Musikindustrie droht mit weiteren Klagen gegen Filesharer in Europa

Das juristische Vorgehen gegen Anbieter von urheberrechtlich geschützten Songs in Tauschbörsen sieht die IFPI als Erfolg und feiert gleichzeitig die wachsende Zahl von legalen Online-Musikdiensten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nachdem in Deutschland erstmals ein Anbieter von Musik in Tauschbörsen verurteilt wurde, feiert sich die Lobby der Musikindustrie selbst und bejubelt ihr juristisches Vorgehen gegen P2P-Nutzer als großen Erfolg. Neben dem Fall in Deutschland hätten sich 17 Beschuldigte in Dänemark verpflichtet, eine Entschädigung für Verletzung des Urheberrechts zu zahlen, hieß es beim internationalen Verband der Musikindustrie IFPI. Die Zahlungen beliefen sich im Schnitt auf mehrere tausend Euro. In Italien seien zudem 30 Nutzer wegen Copyright-Verletzung angeklagt worden. Gleichzeitig habe die Kampagne der Branche gegen illegales Filesharing dazu geführt, dass das Bewusstsein der Anwender über mögliche Urheberrechtsverletzungen gestiegen sei, ist sich die IFPI sicher.

Der Lobby-Verband der Musikbranche kündigte an, dass man weitere Anzeigen gegen Filesharer stellen werde, die illegal urheberrechtlich geschütztes Material anböten. In Dänemark habe man bereits 24 weitere Personen angezeigt; Verfahren in Frankreich, Schweden und Großbritannien seien ebenfalls möglich. Es zeige sich, dass die Strafverfolgung, kombiniert mit dem Start von legalen Online-Musikdiensten, Auswirkung auf die Angewohnheiten der User beim Filesharing hätten. "Wir beanspruchen noch nicht den Sieg für uns, aber wir sind ermutigt durch die Richtung, in die sich der Markt entwickelt, und durch die Änderung, die wir in der öffentlichen Meinung sehen", betonte der IFPI-Chef Jay Berman.

Die IFPI bejubelte parallel zu der Ankündigung die breite Verfügbarkeit von legalen Online-Musikdiensten, die sie ebenfalls als Erfolg für sich reklamiert. Über 100 solcher Angebote seien weltweit nun verfügbar, fünf Mal mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings ging die IFPI nicht weiter auf die verbreitete Kritik an hohen Preisen und rigide Nutzungskontrollen ein, die Anwender gegen einige der verfügbaren Dienste ins Feld führen. Gerade aber die legalen Online-Musikdienste -- und dabei besonders diejenigen, die ohne DRM arbeiten -- dürften der Lobby künftig weitere Argumentationsschwierigkeiten bereiten. So führte die deutsche IFPI-Sektion als Argument gegen einen wegen Filesharings verfolgten Mann an, er habe nur 25 Original-CDs, aber tausende Musikdateien besessen. Was -- nicht nur -- angesichts von legalen Online-Musikdiensten nicht gerade als einleuchtende Argumentation erscheint.

Zur Frage, was Angebote in Online-Musikdiensten nach Ansicht der User kosten dürfen und wie sie zu gestalten sind, siehe auch die c't-Aktion mit einem legalen Musikdownload für 50 Cent: (jk)