Stellenabbau nach Milliardenverlust für die Deutsche Bahn

Das erste Halbjahr schließt die DB mit einem Verlust ab. Das Deutschlandticket brachte offenbar mehr Passagiere. Dennoch sollen tausende Stellen wegfallen.

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Ein Weichentransportwagen und ein Arbeiter

Weichentransportwagen, der für die Generalsanierung der Riedbahn eingesetzt wird.

(Bild: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang)

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Die Bahn-Tochter DB Regio hat im ersten Halbjahr 2024 rund 855 Millionen Passagiere transportiert. Damit waren in den Regionalzügen der Deutschen Bahn 6 Prozent mehr unterwegs als im ersten Halbjahr 2023. Die Bahn führt die Steigerung auf das Deutschlandticket zurück, das zum 1. Mai 2023 eingeführt wurde.

Die Verkehrsleistung im Regionalschienenverkehr der Bahn stieg um mehr als 17 Prozent auf 19,5 Milliarden Personenkilometer, das heißt, die Passagiere fuhren längere Strecken. Der Umsatz von DB Regio legte um 283 Millionen Euro auf rund 5,0 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn betrug minus 66 Millionen Euro gegenüber minus 37 Millionen Euro im Vergleichshalbjahr des Vorjahres.

Der Gesamtkonzern Deutsche Bahn verzeichnete einen operativen Verlust von 677 Millionen Euro, er schnitt damit um 950 Millionen Euro schlechter ab als im ersten Halbjahr 2023. Der Verlust nach Zinsen und Ertragssteuern betrug 1,2 Milliarden Euro gegenüber 71 Millionen Euro vor einem Jahr. "Damit dringend nötige Reparaturen an der Infrastruktur zügig beginnen konnten, ist die DB wie schon im ersten Halbjahr 2023 zudem mit erheblichem zusätzlichem Aufwand in Vorleistung gegangen", heißt es in einer Mitteilung der Bahn.

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Als Folge der wirtschaftlichen Schwäche der Bahn sollen in den kommenden fünf Jahren rund 30.000 Vollzeitstellen wegfallen, teilte Bahn-Finanzchef Levin Holle zur Vorstellung der Halbjahreszahlen mit. Vor allem in der Verwaltung sollen Jobs wegfallen, bereits in diesem Jahr sollen etwa 1500 Stellen abgebaut werden. "Wir müssen in Zukunft mehr Bahn mit weniger Menschen schaffen", betonte Holle. Administrative Prozesse sollten digitalisiert und automatisiert und so von weniger Beschäftigten ausgeführt werden.

"Extremwetterereignisse in nie dagewesenem Ausmaß haben die ohnehin sanierungsbedürftige Schieneninfrastruktur an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gebracht und die betriebliche und finanzielle Lage im Personen- und Güterverkehr verschärft", erläuterte Bahn-Chef Richard Lutz. Vor diesem Hintergrund sank die Pünktlichkeit im Fernverkehr von 68,7 auf 62,7 Prozent. Ein Umstand, den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vorab im ZDF kritisierte. Die Betriebsleistung auf dem Schienennetz verringerte sich in den ersten sechs Monaten 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,8 Prozent auf 548 Millionen Trassenkilometer.

Vor zehn Tagen begann mit der Sperrung der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt/M. die Generalsanierung des Schienennetzes. Wenn sie in etwa fünf Monaten abgeschlossen sein wird, sollen die Störungen der Infrastruktur um bis zu 80 Prozent abnehmen, prognostizierte die Bahn.

Die Fernverkehrszüge der DB nutzten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 64,2 Millionen Reisende, 6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Verkehrsleistung des Fernverkehrs sank wegen der Streiks und der auch wetterbedingten Einschränkungen im Schienennetz im gleichen Zeitraum um 3,6 Prozent auf rund 20,9 Milliarden Personenkilometer. Nach den von Streiks geprägten ersten Monaten des Jahres kehrten die Reisenden zuletzt in die Züge zurück und machten den Juni 2024 zum umsatzstärksten Monat in der Geschichte des DB-Fernverkehrs. Das gesamte Halbjahr schloss DB Fernverkehr mit 2,8 Milliarden Umsatz ab, 68 Millionen weniger als im Vorjahr. Der operative Verlust betrug 232 Millionen Euro, vor einem Jahr betrug der Verlust 62 Millionen Euro.

Die Schienengüterverkehrstochter DB Cargo beförderte etwa 93 Millionen Tonnen Fracht – rund 10,2 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten 2023. Auch aufgrund geringerer Produktion energieintensiver Industrien und konjunkturell bedingt geringerer Transportnachfrage sank die Verkehrsleistung um 7,6 Prozent und der Umsatz um 106 Millionen Euro auf 2,8 Milliarden Euro. Die Logistik-Tochter DB Schenker erwirtschaftete einen operativen Gewinn von 520 Millionen Euro und schnitt damit doppelt so hoch ab wie vor der Coronavirus-Pandemie.

(anw)