BMW Motorrad: Das Connectivity-Paket

Die aktuelle Generation von Motorrad-Tachos bringt ein TFT-Display mit einem Bluetooth-Hub unter den Hut. Auf dem Smartphone läuft dann eine Navigations-Software, deren Anweisungen auf dem Tacho als Abbiegeanweisungen stehen. Wir beleuchten BMWs System

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BMW Motorrad: Das Connectivity-Paket
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Seit August 2017 gibt es bei BMW ein neues Tachosystem beim Topseller GS, eine 6,5-Zoll-TFT-Bildschirm-Einheit vom Zulieferer Bosch. Bei der 1250 GS, der R 1250 R und der R 1250 RS baut BMW es serienmäßig ein, bei der F 850 GS (inkl. Adventure) kostet es als Segment-Kampfpreis 150 Euro Aufpreis, bei der F 750 GS kostet es 515 Euro, bei den Großrollern C 400 X und GT kostet es 615 Euro. Wir gehen davon aus, dass BMW den Tacho künftig schrittweise für weitere Modelle anbieten wird.

Die Tachoeinheit soll außer Daten anzeigen als Bluetooth-Hub Smartphone, Helm, Anzeige und Armaturen am Lenker miteinander verbinden, damit der Fahrer zum Beispiel einen eingehenden Anruf per Lenkerknopf annehmen kann. Grundsätzlich sollte jede standardgetreue BT-Einheit funktionieren, am besten getestet hat BMW natürlich das eigene Headset in den BMW-Helmen.

Nachdem Kollege Sebastian Bauer bei seinem Test der BMW F 850 GS eine schlechte Audioqualität bei der Musikwiedergabe im Nolan-Headset bemängelte, habe ich zum Test an einer aktuellen R 1250 GS Adventure daher BMWs Systemhelm 7 verwendet. Damit stimmt die Audioqualität. Bei Kaufinteresse würde ich also empfehlen, das eigene BT-Headset beim BMW-Händler an der Wunschmaschine mit Musik auszuprobieren. Was nur mit dem BMW-Helm geht: Lautstärkeeinstellung direkt über das Drehrad am Lenker.

BMWs Connectivity haben wir uns herausgegriffen, weil wir es noch nicht ausfĂĽhrlich beleuchtet haben, und weil es fĂĽr den Status Quo steht: In dieser Art bieten andere Hersteller entweder bereits ihre eigenen Systeme an (siehe KTM 790 Adventure) oder sie planen Vergleichbares oder sie bieten zumindest einen Bluetooth-Hub im Cockpit an, der den Helm mit Smartphone-Musik und Telefon verbindet (zum Beispiel Ducati). Bei BMW kommt wie bei KTM noch Turn-by-Turn-Navigation mit Anzeige auf dem TFT-Bildschirm und Ansage im Helm dazu.

Die eigentliche Navi-Software läuft dabei auf dem Smartphone unter iOS oder Android. Der Kunde lädt die „BMW Connected App“ herunter, verbindet sie per Bluetooth-Kopplung mit der Tachoeinheit und lädt dann bei Bedarf das Offline-Kartenmaterial von Here Maps herunter, wenn er sich die Daten für Online-Navigation sparen will oder im schlecht abgedeckten Gebiet fahren will (etwa im Mobilnetz-Entwicklungsland Deutschland). BMW verlangt für die App nichts, zahlt die Lizenzgebühren für die Karten also selber, beziehungsweise: integriert die Kosten in den Preis des „Connectivity“-Pakets. Das senkt die Hemmschwelle, die App auszuprobieren. Bei KTM kostet die App aufgrund der in die App-Shops verlegten Lizenzgebühren 9,90 Euro. Entscheiden Sie selber, welche Variante der Zahlung Ihnen besser gefällt.

Das Pairing funktionierte auf einem gut abgehangenen iPhone 5s sofort. Andere Kollegen berichten aber, es kann je nach verwendeter Hardware, je nach Betriebssystem auch bei BMW hakeln. Ob es mehr oder weniger hakelt als bei KTM, können wir ohne Großversuch nicht beurteilen. Auch diese Kompatibilität sollten Interessenten also besser vorher beim Händler ausprobieren, wobei die Ergebnisse des Experiments natürlich für das nächste Smartphone irrelevant werden.

Wenn alles so reibungslos läuft wie in unserem Versuch, leuchtet das Menü „Navigation“ so hell auf wie die anderen verfügbaren Menüpunkte. Ausgewählt zeigt es ein kleines Menü an (siehe Bilder) oder bei am Smartphone gestarteter Navigation gleich schon den nächsten Abbiegehinweis. Wie in anderen Turn-by-Turn-Lösungen zeigt der Bildschirm Pfeile, schräge Pfeile, Spuranweisungen und Kreisverkehr-Symbole an. Daneben steht ein Entfernungsbalken.