Apples Blitzschutz

Ich muss zugeben, dass ich das Herumgehacke von Steve Jobs auf Adobe mit einer gewissen Genugtuung sehe. Wenn es nach mir geht, kann die Animationstechnik Flash nicht frĂĽh genug verschwinden.

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Rums, das hat gesessen: Apple-Boss Steve Jobs schrieb letzten Donnerstag einen langen offenen Brief, in dem er glasklar darlegte, warum seine Firma die Animations- und Videotechnik Flash auf iPhone, iPad und iPod touch nicht zulassen wird. Man konnte fast Mitleid mit Shantanu Narayen bekommen, seines Zeichens Chef des Flash-Herstellers Adobe, wenn man sah, wie er anschließend in einem "Wall Street Journal"-Interview versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Man werde jetzt eben auf andere Plattformen setzen, sagte er, die "offener" seien.

Ich muss einräumen, dass mir Jobs' harte Haltung in diesem Fall – es gibt andere Beispiele, die dagegen gar nicht gehen – persönlich sehr zusagt. Mir geht Flash schon seit Jahren auf den Keks. Anfangs war die Multimedia-Software für jeden echten Web-Freund völlig indiskutabel, weil sie dafür sorgte, dass eine mit ihr erstellte Seite wortwörtlich aus dem Netz fiel – Suchmaschinen fanden sie nicht, Deep Links versagten. Inzwischen sind Teile dieser Probleme zwar gelöst, doch es ist auch heute noch so, dass ich eine Seite oft lieber verlasse, bevor ich ein blödes "Skip Intro" anklicke.

Dann wären da die Flash-Dominanz in der Online-Werbung und die hohe Last, die die Technik besonders auf Macs generiert. Wenn mir z.B. meine Verwandtschaft telefonisch einen Browser-Absturz vermeldet, kann ich mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass es an dem Adobe-Plug-in lag. Mittlerweile habe ich mir deshalb angewöhnt, auf jedem Rechner sofort einen Blocker zu installieren, der dafür sorgt, dass nur solche Flash-Animationen aufgerufen werden, die ich sehen will – Problem gelöst.

Zwar hat Flash in der Tat in den letzten Jahren seine Bestimmung gefunden – als einfache Methode, Videos in Websites einzubinden, wo man sich früher mit Real Media und Konsorten herumschlagen musste. Schick auch, wie simpel man Filmchen mittels HTML-Container heute einbinden kann. Doch auch hier ist Flash eigentlich nur eine Krücke: Es wäre viel sinnvoller, wenn der Browser einfach direkt Videos abspielt. Dank HTML5 und H.264 geht das inzwischen in hoher Qualität.

Nun gibt es ja noch die Spielefraktion, die meint, ohne Flash werde es im Web schnell langweilig. Das mag anfangs schon so sein. Allerdings muss man auch hier keine Bange haben: Selbst Farmville soll demnächst in einer standardkompatiblen Version auf den Markt kommen, die Domains für iPhone und Co. existieren schon. Und so dürfte dieses Bild für Adobe eine zukunftsweisende Bedeutung haben: Es zeigt das eigentlich in Flash angelegte "Wall Street Journal"-Video mit Firmenboss Narayen, das auf dem iPad brav ganz ohne Adobe-Technik läuft, weil die Zeitung für diese Plattform auf H.264 umgestellt hat.

(bsc)