Haushaltsroboter 1.0 Beta 1

Das Roboterlabor Willow Garage will mit kostenlosen High-Tech-Automaten Forscher zur Entwicklung neuer Anwendungen und Standards ermutigen.

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Das Roboterlabor Willow Garage will mit kostenlosen High-Tech-Automaten Forscher zur Entwicklung neuer Anwendungen und Standards ermutigen.

Diese Firma hat eine hübsche Entstehungsgeschichte. Der Stanford-Informatiker Scott Hassan, als einer der frühen Google-Mitarbeiter nach dem Börsengang des Internet-Riesen reich geworden, hatte sich schon immer für Roboter interessiert – auch für solche, die ganz normale Menschen einsetzen könnten. Also gründete er im Winter 2006 ein eigenes Roboterlabor. Der malerische Name der Firma: Willow Garage – Garage in den Weiden. Die Idee: Statt sofort darauf zu setzen, kommerziell erfolgreiche Produkte auf den Markt zu bringen – was in diesem noch jungen Markt sowieso schwierig wäre – liegt die Betonung des Unternehmens aus Menlo Park zunächst auf Forschung und Entwicklung.

Dafür soll diese zumindest weitläufig sein. Neben der eigens entworfenen Hardware entwickelt Willow Garage deshalb auch eigene Robotik-Software, die stets quelloffen geschrieben sein soll und über weitläufig nutzbare Programmierschnittstellen verfügt. Zu den ersten Projekten gehörte der "Texai"-Roboter, ein Telepräsenzautomat. Da zwei der Willow Garage-Ingenieure 3200 Kilometer voneinander entfernt lebten, aber dennoch gemeinsam Projekte erarbeiten sollten, verfügt die Maschine über Rollen, einen großen Bildschirm und eine Kamera. Damit kann das Gerät sogar in Meetings mitkommen, um alles Gesagte per Internet an sein Gegenstück zu übertragen. 25 der Roboter werden gerade gebaut und sollen dann in Unternehmen unter Echtbedingungen getestet werden. Externe Projektinteressierte erhalten sogar die Bauanleitung.

Hauptprojekt von Willow Garage ist aber der PR2. Aus einer Stanford-Arbeit an einem ersten "Personal Robot" hervorgegangen, soll dies eine weitläufige Forschungsplattform werden, die Haushalts- und Serviceroboter weltweit weiterbringt. Die Maschine läuft auf dem von Willow Garage entwickelten, quelloffenen Betriebssystem ROS (Robot Operating System) und nutzt eine offene Bilderkennungssoftware. Das System verfügt über zwei aktuelle Acht-Kern-Prozessoren, 24 Gigabyte Hauptspeicher und zwei Festplatten mit insgesamt 2 Terabyte, von der eine zur schnellen Datenauswertung entnommen werden kann. Der Roboter verfügt über einen Kopf mit Stereo-Bilderkennung, zwei Arme mit Greifern und ist über Rollen voll beweglich. Sensoren in allen Elementen und eine Batterie mit 1,2 Kilowattstunden für bis zu 120 Minuten lange Einsätze runden das Paket ab.

Um die Arbeit mit ROS und PR2 voranzubringen, hat Willow Garage in den letzten Monaten ein sogenanntes Betaprogramm gestartet. Dabei konnten sich Universitäten und Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt darum bewerben, einen PR2 zwei Jahre lang als kostenloses Leihgerät zu erhalten. Mittlerweile stehen die Gewinner fest: Das insgesamt 4,4 Millionen Dollar schwere Projekt wird an insgesamt 11 Standorten in den USA, in Japan, Deutschland und Belgien stattfinden. Die geplanten Projekte sind dabei sehr unterschiedlich. So will man an der TU München im Rahmen der "CRAM"-Studie räumliche Erfassung erforschen und PR2 beispielsweise die Arbeit in einer Küche näher bringen. Am MIT geht es wiederum im Rahmen des Labors CSAIL um die Interaktion von PR2 mit Menschen.

Die Nachfrage nach dem Betaprogramm war groß: Fast 80 Einrichtungen aus aller Welt wollten teilnehmen. Zunächst wird es bei vielen der Projekte um Grundlagen gehen – so soll PR2 beispielsweise lernen, wie man Türen öffnet, sich selbst zum Nachladen einsteckt oder Handtücher faltet. Willow Garage-Projektdirektor Keenan Wyrobek hofft, dass die Forschungsvorhaben das Ziel erreichen, das sich auch Willow Garage auf die Fahnen geschrieben hat: "Nach dem persönlichen Computer soll nun auch der persönliche Roboter das Heim erobern." (bsc)