Ausfahrt im Lotus Exige S mit Performance Pack

Seite 3: Ausfahrt im Lotus Exige S mit Performance Pack

Inhaltsverzeichnis

Neue Perspektiven

Wen aber kümmern Zugeständnisse an den Komfort, wenn ein Auto im Gegenzug ein derart ursprüngliches Fahrerlebnis bietet? Wer der Werbung glaubt und meint, in einem BMW die ultimative "Freude am Fahren" erleben zu können, sollte dringend eine ausgedehnte Landstraßentour mit einem Lotus Exige unternehmen. Grund genug dafür ist schon das neue Herangehen ans Thema "Überholen", das sich nach ein paar Stunden hinterm Lotus-Steuer einstellt. Nach einer Eingewöhnungsphase fragt man sich nicht mehr "packe ich das?", sondern schlicht "will ich überholen?" Falls ja, prescht Exige nach gewaltig vorne und vollendet das Manöver, noch bevor ein übernervöser Beifahrer ein Stoßgebet gen Himmel schicken kann.

Sein Geld wert

Der Anschaffungskosten von 64.630 Euro zum Trotz wirkt der Exige S mit den Extra-PS preiswert. Nur leistungsstarke Motorräder bieten für noch weniger Geld ein ähnlich ungefiltertes, direktes und brachiales Beschleunigungserlebnis. Gratis obendrauf gibt zudem ein Image, voln dem andere Sportwagenhersteller träumen: Egal ob kleine Kinder, mittelalte Geschäftsleute oder reife Damen mit Gehhilfe: Sie alle drehen sich mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach dem flachen Engländer um. Tankwarte erkundigen sich nach Leistung, Preis und Alltagstauglichkeit. Und selbst wer beim Entern und Verlassen des Innenraums ungelenk wirkt – das Übersteigen der extrem breiten Seitenschweller ist eine Kunst für sich – erntet bei zufälligen Zuschauern kaum Häme.

Zugeständnisse an die Sicherheit

Was die Sicherheit angeht, ist auch Lotus inzwischen in der Neuzeit angekommen – zumindst halbwegs. Immerhin bietet der Exige des Modelljahrs 2008 zwei Airbags und ABS. Im Performance Pack enthalten ist zudem die hervorragende Traktionskontrolle. Die operiert entweder vollautomatisch oder lässt sich auf Schlupfwerte zwischen einem und neun Prozent einstellen. Im Automatikmodus hat das System den Rennfloh auch bei Nässe und auf Winterreifen gut im Griff, hinterlässt beim Fahrer aber nie den Eindruck, von der Elektronik bevormundet zu werden. Ein ESP haben wir bei unserem Test auf öffentlichen Straßen und mit Winterreifen nicht vermisst – und wenn doch: ein Stabilitätsprogramm steht nicht in der Lotus-Aufpreisliste. Nach einigen schweißtreibenden Einparkmanövern wird aber der Wunsch nach einem anderen Extra laut, das die Briten schleunigst anbieten sollten. Die Rede ist von einer Einparkhilfe. Der Innenspiegel nämlich ist bei diesem Lotus absolut überflüssig. Wer – wie in einem regulären Auto – den Kopf herum nimmt und durch die rückwärtige Trennscheibe linst, kann dort höchstens den mächtigen Ansaugtrakt des Ladeluftkühlers bewundern, der den Blick nach hinten komplett blockiert. Trotz der winzigen Abmessungen seines Autos sollte der kluge Exige-Pilot es also beim Einparken wie ein LKW-Fahrer halten, sprich: er sollte sich einweisen lassen. (imp)