplant. Ebenso sollen weiterhin pädagogische Tiktok-Videos die Medienkompetenz der Nutzer stärken und diese dazu bringen, kritisch über erstellte und konsumierte Inhalte nachzudenken.

Derzeit kommen bei TikTok mehr als 6000 Moderatoren, die sich um die Moderation von Inhalten in der Landessprache der jeweiligen EU-Staaten kümmern. Insgesamt machen 40.000 Sicherheitsexperten die Plattform laut Tiktok sicherer. Ebenso kommen Technologien zum Einsatz, die Verstöße gegen die Tiktok-Richtlinien rechtzeitig erkennen und "Fehlinformationen, Versuche verdeckter Einflussnahme und andere Verhaltensweisen" frühzeitig löschen sollen. Im dritten Quartal 2023 habe das Unternehmen nach eigenen Angaben fast alle Fehlinformationen (99 Prozent) in Zusammenhang mit "zivilgesellschaftlichen Prozessen oder Wahlen" entfernt, noch bevor Nutzer sie melden konnten.

Ebenso stellen KI-generierte Inhalte (AIGC) Tiktok ebenfalls vor neue Herausforderungen. Dem will Bytedance mit "festen Regeln und neuen Technologien entgegenwirken". Realistische Szenen erfordern demnach eine eindeutige Kennzeichnung, auch "branchenumfassende Partnerschaften zur Erkennung entsprechender Inhalte" sind geplant. Für die Sicherheit will das Unternehmen weltweit mehr als zwei Milliarden US-Dollar investieren. Im Zuge des Digital Services Act gelten für Unternehmen schärfere Vorschriften für die Moderation von Inhalten. Verbraucher sollen zudem mehr Rechte erhalten.

(mack)