Geldtransfer per Handschlag
Bislang gelang es klassischen Internet-Zahlungsanbietern nur schleppend, ihr Geschäft auf das reale Leben auszudehnen. Die eBay-Tochter PayPal versucht es jetzt nach vielen Jahren wieder.
Bislang gelang es klassischen Internet-Zahlungsanbietern nur schleppend, ihr Geschäft auf das reale Leben auszudehnen. Die eBay-Tochter PayPal versucht es jetzt nach vielen Jahren wieder.
Als der Internet-Zahlungsanbieter PayPal vor mittlerweile fast zwölf Jahren noch unter dem Namen Confinity gegründet wurde, hatte er ein einfach zu erklärendes Geschäftsmodell. Die kalifornische Firma wollte es ihren Kunden möglich machen, mittels des damals populären Organizers PalmPilot kleine Geldbeträge digital untereinander auszutauschen. Das für seine Zeit durchaus höchst innovative bargeldlose Bezahlverfahren kam allerdings kaum über ein Prototypenstadium hinaus – zu ungewöhnlich und zu instabil war es damals noch.
Im März 2000 schloss sich Confinity deshalb mit dem Konkurrenten X.com zusammen, der eher wie eine Online-Bank operierte als sich für Geldaustausch zu interessieren. Der Rest ist Geschichte: Aus X.com und Confinity wurde das freundlicher klingende PayPal und das bis heute populärste autonome Internet-Zahlungssystem entstand. Nach erfolgreichem Börsengang 2001 wurde die Firma schließlich 2002 vom E-Commerce-Riesen eBay geschluckt, dessen profitable Tochter sie bis heute ist – PayPal ist dort Pflicht.
Die alte Idee vom bargeldlosen Geldaustausch mittels mobiler vernetzter Geräte hat der Internet-Zahlungsanbieter nun aber wiederbelebt. Seine iPhone-Anwendung, die anfangs vor allem dem Management des eigenen PayPal-Kontos diente, besitzt seit kurzem eine ungewöhnliche Funktion: Künftig lassen sich kleine und größere Beträge von Person zu Person überweisen, indem man zwei Handys einfach kurz aneinander tippt. Die Nutzer müssen auf beiden iPhones zuvor nur die PayPal-Software "Send Money" installiert und geöffnet haben sowie mit ihrem Konto angemeldet sein. PIN und Passwort schützen vor versehentlichen Überweisungen, die Beträge werden sofort gut geschrieben.
Das "Bump" – zu Deutsch: Anstoßen, Zusammenstoßen – genannte Verfahren stammt vom US-Entwickler Bump Technologies. Es basiert technisch auf dem Nahbereichsfunk Bluetooth, der in zahlreichen Handys steckt – so werden Geräte im Umfeld erkannt und autorisiert, die Übertragung zusätzlich dann per Trägheitssensor eingeleitet. Eine weitere "Bump"-Anwendung dient dem Austausch von digitalen Visitenkarten; neben dem iPhone wurden inzwischen auch erste Lösungen für das konkurrierende Google-Handy-Betriebssystem Android entwickelt.
PayPal bietet die Anwendung "Send Money" kostenlos an, allerdings sind Transaktionen nur vom Bankkonto gebührenfrei, beim Einsatz von Kreditkarten berechnet PayPal dem Geldempfänger traditionell eine prozentuale Gebühr, ähnlich wie sie auch professionelle Läden zahlen müssen. Mit der iPhone-Software ist es außerdem möglich, eine Restaurantrechnung unter mehreren Zechern aufzuteilen ("Split the Bill" – einer zahlt, die anderen überweisen ihm) oder für kollektive Geschenke Geld einzusammeln ("Collect Money" mit direkter Gutschrift beim Sammler). Teile dieser Ideen stammen interessanterweise noch aus dem Confinity-Bestand – dessen Gründer Max Levchin hatte immer nach einer Möglichkeit gesucht, feuchtfröhliche Abende unter Freunden möglichst unkompliziert abzurechnen. Nun geht's – und wie man von "Send Money"-Anwendern hört auch endlich zuverlässig.
(bsc)