"Staufreies Hessen" zieht Halbzeitbilanz

Mit verkehrstechnischen Maßnahmen konnten in Hessen 80 Prozent aller Staus abgebaut werden. Für die restlichen 20 Prozent müssen IT-Lösungen eingesetzt werden: Mit Hilfe von Road Side Units soll der Verkehr filigran geleitet werden.

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Von
  • Detlef Borchers

Nach 5 Jahren sieht die Initiative staufreies Hessen 2015 auf gutem Wege, die hoch gesteckten Ziele zu erreichen. Mit verkehrstechnischen Maßnahmen konnten 80 Prozent aller Staus abgebaut werden. Für die restlichen 20 Prozent müssen IT-Lösungen eingesetzt werden: Mit Hilfe von Road Side Units soll der Verkehr filigran geleitet werden.

Zur Halbzeitfeier auf dem Frankfurter Messegelände freute sich der hessische Ministerpräsident Roland Koch auf dem Kongress "Strategien in Bewegung", den er kurz besuchte: "Hessens Wohlstand hängt vom Verkehr ab. Unser Verkehr muss höher sein als anderswo, denn bei uns kreuzen sich die europäischen Verkehrsströme im Schienen-, Straßen- und Luftverkehr." Bis 2015 werde der LKW-Verkehr um 60 Prozent, der PKW-Verkehr um 20 Prozent steigen. Intelligente Lösungen sollen dafür sorgen, dass der Verkehr fließt und der Rubel rollt.

Als wichtigste und durch Messungen belegte erfolgreichste Maßnahme hat sich das Standspurmanagement auf 68 Autobahnkilometern erwiesen, das derzeit um 12 Kilometer im Darmstädter Raum ausgebaut wird. Bis 2015 sind weitere 340 km geplant, auf denen bei Bedarf der Standstreifen zur Fahrspur wird. Das System ist eine Lösung von IBM mit intelligenten Videokameras von Aimetis. Sie erkennen ungewöhnliche Muster, etwa stehende Fahrzeuge auf der Spur.

Die nächste Stufe der Staubekämpfung erfolgt im Rahmen des von der EU geförderten Testfeldes Sichere Intelligente Mobilität. In diesem Projekt wird der Einsatz von Road Side Units (RSU) erprobt, die anders als Induktionsschleifen den Verkehr nicht nur messen, sondern auch Informationen zu den Fahrzeugen übertragen können, mit denen sie kommunizieren und von denen sie Informationen über den Verkehrsfluss erhalten. Neben Stauinformationen, Warnmeldungen und kleinräumigen Umleitungsempfehlungen können die nach 802.11p (WLAN für Fahrzeuge) arbeitenden Minisender auch Baustelleninformationen übertragen. Die von der saarländischen Hochschule für Technik und Wirtschaft entwickelten RSU wurden auf der Halbzeitfeier gezeigt. Sie sollen auf Schilderbrücken installiert werden und ihre Informationen von einer Application Unit beziehen, die jeweils mehrere RSUs betreut.

Welche Software die vielfältigen Informationen speichert, analysiert und zu einem Verkehrslagebild zusammenfasst, steht noch nicht fest. Kurzfristig sagte die IBM-Referentin zu diesem Thema ab, womit nur auf die entsprechende Pressemeldung der IBM zu diesem Thema verwiesen werden kann, weil IBM in Stockholm auf der Basis von InfoSphere Streams ein vergleichbares Informationssystem für Stockholm entwickelt hat. Dort funktionieren 1500 Taxis als Verkehrssensoren, eine Erweiterung um Wettersensoren und die Ausdehnung auf Lieferanten-LKW und den öffentlichen Nahverkehr ist geplant.

Damit Hessen weiter brummt, wurde zur Halbzeit auf der Webseite der Initiative ein Reisezeitservice freigeschaltet, der minutengenau aktuelle Stauinformationen in Form von Zeitangaben anzeigt, die für die entsprechenden Autobahnabschnitte eingerechnet werden müssen. Denn Staus aufgrund von Unfällen wird es auch dann noch geben, wenn Hessen 2015 ansonsten staufrei geworden sein sollte.

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(jk)