Apple-Händler Gravis macht dicht: Freenet will Filialen abwickeln

Seit 1986 gibt es den vor allem als Apple-Verkäufer bekannten Computerhändler Gravis. Nach der Übernahme durch Freenet 2013 kommt nun das Aus.

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Gravis-Filiale in Berlin

Eine Gravis-Filiale in Berlin.

(Bild: Gravis)

Update
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Über viele Jahre – besonders in Apples ersten Jahrzehnten – war die Computerhandelsgesellschaft Gravis quasi ein Synonym für den Kauf von Macs und Zubehör in deutschen Großstädten. Die 1986 von Berliner Studenten gegründete Firma ging durch unterschiedliche Inkarnationen, war seit 2013 Teil der Freenet-Gruppe, die man vor allem durch die Vermarktung von Telekommunikationsdienstleistungen kennt.

Doch nun droht dem Filialnetz – aktuell soll es noch über 30 Ladengeschäfte geben – das Aus: Freenet hat sich entschieden, Gravis abzuwickeln. Das bestätigte ein Sprecher des Konzerns am Freitagmorgen gegenüber Mac & i. Zuletzt hatte sich Gravis mit einem überarbeiteten Logo noch einen neuen Anstrich gegeben.

Laut Freenet soll Gravis seit 2022 in den Miesen gewesen sein, mit steigenden Verlusten "mehr oder weniger [in jedem] Quartal". Man habe dann versucht, mögliche Partner zu finden und/oder Geschäfte zusammenzulegen, hier aber kein stichhaltiges Konzept gefunden, die Verluste auszugleichen. Neue Store-Konzepte, die Umstellung auf Kartenzahlung und neue Marketingmaßnahmen wie besagtes Redesign samt neuer Website halfen ebenfalls nicht, so ein Statement, das Computerbase.de als erstes verbreitete.

Mit Übernahme durch Freenet 2013 sei Gravis "einer der wichtigsten Reparatur- und Servicepartner von Apple" gewesen, man sei vielfach "als Partner für Qualität, Service, Beratung, Customer Journey" ausgezeichnet worden. Allerdings habe Gravis auch mit dem "restriktiven Konditionsmodell seitens Apple" gekämpft. Dies führte dazu, dass das Unternehmen keine Möglichkeit sieht, "das Geschäft in Zukunft auskömmlich zu gestalten". Weiterhin wurden der Einfluss der Corona-Pandemie, der immer stärker werdende Online-Handel und die dadurch ausgelösten Verluste im stationären Bereich als Gründe für das Ende angegeben.

Wie sich nun genau das Ende der einzelnen Filialen abspielen wird und was mit den betroffenen Mitarbeitern geschieht, steht noch nicht fest. Entsprechende Prozesse und Gespräche laufen, so Freenet gegenüber Mac & i. Wann Website und Läden genau dichtmachen, wollte die Firma nicht mitteilen.

Unter den bekannteren Apple-Händlern hatte es schon im vergangenen Jahr negative Veränderungen gegeben. Die Firma Cyberport hatte ihr Filialnetz ausgedünnt, unter anderem in Berlin, aber auch an anderen Standorten. Beim Kauf von Apple-Produkten bietet es sich stets an, auch bei Resellern vorbeizusehen. Diese können insbesondere bei teureren Geräten Hunderte Euro günstiger sein als Apple selbst. Der Nachteil: Zum Verkaufsstart fehlen ihnen oftmals Stückzahlen, die der Hersteller bereits im eigenen Shop hat.

Update

Freenet-Chef Christoph Vilanek teilte gegenüber dem Spiegel mit, es seien potenziell bis zu 400 Mitarbeiter von der Schließung von Gravis betroffen, inklusive rund 100 in der Zentrale. Die Lage sei von Ort zu Ort unterschiedlich, Mietverträge liefen unterschiedliche lange, manche Shops könnten früher neue Interessenten finden, schreibt das Blatt. "Klar ist nur, am 31. Dezember wird es die Märkte nicht mehr geben", so Vilanek. Es soll um insgesamt 38 Filialen gehen.

Der Freenet-Chef hat laut eigenen Angaben immer wieder "mit Apple telefoniert", doch die erhoffte Unterstützung sei ausgeblieben. "Es ist kein Geheimnis, dass Apple auch Nachfrageprobleme hat, die Lebensdauer der Produkte wird immer länger." Zuletzt soll es noch Verhandlungen mit dem österreichischen Gravis-Partner McShark gegeben haben, der 18 Filialen betreibt. "Doch auch eine Zusammenlegung hätte das Geschäft nicht gerettet. Wir müssen anerkennen, dass sich das nicht mehr lohnt."

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(bsc)