US-Regierung setzt auf "Demokratie 2.0"

Mit sozialen Medien sollen Wissenspotenziale bei Bürgern erschlossen und Entscheidungsprozesse beschleunigt werden.

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Die Weisheit der Vielen anzuzapfen ist das Ziel der Anfang Dezember gestarteten "Open-Government"-Initiative in den USA. Nach dem Vorbild sozialer Medien sollen künftig alle Behörden mit neuen Partizipationsverfahren arbeiten, berichtet Technology Review in einer aktuellen Analyse zum Web 2.0-Einsatz staatlicher Stellen. Erste Ansätze existieren bereits: Mittels des "IT Dashboard", einer Web-Plattform mit interaktiver Oberfläche, können Bürger mehr als 7000 Technologie-Investitionen des Staates analysieren und bewerten.

Die Kleinstadt Manor in Texas ruft ihre Einwohner mithilfe einer internetbasierten "Ideenbörse" zum öffentlichen Brainstorming auf, um Reformideen für die Kommune zusammenzutragen. Dort wird zum Beispiel der Vorschlag laut, "mehr Fußwege" zu bauen, "ein Hunde-Auslaufgelände" bereitzustellen oder ein "virtuelles Manor" zu schaffen, wo sich Investoren und Gewerbetreibende anhand von Geländekarten darüber informieren können, wie Freiflächen in der Stadt bebaubar wären.

Selbst YouTube wird inzwischen genutzt: Die US-Gesundheitsbehörde lobte einen Preis für die beste Schweinegrippe-Präventionskampagne auf der Videoplattform aus. Eine Jury traf eine Vorauswahl aus den eingesendeten Spots; die Endauswahl besorgte das YouTube-Publikum. Gewinner war ein kurzer Film des New Yorker Hip-Hop-Sängers "Doktor Clarke".

Bei all dem geht es weniger um große Politik. "Jeden Tag werden von der Regierung scheinbar nebensächliche, tatsächlich jedoch wichtige Entscheidungen getroffen, die verbesserungsfähig sind", erklärt Beth Noveck, die heute als "Chief Technology Officer for Open Government" in Obamas Regierung arbeitet. Hilfe erwartet sie vor allem von einer kleinen Gruppe, die sie die "Mikro-Elite" nennt: Jene 5, 10 oder 100 Leute, die eine bestimmte Frage verstehen und denen es ein Anliegen ist, ihr Wissen einzubringen.

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(bsc)