Spätdienst

BMW: SCR-Kat kommt auch in 1er, 3er und X1

Rund ein Jahr vor dem Prioduktionsende der aktuellen 1er- und 3er-Reihe rüstet BMW alle Diesel mit einem SCR-Kat nach. Das ist lobenswert, doch beim Thema Partikelfilter ist die Marke ebenso zögerlich wie viele andere Hersteller

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BMW 2er Coupé 7 Bilder
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Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Die Deutschen Umwelthilfe hat im Dezember 2017 versucht, BMW an den Pranger zu stellen. Konkret wurde der Marke vorgeworfen, eine illegale Abschalteinrichtung zu nutzen – ein Vorwurf, den BMW vehement bestreitet. Dass die Bayern jetzt auf diese Vorwürfe reagieren, ist relativ unwahrscheinlich, denn die nun verkündeten Maßnahmen kommen zwar etwas überraschend, sind mit einiger Sicherheit aber schon länger geplant. In der Industrie lassen sich solche Dinge nicht einfach von heute auf morgen umsetzen. Sei es drum: BMW rüstet nun eine Reihe von Autos mit einem SCR-Kat nach, die bisher nur einen Speicherkat hatten. Ein paar Benziner bekommen einen Partikelfilter und die Ausstattung des 5er wird ein wenig aufgebessert.

SCR-Kat für alle

BMW bleibt dabei seinem bisherigen Weg treu: Ein SCR-Kat wird nur zusammen mit einem Speicherkat verbaut. Ab März 2018 wird das in alle 1er, 3er, 4er und X1 eingebaut. Im neuen X2 stand der Einsatz schon fest. Überraschend ist der Einbau in Baureihen unterhalb des 5ers, in dem diese Kombination schon seit 2014 eingesetzt wird, dennoch. Denn sowohl der 3er wie auch der 1er befinden sich im letzten Modelljahr. Der nächste Dreier dürfte im Oktober 2018 in Paris gezeigt werden, der neue 1er vermutlich im März 2019 in Genf. Möglicherweise kehrt sich diese Reihenfolge noch um, doch in spätestens anderthalb Jahren werden beide nur noch als Gebrauchtwagen zu haben sein. Eine so teure Maßnahme kurz vor dem Ende ist ungewöhnlich.

Staubfänger

Etwas weniger überraschend ist der Einsatz von Partikelfiltern im Abgasstrang der Benziner. BMW geht in dieser Hinsicht leider den Weg, den derzeit viele Hersteller nutzen. Das Thema steht bei vielen Kunden nicht auf der Agenda, also wird nur sehr zögerlich nachgerüstet – und vielfach auch bis zu einem möglichst späten Zeitpunkt gewartet. Ab September 2018 gilt die Abgasnorm Euro 6c europaweit auch für alle erstmals zugelassenen Autos. Damit wird die erlaubte Partikelanzahl, nicht zu verwechseln mit der Partikelmenge, stark eingeschränkt. Grundsätzlich steht es den Herstellern frei, welchen Weg sie gehen, um die Grenzen einzuhalten. Beim Benzindirekteinspritzer wird das in vielen Fällen ein Partikelfilter sein. Das kostet die Hersteller pro Auto ungefähr zwischen 50 und 100 Euro – eine, in industriellen Maßstäben gerechnet, durchaus erhebliche Summe. Dort wird schließlich vielfach um Cent-Beträge gerungen.

Um Händler, die ja längst nicht um jeden Neuwagen auf ihrem Hof gebeten haben, nicht in noch größere Verlegenheit zu bringen, werden die Hersteller vermutlich spätestens ab Juni alle Benziner mit Direkteinspritzung mit Partikelfilter bauen. Wer im August noch Neuwagen auf dem Hof hat, die die Euro 6c nicht erfüllen, muss diese dann als Tages- oder Kurzzeitzulassung losschlagen oder als Vorführer zulassen.

Bald veraltet

Statt nun aber endlich alle betroffenen Benziner zumindest optional mit einem Partikelfilter auszustatten, wird nur zögerlich agiert – auch bei BMW. Seit Juli 2017 hat der Zweiliter-Vierzylinder in Coupé und Cabrio der 2er-Reihe (220i und 230i) sowie der X3 (xDrive 20i und xDrive 30i) den Filter schon drin. Nun bekommen ihn 420i und 430i (jeweils auch mit Allradantrieb), X1 sDrive 18i und i8 Coupé. Alle anderen Modelle, darunter auch die gerade in leicht überarbeiteter Form vorgestellten 2er-Vans, 1er, und 3er werden vermutlich erst im Juli nachgerüstet. Wer seinen Neuwagen davor ausgeliefert bekommt, fährt ab September 2018 ein sehr junges Auto, das nicht mehr der dann aktuellen Abgasnorm entspricht. Was die Hersteller an dieser Stelle machen, ist mit dem Begriff „Frechheit“ eigentlich noch relativ sanft umschrieben.