Londoner Internetcafés sollen bei der Terrorismusbekämpfung helfen

Die Polizei der britischen Hauptstadt versucht seit einigen Wochen, Besitzer von Internetcafés dazu zu bewegen, verdächtige Aktivitäten in ihren Lokalen zu melden.

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Die Londoner Polizei setzt im Kampf gegen den Terrorismus auf die Zusammenarbeit mit Internetcafés. Seit ein paar Wochen suchten Polizisten ausgewählte Internetcafés im Stadtbezirk Camden auf, um diese zur Mitarbeit zu bewegen, heißt es in britischen Medienberichten. Die Besitzer sollen auf freiwilliger Basis verdächtige Aktivitäten der Polizei melden. Falls die testweise laufende Kampagne erfolgreich sei, solle sie ausgeweitet werden, auch auf Universitäten.

Zu den verstärkten Aktivitäten der Londoner Polizei nach den dortigen Bombenattentaten im Juli 2005 gehörte eine im Februar 2008 gestartete Aufklärungsaktion, bei der die Öffentlichkeit auf Plakaten dazu aufgefordert wurde, verdächtige Handlungen und andere Auffälligkeiten zu melden. Ähnlich sollen nun Besitzer von Internetcafés ihre Augen offen halten und zudem die Festplatten der Computer prüfen.

Die Polizei versichert laut den Berichten, dass die Betreiber der Internetcafés nicht ihre Kunden ausspionieren sollen. Auch sollen sie keine Daten weitergeben. Angesichts dessen, dass Terroristen auch Cafés für ihre Aktionen genutzt hätten, sollen sie lediglich verdächtige Aktionen melden. Außerdem würden ihnen Plakate und Bildschirmschoner angeboten, mit denen Cafébesucher davor gewarnt werden sollen, Webseiten mit extremistischen Inhalten zu besuchen.

Britische Bürgerrechtler befürchten, die Polizei-Kampagne sei ein weiterer Schritt in Richtung totale Überwachung. BBC online zitiert den Autor Arun Kundnani, der es gefährlich findet, dass sich die Polizei nicht nur auf illegales Material konzentriert, sondern auch auf extremistisches – ohne den Begriff genau zu definieren. Der Polizei könnten Menschen auffallen, die zwar legale Webseiten besuchen, aber deren religiöse und politische Überzeugungen ihr nicht gefallen. Privacy International befürchtet, die Aktion könne dazu führen, dass viele Menschen melden, wenn sich Moslems in Internetcafés aufhalten. (anw)