Der intelligente Rollator

Forscher am Bremer Standort des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz haben eine Gehhilfe entwickelt, die alten Menschen bei der Navigation durch Gebäude hilft.

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Forscher am Bremer Standort des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz haben eine Gehhilfe entwickelt, die alten Menschen bei der Navigation durch Gebäude hilft.

Die Menschen werden immer älter – entsprechend steigt der Bedarf nach Werkzeugen, die ihnen ein selbstständiges Leben erlauben. Wissenschaftler am Bremer Standort des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) haben deshalb nun eine neuartige Gehhilfe entwickelt. Sie ergänzt den in den Achtzigerjahren in Schweden erfundenen Rollator, jenes populäre, vierrädrige Stützrad mit Lenker, um eine Computersteuerung.

Das Gefährt, das ein Forscherteam um den Informatiker Thomas Röfer entwickelt hat, ist mit allerlei Hightech ausgerüstet: Der sogenannte iWalker besitzt elektrische Bremsen, Sensoren in den Rädern, eine laserkontrollierte Entfernungsmessung und einen kleinen Rechner, der die Bewegungsdaten in Echtzeit auswertet. Eine Seniorin, die mit dem Gerät unterwegs ist, kann sich beispielsweise vor kurzfristig auftauchenden Objekten warnen lassen – der iWalker bremst dann sogar automatisch und gibt Impulse, die am Lenker in die richtige Richtung weisen. Dabei ist er intelligent genug, einem vom Benutzer vorgegebenen Pfad zu folgen – will dieser beispielsweise nach rechts ausweichen, steuert er sanft in diese Richtung.

Integriert ist außerdem ein Ortungsalgorithmus, der Angaben zur Position in Gebäuden erlaubt, deren Karte vorher eingespeist wurde. Ein Verlaufen etwa im Krankenhaus oder Altenheim ist so nicht mehr möglich, ein eingebauter Bildschirm weist den Weg mit einfachen Worten – Sprachausgabe ist zusätzlich möglich – oder Pfeilen zurück ins eigene Zimmer oder in die Cafeteria.

Der aktuelle Prototyp hat noch keinen Motor – der Benutzer schiebt den iWalker wie jeden anderen Rollator auch, profitiert aber von Kollisionswarnung und Inhouse-Navigation. Die verbaute Technik ist relativ günstig, weil ein einfacher Netbook-Computer als Steuerrechner und Anzeigegerät ausreicht. Die Bedienung erfolgt dabei nicht etwa über eine Tastatur, sondern über den iWalker selbst: Um das Menü mit den möglichen Zielen zu aktivieren, muss er nur schnell nach links und nach rechts gedreht werden, ein Scrollen durch Listen wird durch kurzes Vor oder Zurück mit dem Gerät erreicht. Eine zweite, motorisierte Version des iWalker soll sich sogar automatisch selbst "parken" können, wenn der Besitzer in seinem Wohnraum angekommen ist.

Das System basiert dabei auf einem kommerziell erhältlichen Rollator – eine Nachrüstung bestehender Geräte wäre in der fertigen Variante also genauso möglich wie der Verkauf von ab Werk voll ausgestatteten Einheiten. Vorstellbar ist auch die Integration in eine automatisierte Umgebung. Am Bremer "Ambient Assisted Living Lab" (BAALL), einem Forschungslabor für Lebensräume der Zukunft, kann die erfasste Position des iWalker beispielsweise dazu verwendet werden, Türen zu öffnen oder die Höhe eines Küchentischs an den Benutzer anzupassen, wenn dieser den Raum betritt. (bsc)