BMW ActiveHybrid 7: Erste Fahr- und Spareindrücke

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München, 2. November 2009 – Äußerlich ist der BMW ActiveHybrid 7 kaum von einem herkömmlichen 750i zu unterscheiden. Dabei soll die Mildhybrid-Technik dem Wagen, der einen veritablen Achtzylinder unter der Haube hat, der bei Bedarf von einem Elektromotor unterstützt wird, zu einem Verbrauch auf Sechszylinder-Niveau verhelfen. Vor der Markteinführung im kommenden Frühjahr hatten wir jetzt die Gelegenheit, erste Eindrücke in dem großen Bayern zu sammeln.

Genaues Hinsehen nötig

Von ihrem Basismodell, dem 750i, unterscheidet sich die Hybrid-Version durch Schriftzüge auf Heckdeckel und C-Säule sowie durch die laufrichtungsgebundenen Felgen im Turbinen-Design, die vorerst dem Hybrid-Bayern vorbehalten bleiben. Da hinten zudem breitere Reifen als vorne montiert werden, macht sich der Wagen mit vier verschiedenen Felgen auf den Weg. Dank ihrer verbesserten Aerodynamik sollen diese 19-Zoll-Felgen zu einer CO2-Einsparung von zwei Gramm pro Kilometer führen. Die Einstiegsleisten vorne sind ebenfalls mit einem Modell-Schriftzug versehen, wer die Langversion ordert, bekommt entsprechende Türschwellen auch für den Fond. Die Hybrid-Variante mit verlängertem Radstand nennt sich dann "7 L", was aber nicht ans Heck, sondern nur in den Fahrzeugschein geschrieben wird.

Zusätzliche Anzeigen

Die Kabine des ActiveHybrid 7 entspricht in ihrem Luxus und ihrer perfekten Qualität der des 750i. Nur die Anzeigen verraten, dass wir in einem Hybrid-Fahrzeug sitzen. Im unteren Bereich des Drehzahlmessers wird der Fahrer permanent darüber informiert, ob und wieviel Sprit er gerade verbraucht, oder ob die E-Maschine gerade Strom erzeugen kann (Rekuperation). Im Navibildschirm können sich die Passagiere ferner die aktuellen Energieflüsse des Fahrzeugs anzeigen lassen oder eine "Hybrid-Historie" abrufen, aus welcher sich Rückschlüsse auf das Spartalent des Chauffeurs ziehen lassen.

BMW ActiveHybrid 7: Erste Fahr- und Spareindrücke

Kofferraum wurde kleiner

Beim Kofferraum büßt der Hybrid 40 Liter gegenüber dem konventionellen 750i ein. Hinten links sitzt nämlich die Lithium-Ionen-Batterie. Damit ist dieser Energiespeicher zum einen relativ crashsicher untergebracht und zum anderen vor stärkeren Temperaturschwankungen geschützt. Das soll der Lebensdauer zugutekommen. Übrig bleiben 460 Liter Gepäckraum. Was neu ist: Der ActiveHybrid 7 ist mit einer Stand-Klimaanlage unterwegs. Diese lässt sich über den Autoschlüssel fernbedienen und läuft auch weiter, wenn das Start-Stopp-System den Verbrennungsmotor ausgeschaltet hat. Bis zu einer halben Stunde kann die Klimatisierung aufrecht erhalten werden, ohne dass der Motor wieder anspringt. Eine Stand-Lüftung gab es beim 7er schon, eine Stand-Klimatisierung bis jetzt noch nicht.

Etwas schwerer

Die Hybridkomponenten und ein aus dem 760i übernommenes Differenzial machen den Wagen um zirka 100 Kilogramm schwerer, bringen das Gewicht nun auf über zwei Tonnen – 2120 Kilogramm nach EU-Norm für die kurze Version. Immerhin ist der Hybrid damit 15 Kilogramm schwerer als sein Zwölfzylinder-Pendant. Das Mehrgewicht spüren wir in den Kurven und beim Bremsen, aber der Unterschied zum normalen 7er hält sich in engen Grenzen. Die Fahrwerkseinstellungen gehen per Knopfdruck von "Sport Plus" und "Sport" über "Normal" zu "Comfort". Die ersten beiden Positionen sind ein wenig hart, die beiden anderen ein wenig weich. Die Bremsen arbeiten wohldefiniert, nur beim Stoppen aus sehr langsamen Geschwindigkeiten wirken sie manchmal etwas stuckerig. Platz für die Unterbringung einer Allradlenkung oder eines Allradantriebs gibt es aktuell beim Hybriden nicht. Aber die Lenkung macht auch so Spaß, wirkt auf uns sogar etwas straffer als beim 750i.

Acht Zylinder plus Elektromotor

Für Vortrieb sorgt in unserem ActiveHybrid 7 ein 4,4-Liter-Achtzylinder. Der Benziner leistet 330 kW (450 PS) und generiert ein maximales Drehmoment von 650 Nm in einem Drehzahlband von 2000 bis 4500 U/min. Ihm zur Seite steht ein kompaktes, im Getriebe eingebautes Elektro-Aggregat mit einer Leistung von 15 kW (20 PS). Dieser Elektromotor sorgt dafür, dass zwischen besagten 2000 bis 4500 U/min ein Gesamtdrehmoment von bis zu 700 Nm anliegt. Beim Anfahren und Beschleunigen stellt der Elektromotor bis zu 210 Nm bereit. Vorteilhaft wirkt sich aus, dass Elektromotoren prinzipbedingt ihr maximale Drehmoment ab der ersten Umdrehung zur Verfügung stellen. Als Engergiespeicher dient die bereits erwähnte, samt Anschlüssen zirka 28 Kilogramm schwere, Lithium-Ionen-Batterie. Diese hat eine Kapazität von 0,9 kWh.

BMW ActiveHybrid 7: Erste Fahr- und Spareindrücke

Batterie hält ein Fahrzeugleben lang

Der Stromspeicher wird vom Batterie-Spezialisten Johnson Controls Saft zugeliefert. Der 120-Volt-Speicher besteht aus 35 einzelnen Zellen, die speziell für den Einsatz im Automobilbereich entwickelt worden sind. Zellen und Ladeeinheit sitzen hinter einem durchschusssicheren Edelstahl-Mantel. Beim Pfahlcrash mit 65 km/h und beim Heckaufprall mit 60 km/h blieb das Akku-Pack unbeschädigt. Im Crashfall werden sofort alle Hochspannungskomponenten über ein Relais deaktiviert. Die Batterie ist auf eine starke Zyklisierung, also viele Lade- und Entladevorgänge, ausgelegt und soll mindestens eine Fahrzeuglaufweite von insgesamt 300.000 Kilometer durchhalten. Acht bis zehn Jahre Lebensdauer sind laut BMW mindestens drin, man geht aber davon aus, dass der Stromspeicher doppelt so lange arbeiten kann. Die Entsorgung soll laut Hersteller keine Probleme machen, da der Hauptbestandteil der Zellen Kohlenstoff ist – Lithium komme nur in sehr kleinen Mengen zum Einsatz.

Normverbrauch unter zehn Liter

Dank des milden Hybrid-Systems liegt der Gesamtverbrauch des 450-PS-Wagens nun bei 9,4 Liter pro 100 Kilometer. Ein herkömmlicher 750i ist mit 11,4 Liter dabei (Werksangaben). Und in Sachen Fahrleistungen schlägt der Hybrid den reinen Verbrenner: In 4,9 Sekunden geht's beim ActiveHybrid 7 von null auf 100 km/h, der 750i ist hier mit 5,2 Sekunden dabei. Abgeregelt werden beide bei 250 km/h. Vor Arbeit des Hybrid-Systems bekommt man während der Fahrt kaum mit, nur die bereits angesprochene kleine Anzeige im unteren Bereich des Drehzahlmessers erzieht den Fahrer zu sanftem Gasgeben. Wenn wir unsere Reisegeschwindigkeit erreicht ist, lohnt es sich den Fuß ein wenig vom Gas zu nehmen. Dann schaltet die Automatik einen Gang zurück und man ist laut Anzeige deutlich spritsparender unterwegs. Nur wer sanft bremst, profitiert von der Rekuperation, also der Umwandlung kinetischer in elektrischer Energie während Verzögerungsphasen. Wer jedoch heftig bremst, wandelt die Bewegungsenergie fast vollständig in Wärme um.

BMW ActiveHybrid 7: Erste Fahr- und Spareindrücke

Achtgang-Automatik und Start-Stopp-System

Die Einteilung der Gänge erfolgt beim ActiveHybrid 7 über eine Achtgang-Automatik von ZF. Und BMW hat diese an ein Start-Stopp-System gekoppelt. Nach dem Citroën C3 mit automatisiertem Schaltgetriebe und Start-Stopp sowie dem Porsche Panamera mit Doppelkupplungsgetriebe und Start-Stopp gibt es nun also bei BMW eine Wandler-Automatik in Kombination mit Start-Stopp. Das System schaltet den Motor erst beim Stillstand ab, da während der Fahrt der Öldruck für die hydraulische Servolenkung gebraucht wird. Dreht der Fahrer also am Lenkrad, springt der Motor wieder an, was in gerade einer Zehntelsekunde vonstatten gehen soll. Nur in der "Sport"-Einstellung ist Start-Stopp deaktiviert. Ansonsten funktioniert das System zwischen minus 10 bis zu plus 45 Grad Celsius aktiv. Im Getriebe waren dafür einige Änderungen nötig: Ein hydraulischer Impulsspeicher sorgt dafür, dass im Getriebe nach dem Wiederstart blitzschnell der nötige Öldruck herrscht. Außerdem sind jetzt dank einer über eine Kette mit Übersetzung angeschlossenen Getriebe-Ölpumpe Leerlaufdrehzahlen von 1000 U/min drin – vorher waren es minimal 1200 U/min.

Die Preise

Der ActiveHybrid 7 wird mit einem Einstiegspreis von 105.900 Euro gehandelt. Ein 750i ist zwar schon ab 91.000 Euro zu haben, aber ausstattungsbereinigt soll der Aufpreis auf 5000 Euro schmelzen. Für den langen ActiveHybrid 7 werden 112.500 Euro fällig. Die Frage, warum BMW nicht einen noch sparsameren Sechszylinder zum Hybriden gemacht hat, beantworten die Bayern mit Hinweis auf den amerikanischen Markt, wo 45 Prozent aller 7er abgesetzt werden. Dort sei vor allem der Achtzylinder gefragt, ein Sechszylinder-Modell werde daher momentan nicht angeboten. Ab Frühjahr 2010 ist der BMW ActiveHybrid 7 zu haben.