Deutsche Bahn will mit kleineren Infrastruktur-Bauten große Wirkung erzielen

Kleiner und mittlere Vorhaben sollen schon bald dafür sorgen, dass der Schienenverkehr in Deutschland pünktlicher wird.

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Max Maulwurf der Deutschen Bahn

Bis vor zwei Jahren war Max Maulwurf für die Baustellenkommunikation der Deutschen Bahn zuständig.

(Bild: Deutsche Bahn)

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Ausbau von Überholgleisen, zusätzliche Signale, neue Bahnsteige: Mit solchen und anderen Baustellen – "kleine und mittlere Maßnahmen" genannt – will die Deutsche Bahn den Schienenverkehr pünktlicher machen. 355 solcher Vorhaben sollen bis 2030 umgesetzt sein, Kostenpunkt 4 Milliarden Euro. Bis Ende 2025 sollen 138 Vorhaben mit einer Milliarde Euro Kosten umgesetzt werden, teilte die Deutsche Bahn nun mit.

Das Programm zielt darauf, schnell positive Effekte auf die Kapazität und Pünktlichkeit für Reisende und Güterverkehrskunden zu erreichen. Finanziert werden die Vorhaben im Wesentlichen über das Klimaschutzpaket des Bundes und Eigenmittel der Deutschen Bahn. Vorgeschlagen hatte das Programm Ende Dezember 2022 die sogenannte Beschleunigungskommission, in der sich Vertreter aus dem Schienensektor zusammengefunden hatten.

Zu den Vorhaben (PDF) gehört unter anderem, Überholgleise für Güterzüge mit bis zu 740 Metern Länge auszubauen, wie zum Beispiel am Güterbahnhof Fulda. Für den Bahnhof Waiblingen soll eine höhere Einfahrgeschwindigkeit ermöglicht werden, am Bahnhof Friedberg und am Bahnhof Oppenweiler gleichzeitige Einfahrten. Dabei wird unter anderem angestrebt, ohne Einschränkungen einen durchgehenden Halbstundentakt im Fernverkehr auf den wichtigen innerdeutschen Hauptachsen zu erreichen.

"Dank der beschleunigten Umsetzung – beispielsweise mit der Bündelung von Maßnahmen und verschlankter Projektplanungen – gelingt es uns zunehmend besser, mit kleinen und besonders effektiven Vorhaben rasch eine große Wirkung zu erzielen", teilte der Chef der neuen Bahn-Infrastruktursparte InfraGo, Philipp Nagl, mit. "Davon profitieren unsere Fahrgäste und die Güterverkehrskunden ganz unmittelbar."

Die Geschäftsführerin des Verbands "Die Güterbahnen", Neele Wesseln, kritisierte indes, dass sich die Bahn die Quote bei den bis 2025 umgesetzten Maßnahmen "selbst verschönert" habe. "Indem sie weitere Pakete mit teils schon umgesetzten Maßnahmen in die Zielvorgaben mit aufnahm, konnte sie die geplante Umsetzungsquote für Ende 2025 von 26 auf 40 Prozent steigern", teilte sie mit. In dem Verband sind die Wettbewerber der Bahn im Güterverkehr organisiert. Zudem würden damit zwei Maßnahmen weniger umgesetzt als vor zwei Jahren von der InfraGo angekündigt.

Bahn-Infrastrukturvorstand Berthold Huber ging im vergangenen Juni davon aus, dass mit den kleineren und mittleren Maßnahmen der Bahnverkehr um vier Prozentpunkte pünktlicher werden kann. Insbesondere im Fernverkehr war die Bahn im vergangenen Jahr so unzuverlässig unterwegs wie seit vielen Jahren nicht. Fast jeder dritte ICE- und IC-Zug war verspätet unterwegs. Für dieses Jahr hat sich die Bahn eine Pünktlichkeitsquote von mehr als 71 Prozent vorgenommen.

Neben den kleineren und mittleren Bauvorhaben will die Bahn dafür diverse viel befahrene Streckenkorridore nach und nach umfassend sanieren. Start ist im Juli auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, die für die Rundum-Modernisierung ein knappes halbes Jahr komplett gesperrt werden soll. Insgesamt 40 Streckenabschnitte sollen auf diese Weise bis 2030 erneuert werden.

(anw)