E3: Nintendo zeigt Handheld mit Doppelbildschirm

Nintendos Taschenspielgerät soll neue Spielideen über einen zweiten Touchscreen verwirklichen.

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Von
  • Erich Bonnert

Während Sony die Taschenspielergemeinde mit einem breitwandigen PSP-Display auf seine Seite ziehen will, setzt Nintendo auf eine günstigere Zweischirm-Variante. Die Gameboy-Fans hatten lange darauf gewartet, endlich den Nintendo DS (Dual Screen) sehen zu dürfen. Auch wenn noch einige Monate bis zum Verkaufstermin vergehen, hat der Veteran im Spielmarkt seine Anhänger nicht enttäuscht.

Dass der handtellergroße Spielcomputer zwei Bildschirme zum Aufklappen haben wird, überrascht wohl niemand mehr. Über den Codenamen DS und seine Eigenschaften war schon viel geschrieben worden, der endgültige Name des Produkts und das Freigabedatum sind aber nach wie vor Geheimsache. Die beiden rückbeleuchteten 3-Zoll-Displays sind jedes so groß wie beim bisherigen Gameboy Advance SP, allerdings wirken die Farben lange nicht so blass. Der rechte Daumen hat nun vier Bedienknöpfe, dazu kommen links ein digitales Steuerkreuz und zwei Schultertaster. Der Clou ist aber, dass die Programme vom unteren Display aus über Touchscreen-Eingaben bedienbar sind -- entweder per Stylus oder mit dem Finger. Darüber hinaus hat Nintendo ein integriertes Mikrofon für Sprachsteuerungsfunktionen vorgesehen.

Die Displays geben verschiedene Blickwinkel auf die jeweilige Spielszenen wieder -- der untere zeigt etwa bei einem Autorennen den Kurs aus der Vogelperspektive und zusätzliche Platzierungsinformationen, während auf dem oberen das Rennen in schnellen 3D-Bildern läuft. Allerdings kann immer nur einer der Bildschirme dreidimensionale Spielszenen zeigen, wegen der nötigen Rechenleistung sind auf dem zweiten gleichzeitig nur 2D-Ansichten möglich.

Nintendo machte keine genauen Angaben zur Leistungsfähigkeit des DS, sie liege aber irgendwo zwischen der Konsole Nintendo 64 und dem Gamecube. Dass der DS damit nicht mit Sonys PSP mithalten kann, die etwa Playstation-2-Niveau erreichen soll, verwundert niemanden. So war es noch nie Nintendos Firmenphilosophie, in die beste und schnellste Hardware zu investieren, Nintendo will mit witzigen Spielen überzeugen, die dank des zweiten Touchscreens auf anderen Systemen nicht möglich sind. Darüber hinaus wird es aber wohl auch für dieses System zahlreiche Aufgüsse alter Spiele geben. So waren auf dem Stand frühe DS-Versionen von Mario 64, Wario Ware und Mario Kart zu sehen.

Und Nintendo hat noch einen zweiten Trumpf im Ärmel: Das DS-System ist rückwärtskompatibel zu allen früheren Gameboy-Modellen. Dazu sind zwei Cartrigde-Einschübe konstruiert worden -- an der Unterseite für die klassischen und an der Oberseite für die neuen DS-Spiele, denen nun nicht mehr nur 128 MBit, sondern mit bis zu 128 MByte der achtfache Speicherplatz zur Verfügung steht.

Über die integrierte drahtlose Netzwerktechnologie von Nintendo war schon viel spekuliert worden -- obwohl eigens entwickelt, soll sie Bluetooth-kompatibel sein, teilten die Japaner mit. Bis zu 16 Geräte können auf zirka 10 Meter Entfernung miteinander kommunizieren. Daneben haben die Japaner auch eine WLAN-kompatible Netzschnittstelle eingebaut, die Matches mehrerer Spieler über das Internet oder in der Umgebung von Hotspots erlauben sollen.

Während reale öffentliche Vorführungen der portablen Spielmaschine des Konkurrenten Sony bisher noch nicht zu sehen waren, kann die DS an Nintendos Messestand ausprobiert werden. Entwickler und Analysten haben auch schon erste Geräte zum Testen erhalten. Die gezeigten Spiele-Demos sind bisher jedoch nur rudimentär fertig gestellt. Zum Jahresende sollen die DS-Rechner in Japan in den Handel kommen, in Europa und den USA soll es im Frühjahr 2005 soweit sein. Analysten gehen von einem Preis von rund 150 US-Dollar aus. Sonys PSP veranschlagen die Experten auf zirka 250 US-Dollar. (Erich Bonnert) / (hag)