Palm Pre übertaktet [Update]

In der vergangenen Woche haben Programmierer im PreCentral-Foum modifizierte Kernel für Palms Linux-basiertes Smartphone Pre veröffentlicht. Das normalerweise mit 500 MHz getaktete Handy läuft dann wahlweise mit 720 MHz oder gar 800 MHz. Palm rät jedoch vom Übertakten des Pre ab

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Palms jüngste WebOS-Updates haben zwar viele Verbesserungen gebracht, doch nach wie vor klagen die Anwender über die mitunter träge Bedienung, schlechte Akkulaufzeit und den sogenannten "Too many cards open"-Fehler, der auftritt, wenn das Gerät nicht genügend oder nicht schnell genug Speicher für gestartete Applikationen freiräumt. Es verwundert wenig, dass die sehr rege Entwicklergemeinschaft schon verschiedenste Anstrengungen unternommen hat, um dem Pre zu mehr Performance zu verhelfen. Beispielsweise gab es schon vor einiger Zeit Patches, die an der Taktung des OMAP3430-SoC des Pre schraubten. Außer Patches, die CPU-Scaling aktivierten, gab es auch einen Patch, der die sonst mit 500 MHz betriebene CPU auf 600 MHz taktete. Ursprünglich sollte das Pre tatsächlich mit 600 MHz laufen, doch nachdem frühe Modelle mit dieser Taktfrequenz offenbar instabil liefen, drosselte Palm die Taktfrequenz.

Tatsächlich lässt sich der ARM-Core sogar mit Taktfrequenzen jenseits von 1 GHz betreiben. Die beiden Pre-Hacker unixpsycho und caj2008 stellten jedoch fest, dass mehr als 800 MHz zu keiner weiteren Geschwindigkeitssteigerung führten, weil das I/O-System des Pre dann bremste. Seit vergangener Woche stehen die zunächst für WebOS 1.3.5.1 veröffentlichten Kernels auch für das aktuelle WebOS 1.4 zur Verfügung, die sich mittels WebOS Quick Install aufspielen lassen. Bei einem Kurztest von heise online benötigte ein auf 800 MHz getaktetes Pre für den Sunspider-JavaScript-Benchmark 14.328 ms, während es mit dem Original-Kernel 21.586 ms benötigte. Auch beim Laden von Programmen profitiert man von der höheren Taktfrequenz:

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In einem dreitägigen Testbetrieb lief unser übertaktetes Pre stabil, Menüs und Programmwechsel gingen deutlich glatter von der Hand. Subjektiv entspricht der Zuwachs an Schwuppdizität in etwa einem Umstieg von einem iPhone 2G auf ein iPhone 3GS. Überraschenderweise ergibt sich durch das Übertakten ein weiterer Vorteil: Nutzer der 720- und 800-MHz-Kernel berichten von deutlich seltener auftretenden "Too many cards open"-Fehlern. Offenbar kann das übertaktete Pre den Speicher schneller für neue Programme freiräumen. [Update:] Auf Akkulaufzeit und -temperatur hatte das Übertakten bei unserem Test keine spürbaren negativen Auswirkungen; einige Nutzer berichteten im PreCentral-Forum sogar von längeren Akkulaufzeiten mit dem 800-MHz-Kernel. [/Update]

Nichtdestotrotz muss jedem Pre-Besitzer klar sein, dass sich durch das Übertakten die Lebensdauer des OMAP3430 verkürzen und auch Garantieansprüche verloren gehen dürften. Gemäß der Spezifikation des vergleichbaren OMAP3530 verringert sich die Zahl der Betriebsstunden bei uneingeschränkter Verwendung aller Frequenzmodi inklusive der sogenannten "Overdrive-Modi" OPP5 und OPP6 (OPP: Operation Performance Point) von 100.000 auf 44.000 Stunden (entsprechend fünf Jahren Dauerbetrieb). 720 MHz entsprechen dabei OPP6, der 800-MHz-Kernel arbeitet hingegen außerhalb der Spezifikationsgrenze mit OPP7. Entsprechend ist davon auszugehen, dass sich die Lebensdauer des Chips weiter verkürzt. Aufgrund vieler Anfragen zum Übertakten hat Palm im offiziellen Entwickler-Blog inzwischen ein Statement abgegeben, in dem freilich vom Übertakten abgeraten wird. Palm sei dankbar für die Unterstützung der Entwickler, kann das Übertakten aber weder gut heißen noch empfehlen. WebOS-Nutzer sollten sich stattdessen auf die (fast) monatlich von Palm veröffentlichten WebOS-Updates verlassen. (vza)