CCC ruft zum Boykott der Musikindustrie auf

Der Chaos Computer Club nimmt die Klagen gegen Tauschbörsen-Nutzer als Herausforderung und ruft zum Boykott der Musikindustrie auf.

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Von
  • Torsten Kleinz

Der Chaos Computer Club nimmt die Klagen gegen Tauschbörsen-Nutzer als Herausforderung und ruft zum Boykott der Musikindustrie auf. Nach Auffassung der Hacker sind die Musikverlage an ihrer Misere selbst schuld. Die Branche habe das Informationszeitalter verschlafen und versuche nun mit Schadensersatzforderungen die Kunden einzuschüchtern.

Der CCC kritisiert gleichzeitig die aktuelle Werbekampagne mit dem Titel "Hart aber gerecht", mit der die deutsche Filmwirtschaft Raubkopierer als Verbrecher brandmarken will. Nach Überzeugung des CCC werden hier bewusst falsche Aussagen über die Strafbarkeit von Urheberrechtsverletzungen gestreut. Die Privatkopie werde auf die gleiche Stufe wie Kinderschänder und Rechtsradikale gestellt.

An der "volkswirtschaftlich eher unbedeutenden" Urheberrechtsindustrie lässt der CCC kein gutes Haar: Die Qualität der Musik sei gesunken, die Preise zu hoch, die Auswahl in den Musikläden begrenzt. Da der Kopierschutz oft auch das Abspielen gekaufter CDs zum Beispiel in Autoradios verhindere, bliebe den Kunden oft nur der Weg über die Tauschbörsen.

Der Boykottaufruf bleibt dabei relativ zahnlos. Außer dem Aufruf stellt die Vereinigung nur einige Banner bereit, mit denen Tauschbörsen-Nutzer ihren Unmut über die Musikindustrie äußern können. Der CCC spricht zwar die Problematik an, dass die Künstler für ihre Arbeit nicht entlohnt werden, wenn ihre Werke über Tauschbörsen zu bekommen sind -- alternative Vorschläge hat der CCC jedoch nicht zu bieten. Fraglich ist aber, ob selbst ein größer angelegter Boykott der Musikindustrie überhaupt auffallen würde: Ende März hatten die deutschen Phonoverbände für das Jahr 2003 einen Umsatzrückgang um 20 Prozent verkündet.

Siehe zu dem Thema auch:

(Torsten Kleinz) / (jk)