Ausfahrt im neuen Mercedes A 200 BlueEfficiency

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Ljubljana (Slowenien), 28. Juni 2012 – Selten hat ein Hersteller bei der Nachfolge eines erfolgreichen Modells soviel riskiert wie Mercedes im Fall der dritten A-Klasse. Die Vorgänger waren mit ihrer hohen Sitzposition und den guten Platzverhältnissen bei vergleichsweise geringen Außenabmessungen vor allem bei älteren Kunden beliebt. Mit dem Neuen will Mercedes jüngere Kunden ansprechen. Das machen die Schwaben mit einem breiten Angeboten von Entertainment-Elektronik und einer sportlichen Gesamtausrichtung deutlich. Was die neue A-Klasse zu bieten hat, wollten wir auf einer Ausfahrt herausfinden.

Gut verarbeitet

Fast 20 Zentimeter niedriger und 40 Zentimeter länger ist der neue Kompakte aus Stuttgart. Freunde einer hohen Sitzposition müssen entweder auf die neue Mercedes B-Klasse ausweichen oder bis Ende 2013 auf das A-Klasse-SUV GLA warten. Die neue A-Klasse sieht frisch und modern aus. Auch der Innenraum der neuen A-Klasse hat mit dem Interieur des alten Modells nichts mehr zu tun: Das Armaturenbrett gefällt mit geschwungenen Oberflächen und Luftausströmern im Turbinen-Design. Die Vordersitze sehen mit ihren integrierten Kopfstützen sportlich aus und sind bequem. Im Fond lassen sich die Kopfstützen in der Höhe verstellen und auch große Menschen haben genug Platz. Die meisten Oberflächen wirken hochwertig, viele Kunststoffbedienteile sind jetzt mit einer metallischen Oberfläche überzogen. Allerdings wird die B-Säule mit hartem Plastik verkleidet und bei den hinteren Türen ist ein Streifen unverkleidetes Metall zu sehen. Dennoch: Schon jetzt wirkt die Verarbeitung erstaunlich routiniert. Die Interieurleisten sind sauber eingepasst, die Kunststoffe ordentlich entgratet.

Keine Übersicht

Die Übersicht nach hinten ist wohl nur noch in einem U-Boot schlechter. Gefühlt einen Meter breite C-Säulen ziehen sich nach innen, die Heckscheibe ähnelt mehr einem Spalt. Die Rückfahrkamera für 345 Euro ist also Pflicht. Der Kofferraum liegt mit 341 Liter nur neun Liter unter dem des VW Golf. Allerdings verkleinern die ungeteilten Rückleuchten des Mercedes den Kofferraumausschnitt ganz erheblich. Die Stuttgarter haben hier konsequent auf Lifestyle gesetzt, was in diesem Fall zu Lasten der Funktionalität geht.

Günstiges Navi

Dass Mercedes mit der A-Klasse ein jüngeres Publikum ansprechen will, ist auch an der Verbindungsfreudigkeit des Wagens zu erkennen. Ein AUX- und ein USB-Anschluss gehören zum Serienumfang, ein so genanntes Drive Kit verbindet für 280 Euro ein iPhone per Dockingstation mit dem Wagen. Wer jetzt noch 30 Euro in eine Mercedes-App investiert, ist mit der preiswertesten Navi-Lösung für die A-Klasse unterwegs. Den freistehenden 5,8-Zoll-Bildschirm (14,7 Zentimeter) auf der Mittelkonsole gibt es erst zusammen mit dem 417 Euro teuren Radio "Audio 20". Mit dem Drive Kit Plus für weitere 690 Euro lässt sich dann das iPhone voll ins System integrieren. Die Darstellung der einzelnen Menüs auf dem Bildschirm ist schick und die gesamte Funktionsvielfalt des Smartphones lässt sich komfortabel nutzen – im Falle des iPhone 4S ist auch eine Bedienung über das Siri-Sprachsystem möglich. Die Integration von Android-Geräten soll im nächsten Jahr folgen. Hier müssen die Programmierer erstmal die Vielfalt der Anbieter und damit deren Besonderheiten unter einen Hut bringen, so Johann Jungwirth, Chef von Mercedes-Benz Research & Development North America.

Teure Lösung

In Kombination mit dem Radio Audio 20 gibt es den Becker-Map-Pilot, der 857 Euro kostet. Die ganz große Lösung nennt sich Comand Online: Hier wächst die Bildschirmdiagonale auf sieben Zoll (17,8 Zentimeter) und das Navi sowie die Entertainment-Funktionen sind genauso erwachsen wie bei den großen Modellen von Mercedes. Dies gilt mit 3273 Euro auch für den Preis – mehr als zehn Prozent des Basispreises des A 200 BlueEfficiency.

Komfort zählt

Beim Fahrwerk bleibt sich Mercedes treu: Komfort ist Trumpf. Unangestrengt bügelt das Feder-Dämpfer-System kaputte Untergründe weg. Trotzdem lässt sich die A-Klasse zügig um enge Kurve bewegen – das leichte Hineinwanken in die Biege stört weder den Komfort noch das Sicherheitsgefühl. Die Lenkung passt ebenfalls ins Bild: Etwas straffer als bei den großen Mercedes-Limousinen, reicht sie trotzdem für die leichte Einparkkurbelei in der Stadt. Antriebseinflüsse in der Lenkung spürt man kaum.

Kollisions-Vorbeugungs-Assistent

Die Bremsen packen wiederum bissig zu, bei Gefahr greift der serienmäßige Kollisions-Vorbeugungs-Assistent ein. Er warnt zwischen Geschwindigkeiten von 30 km/h und Vmax bei zu schnellem Auffahren auf den Vordermann erst optisch und dann akustisch vor einer möglichen Kollision. Den Bremsvorgang muss der Fahrer allerdings selbst einleiten. Tritt er aufs Bremspedal, wird der Bremsdruck angepasst, um einen Zusammenstoß mit dem Vordermann verhindert wird. Zum anderen sollen nachfolgende Fahrzeuge trotzdem noch die Chance haben, ebenfalls abzubremsen. Das automatische Einleiten der Bremsung haben sich die Ingenieure nicht getraut, weil sie sich bei so einem weitreichenden Eingriff nicht auf die Daten des einzelnen, hinter dem großen Mercedes-Stern sitzenden Radar-Sensors verlassen wollten.

Leise Motoren

Der 1,6-Liter-Benziner des A 200 BlueEfficiency ist sehr laufruhig. Obwohl das maximale Drehmoment von 250 Nm schon ab 1250/min anliegt, beschleunigt die A-Klasse ab 2800/min noch einmal stärker. In 8,4 Sekunden sind 100 km/h erreicht, maximal sind 224 km/h möglich. Dem Verbrauch rückt Mercedes unter anderem mit verstellbaren Ventilen auf der Einlassseite zu Leibe. Im NEFZ ist der A 200 je nach Ausstattung mit 5,5 bis 5,8 l/100 km angegeben.

Der A 250 BlueEfficiency geht mit seinen 211 PS natürlich erheblich athletischer zu Werke. Und der A 250 Sport mit seiner von AMG entwickelten Vorderachse macht auf dem Handlingkurs eine geschmeidige Figur, auch er bleibt komfortabel und lässt sich kaum zum Untersteuern bringen.

Doppelkupplung gegen Aufpreis

Serienmäßig legt der Fahrer im A 200 BlueEfficiency die Gänge über eine manuelle Sechsgang-Schaltung ein. Dieser kann man die etwas zu langen Schaltwege ankreiden - sonst nichts. Für 2166 Euro gibt es ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.