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Österreicher entwickeln Sicherheitskonzept für Stromspeichereinheit

Auch Magna Steyr baut Lithium-Ionen-Akkus für Autos

Technik ssu

Magna Steyr, bekannt als Allradspezialist und Auftragsfertiger für verschiedene Autokonzerne, steigt in die Fertigung von Energiespeichern für Kraftfahrzeuge mit Lithium-Ionen-(Li-Ion)-Akkus ein

Genf (Schweiz), 13. März 2008 – Auch die österreichische Magna Steyr, bekannt als Allradspezialist und Auftragsfertiger für verschiedene Autokonzerne, steigt in die Fertigung von Energiespeichern für Kraftfahrzeuge auf Basis von Lithium-Ionen-(Li-Ion)-Akkus ein. Dies gab das Unternehmen während des Genfer Automobilsalons bekannt, der noch bis Sonntag, den 16. März, für das Publikum geöffnet ist. Dort präsentiert Magna Steyr anhand der Offroad-Studie Mila Alpin [1] verschiedene Antriebskonzepte, darunter Hybrid-Antriebe, die auf Li-Ion-Akkus als Energiespeicher zurückgreifen.

Erst vor kurzem hatte die Daimler AG angekündigt, bereits im kommenden Jahr mit dem Hybridfahrzeug Mercedes S 400 BlueHYBRID ein Auto mit Li-Ion-Akkus in Serie zu produzieren [2], die von der Continental AG zugeliefert [3] werden. Daimler hält nach eigenen Angaben 25 Patente für den Einsatz dieser Technologie in Kfz und erwartet den Großserieneinsatz ab 2010 [4].

Höhere Energiedichte

Gegenüber den bislang in Elektro- oder Hybrid-Autos gebräuchlichen Nickel-Metallhydrid- (Ni-MH)-Akkus empfehlen sich Li-Ion-Systeme dank ihrer höheren Engergiedichte: Während diese bei gebräuchlichen Ni-MH-Systemen bei 90 Wattstunden (Wh) pro Kilogramm liegt, erzielen marktgängige Li-Ion-Akkus heute bereits 180 Wh/kg – dies hilft das Fahrzeuggewicht zu senken und die Reichweite des Elektroantriebs zu erhöhen.

Sicherheitsbedenken

Andererseits werden Sicherheitsbedenken gegenüber der Li-Ion-Technik ins Feld geführt: In Brand geratene oder explodierende Li-Ion-Akkus in Notebooks und Handys hatten das Speichermedium über Jahre hinweg in Verruf [5] gebracht und der Elektronik-Branche kostspielige Rückrufaktionen [6] beschert.

Auch Magna Steyr baut Lithium-Ionen-Akkus für Autos

Als „entscheidend“ für einen Einsatz im Straßenverkehr bezeichnet Daimler daher die erfolgreiche Integration der Li-Ion-Akkus in den Klimakreislauf des Fahrzeugs. Damit könne der Energiespeicher stets bei optimalen Systemtemperaturen zwischen 15 und 35°C betrieben werden und eine für den Einsatz im Pkw adäquate Lebensdauer bei maximaler Leistungsfähigkeit erreichen. Auch liegt der Sicherheitsstandard des Akku-Packs den Schwaben zufolge „auf dem Niveau heutiger Autobatterien“.

Umfassendes Sicherheitskonzept

Auch Magna Steyr hat ein Sicherheitskonzept für Li-Ion-Systeme entwickelt und Patente für seine Verfahren angemeldet. Das „Battery Management Safety Concept“ der Österreicher reicht vom einzelnen Akku-Element bis zur Integration und Positionierung des kompletten Energiespeichers im Fahrzeug. Das Modul enthält über die Akkus hinaus eine redundant ausgelegte Elektronik zur Kontrolle der Be- und Entladevorgänge, Temperaturmanagement und eine Not-Aus-Funktion, falls das Fahrzeug in einen Unfall verwickelt wird.

Die Technik ist in einem gasdichten Gehäuse (siehe Bild) mit einem noch nicht näher beschriebenen Überdruckschutz untergebracht. Eines der Innensegmente enthält die Akkus und die Anschluss-Stutzen für eine Wasserkühlung. Im anderen Segment befinden sich räumlich und galvanisch getrennt die „Battery Management Unit“ mit der Steuerelektronik und zwei Strom-Anschlüsse für Hoch- oder Niederspannungsnetze.

Dank der skalierbaren Auslegung als Modul ist gut vorstellbar, dass die Li-Ion-Boxen in verschiedenen Leistungsklassen angeboten werden und Einzug in verschiedenste Fahrzeugtypen und -marken finden. Magna Steyr nennt noch keine konkreten Auftraggeber oder Projekte, doch erklärte der Projektmanager gegenüber heise Autos, dass man ein großes Spektrum von Pkw über Nutzfahrzeuge bis zu Spezialfahrzeugen wie Gabelstapler bedienen wolle.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-444605

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Auf-den-Spuren-des-Haflinger-444063.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Daimler-integriert-Li-Ion-Akkus-in-Klimakreislauf-von-Pkw-Serienstart-2009-475771.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Conti-liefert-Lithium-Ionen-Batterien-fuer-Daimler-475773.html
[4] https://www.heise.de/autos/artikel/Daimler-sieht-Grossserieneinsatz-von-Lithium-Ionen-Akkus-ab-2010-475783.html
[5] https://www.heise.de/news/Verbesserte-Notebook-Akkus-gehen-in-Grossserie-130003.html
[6] https://www.heise.de/news/Matsushita-traegt-Kosten-fuer-Austausch-defekter-Nokia-Akkus-166622.html