Abschied von der runden Scheibe

Das Ende des Zeitalters optischer Datenträger rückt unaufhaltsam näher. Ein cleveres US-Unternehmen sammelt DVDs und CDs nun im Hunderterpack ein - im Austausch dafür gibt's dann schnelllebige Apple-Gadgets.

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Ich erinnere mich noch ziemlich genau an die Einführung der Compact Disc. Zwar war es bei mir keinesfalls schon 1982, als der erste passende Player in meinem Kinderzimmer stand, aber die Massendurchdringung ab Mitte bis Ende der Achtziger bekam ich dann schon mit. Entsprechend rasant wuchs meine Sammlung der silbernen Scheiben, zumal ich bereits in jungen Jahren stets am Puls musikalischer Trends zu bleiben versuchte. Den Rest besorgte die örtliche Bibliothek.

Als dann ab circa 1998 die DVD auch bei uns ihren Siegeszug antrat, wurde auch sie zu einer Offenbarung. Gut, es war mehr als bescheiden, dass ich mein schickes Abspielgerät (konnte sogar noch Laserdiscs!) teuer hatte umbauen lassen müssen, um das viel größere Angebot an amerikanischen Scheiben genießen zu können. Aber die Bild- und Tonqualität sowie der Komfort waren im Vergleich zu VHS-Bändern einfach umwerfend.

Mittlerweile hat sich auch diese Faszination wieder erledigt. Zwar unternahm ich zwischenzeitlich einen letzten Ausflug in hochauflösende Scheibenwelten (blöderweise setzte ich dabei auch noch aufs falsche Pferd), doch bin ich mir mittlerweile sicher, dass optische Datenträger sich erledigt haben. (Es sei denn, holografische Speicher mit Post-Terabyte-Kapazitäten kommen irgendwann noch.) Heutzutage liegen Medieninhalte entweder in Form einzelner Dateien auf der Platte oder wir rufen sie live aus der Cloud ab – längst problemlos auch in HD. Das ist in diesem unserem Breitbandzeitalter schlicht sinnvoll, schont die Umwelt und wird zudem der um sich greifenden "Alles jetzt sofort gleich!"-Mentalität gerecht.

Indizien und Sargnägel für das Ableben der runden Scheiben gibt es ja viele. Der jüngste Hinweis, den ich gefunden habe, hört auf den schönen Namen iPodMeister. Bei dieser US-Unternehmung handelt es sich um eine Firma, die große Mengen DVDs und CDs – sollte es sich um genuine Ware samt Einfassung und Bonusmaterial handeln – gegen schnelllebige Gadgets der Marke mit dem Apfel eintauscht.

Der Kurs ist dabei beeindruckend. So gibt es fĂĽr schlappe 220 Scheiben einen Billig-iPod nano, Marktwert circa 140 Euro. Wer einen iPod touch will, muss schon 500 Silberlinge auf den Tisch legen. Besonders krass wird es allerdings beim iPad, das Ende letzter Woche in den USA auf den Markt kam: Hier liegt der Valutabedarf bei 600 (Einstiegsmodell) bis 1150 (Top-iPad) Scheiben.

Was sagt uns das? DVDs und CDs sind Ramsch. Andererseits, und da schwingt etwas Hoffnung mit, muss iPodMeister seine Deals ja aus guten GrĂĽnden durchfĂĽhren und eine dicke Gewinnerwartung haben. Offensichtlich gibt es doch noch genĂĽgend Abnehmer fĂĽr gut erhaltene Scheiben. Audiophile Menschen vielleicht? (bsc)