Gezielte Spyware bespitzelt iPhones: Apple warnt Nutzer in vielen Ländern

Die Warnhinweise schickte Apple offenbar an Nutzer in über 90 Ländern. Von dem Verweis auf "staatlich geförderte Angriffe" ist das Unternehmen abgerückt.

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Person hält iPhone in den Händen

(Bild: Motortion Films/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Offensichtlich kommt es erneut zu einer Welle gezielter Spyware-Angriffe auf iPhones in vielen Regionen der Welt: Apple hat in der Nacht auf Donnerstag einzelne Nutzer vor einer möglichen Infektion ihres iPhones durch "Söldner-Spyware" gewarnt. Diese sogenannten "Bedrohungsbenachrichtigungen" verschickte das Unternehmen Medienberichten zufolge an Kunden in insgesamt 92 Ländern. Darunter fällt erneut Indien, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt. Zu den anderen Ländern liegen bislang keine Details vor.

Apple weist Nutzer in dem Schreiben darauf hin, dass sie möglicherweise das Ziel oder bereits Opfer eines Spyware-Angriffs auf ihre Apple-ID sind und auf diesem Wege versucht wird, das "iPhone aus der Ferne zu kompromittieren". Der Angriff sei wahrscheinlich gezielt, schreibt das Unternehmen.

Solche Bedrohungsbenachrichtigungen hat Apple im Jahr 2021 eingeführt, nachdem es immer häufiger zu Angriffen mit hochgradig versierter Spyware gekommen ist. Bislang erfolgten die Warnungen meist nur in bestimmten Regionen, zuletzt etwa im vergangenen Herbst in Indien. Seit 2021 habe Apple eine solche Mitteilung an Nutzer in über 150 Ländern verschickt. Betroffenen Nutzern empfiehlt Apple, ihr iPhone auf den neuesten Software-Stand zu bringen sowie Cybersicherheitsexperten zu kontaktieren. Zudem steht auf iPhones & Co der optionale Blockierungsmodus (Lockdown-Mode) zur Verfügung, der solche Angriffe erschweren soll.

Anfangs verwies Apple dabei explizit auf "staatlich geförderte Angriffe". Nach den letzten Warnungen an indische Oppositionspolitiker und Journalisten, zeigte sich die dortige Regierung aber offenbar verärgert – ungünstig für Apple, schließlich wird Indien immer wichtiger als iPhone-Produktionsstandort. Inzwischen spricht der iPhone-Konzern stattdessen diplomatisch von "Söldner-Spyware" und merkt an, dass solche Angriffe "historisch mit staatlichen Akteuren in Verbindung gebracht werden".

Schädlinge wie das Spyware-Tool Pegasus waren immer wieder in der Lage, iPhones aus der Ferne und ohne Interaktion des Besitzers still zu übernehmen. Anschließend erlauben sie eine breitflächige Überwachung der Kommunikation, etwa durch Aktivierung von Mikrofon und Kamera. Den Pegasus-Hersteller NSO Group hat Apple vor drei Jahren verklagt, das Gerichtsverfahren läuft noch.

Die Angreifer nutzen dafür offenbar wieder Apples Server-Infrastruktur und versuchen, die Malware etwa per iMessage einzuschleusen. Die Warnungen verschickt Apple unter anderem per E-Mail und iMessage an Kunden, sie erscheinen zudem in der Web-Verwaltung der Apple-ID. Apple betont, dass solche Warnmitteilungen niemals dazu auffordern, einen Link anzuklicken.

(lbe)