Mars-Helikopter Ingenuity: Fotos zeigen meterweit weggeschleudertes Rotorblatt

Seit Mitte Januar kann Ingenuity nicht mehr abheben: Nun zeigen Fotos ein meterweit entfernt liegendes Rotorblatt, das wohl beim Absturz abgebrochen ist.

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Viel roter Sand und ein Rotor in der Mitte

(Bild: NASA/JPL-Caltech/LANL/CNES/IRAP/Simeon SchmaußCC-BY)

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Der Rotor auf einer der ersten Aufnahmen von Perseverance

(Bild: NASA/JPL-Caltech/ASU/heise online)

Der abgestürzte Mars-Helikopter Ingenuity hat offenbar ein komplettes Rotorblatt verloren, das liegt meterweit von dem Gerät entfernt auf dem Boden. Das zeigen die bislang besten Aufnahmen des Geräts, die der mehrere hundert Meter entfernte Rover Perseverance gemacht hat. Nachbearbeitet hat die frei im Internet verfügbaren Fotos der deutsche Student Simeon Schmauß, der seine Ergebnisse auf Mastodon geteilt hat.

Die Bilder des SuperCam Remote Micro-Imager zeigen so den kleinen Helikopter und ein etwas entfernt liegendes Rotorblatt. Anhand dieser Aufnahmen lässt sich der abgebrochene und offenbar weit weg geflogene Bauteil auch auf den bereits vor Wochen geschickten Aufnahmen von Ingenuity ausfindig machen.

Aufgenommen hat Perseverance die Fotos am vergangenen Wochenende, von der NASA gibt es noch kein Statement zu den automatisch ins Internet gestellten Fotos. Schmauß schreibt zu seinen Nachbearbeitungen, dass damit auch die Schäden am Helikopter selbst sichtbar werden. So sind deutlich die abgebrochenen Spitzen der Rotoren zu erkennen. Direkt neben dem weggeschleuderten Rotorblatt ist außerdem eine Verwirbelung im Sand zu sehen: Dort könnte das Teil aufgekommen sein, bevor es endgültig zum Liegen gekommen ist. Schmauß schätzt, dass zwischen Ingenuity und dem Rotorblatt etwa 15 m liegen. Auch dem scheint die Spitze zu fehlen.

Anhand der Bilder lassen sich jetzt weitere Vermutungen dazu anstellen, wie der letzte Flug von Ingenuity geendet hat. Der Helikopter ist am 18. Januar zum 72. und letzten Mal geflogen. Nachdem das kleine Fluggerät den vorigen Flug mit einer Notlandung beendet hatte, sollte es lediglich in die Höhe fliegen und sich nicht zur Seite bewegen. Wie geplant erreichte der Helikopter eine Höhe von 12 m und schwebte dann 4,5 Sekunden lang, bevor er wieder zu sinken begann. Einen Meter über dem Boden brach dann der Kontakt ab, erst am nächsten Tag konnte er wieder hergestellt werden. Dann wurde klar, dass mindestens zwei Rotorblätter den Boden berührt haben und dabei beschädigt wurden. Dass eins weggeschleudert wurde, war bislang nicht bekannt.

Der kurze Flug, der Absturz und die Beschädigung des Rotors geschahen außerhalb des Sichtfelds von Perseverance. Der musste auf seiner geplanten Route erst weiter fahren, um den Helikopter wiederzuentdecken. Das war Anfang Februar gelungen, als erste Fotos auf der Erde ankamen. Vorher hat der Chef des Ingenuity-Teams angekündigt, dass der kleine Helikopter noch so viele Daten wie möglich sammeln soll, um über seinen Zustand Aufschluss zu geben. Der fotografiert seitdem fleißig die Schatten seiner Rotorblätter, um deren Zustand zu beleuchten. Abgesehen von den abgebrochenen Rotorblättern funktioniert er einwandfrei. Ingenuity wird noch eine Weile in Funkreichweite von Perseverance sein. Der wird als Relais für die Kommunikation benötigt.

Mars-Helikopter: Farbfotos von Ingenuity (146 Bilder)

Ingenuity ist Anfang 2021 zusammen mit Perseverance gelandet und sollte fünfmal auf dem Roten Planeten abheben. Damit wollte die NASA auch Folgemissionen den Weg bereiten. Als erstes Gerät hat der Helikopter dann auf einem anderen Himmelskörper abgehoben. Weil das so gut funktioniert hat, durfte der Helikopter von da an die Hauptmission begleiten. Ingenuity hat für Perseverance die Gegend erkundet und flog dem Rover immer wieder voraus. Mit insgesamt 72 Flügen hat das Gerät die Erwartungen weit übertroffen.

Update

Abgebrochen ist ein Rotorblatt, der falsche Begriff wurde korrigiert.

(mho)