RoboCup German Open: Bilderbuchpässe auf dem Middle-Size-Feld

Inzwischen können auch die Fußballroboter der Middle Size League richtig schöne Pässe spielen. Selbst über Distanzen von mehreren Metern landen die Bälle präzise beim angespielten Roboter, der den Pass zumeist auch sehr sicher annehmen kann.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske
  • Volker Zota

Ein Bann ist gebrochen. Endlich können auch die Fußballroboter der Middle Size League beim RoboCup richtig schöne Pässe spielen. Am schönsten passen die Spieler des niederländischen Teams Tech United. Selbst über Distanzen von mehreren Metern landen die Bälle präzise beim angespielten Roboter, der den Pass zumeist auch sehr sicher annehmen kann.

Achtung, gleich schießt er! Ein Spieler von Tech United hat einen Pass angenommen und richtet sich aufs Tor aus. Der Gegner ist in diesem Fall das portugiesische Team Cambada, Weltmeister von 2008.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske )

Es ist vor allem die Ballannahme, mit der sich die Niederländer von den anderen Teams absetzen und in die Favoritenrolle bei den RoboCup German Open in Magdeburg gespielt haben. Hinzu kommt eine genau auf die Entfernung zum Mitspieler abgestimmte Schusskraft, mit der der Pass ausgeführt wird. „Die Roboter kennen ihre eigenen Positionen sehr genau und teilen sie sich gegenseitig mit“, sagt Rob Hoogendijk, der das Pass-Spiel der niederländischen Roboter programmiert hat. „Daraus lässt sich die Entfernung und damit die optimale Schussstärke bestimmen.“ Die Passtechnik kommt vornehmlich bei Standardsituationen wie Einwurf, Eckball oder Freistoß zum Einsatz – das aber, dank der automatischen Anpassung an die Entfernung, mit bemerkenswerter Flexibilität und entsprechender Vielfalt.

Experimente mit Pässen hatte es schon in früheren Turnieren immer wieder gegeben. Jedoch hatte sich das Dribbling regelmäßig als die sicherere und effizientere Methode erwiesen, den Ball ins gegnerische Tor zu befördern. Eine Regeländerung hat jetzt dazu geführt, dass die Middle-Size-Teams zumindest rudimentäre Passtechniken implementierten: Bei Freistößen und ähnlichen Standardsituationen muss der Ball zunächst gekickt werden und darf erst nach der Berührung durch einen anderen Spieler gedribbelt oder direkt aufs Tor geschossen werden. Die Entfernung schätzen andere Teams wie etwa Carpe Noctem von der Universität Kassel auf die gleiche Weise wie Tech United. Doch bei der Annahme der Pässe kann den Niederländern, deren Roboter mit einem sehr solide gearbeiteten Mechanismus zur Ballführung und zum Kicken ausgestattet sind, derzeit niemand das Wasser reichen.

Ein Mitglied des Teams des 1. RFC Stuttgart bereitet einige Reserveplatinen vor für den Fall der Fälle.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Hier ist der Fall der Fälle bereits eingetreten: Das Nao-Team Humboldt hat einen Time-Out genommen, um ihre Spieler zu versorgen.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Auch der amtierende Weltmeister 1. RFC Stuttgart wird sich warm anziehen müssen. „Wir müssen so früh wie möglich dazwischen gehen und das Pass-Spiel stören“, sagt Uwe-Philipp Käppeler vom Team der Universität Stuttgart. Die Möglichkeit dazu haben die sehr schnellen und wendigen Roboter, die in diesem Jahr auch erstmals nicht mehr mit einem orangefarbenen Ball spielen, sondern mit einem zweifarbig gemusterten. Auf den Spielfluss hat diese Umstellung keine sichtbaren Auswirkungen, was zeigt, dass die Middle-Size-Teams gute Arbeit bei ihren Bildverarbeitungsprogrammen geleistet haben. Die Besucher des Roboterturniers dürfen sich am heutigen Sonntag auf spannende Finalspiele freuen. (vza)