Bericht: Daimler und RWE starten Großversuch mit Elektro-Smarts

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Von
  • ggo

Wie die Financial Times und die Wirtschaftswoche heute übereinstimmend berichten, wollen Daimler und der Energieversorger RWE in Berlin ein Netz von Ladestationen für eine Flotte von Elektro-Smarts aufbauen. Bereits 2009 sollen demnach erste Modelle an interessierte Kunden ausgeliefert werden. Das Projekt soll am 5. September im Beisein von Kanzlerin Merkel in Berlin vorgestellt werden.

Daimler bestätigte auf Anfrage die Planungen für ein solches Projekt, wollte allerdings die Detailinformationen der beiden Zeitungen nicht bestätigen – sie sind wohl früher an die Öffentlichkeit gelangt als vom Unternehmen geplant. Demnach will RWE an öffentlichen Parkplätzen der Hauptstadt insgesamt 500 Ladestationen installieren, und Daimler will ab September 2009 hundert Smarts mit Elektroantrieb ausgewählten Interessenten zur Verfügung stellen. Ähnlich wie in London setze das Unternehmen dabei auf ein Leasing-Konzept, zumal die Batterien für das Elektroauto noch mehrere tausend Euro kosten.

Laut Financial Times liegt die Reichweite der Fahrzeuge bei 150 km, das Laden der Akkus soll jeweils rund 2 Euro kosten. Besonders interessant ist, dass wohl ein Standard für Abrechnung des Stroms entwickelt werden soll: Die computergesteuerten „Zapfsäulen“ sollen die angeschlossenen Autos selbständig identifizieren können, sodass die Gebühren zum Beispiel automatisch abgebucht werden könnten. Zudem soll ein Rechner im Fahrzeug entscheiden können, wann der Ladevorgang erfolgt, um zum Beispiel billigen Nachtstrom nutzen zu können. Es wäre somit ein relativ einfacher Schritt, das Ladestationsnetz auch für Autos anderer Hersteller zu öffnen – vorausgesetzt, man einigt sich auf einen Standard bei der Kommunikation zwischen Ladestation und Fahrzeug.

Daimler kann bereits auf Erfahrungen mit dem Betrieb von Elektro-Smarts in London zurückgreifen. Das Leasing in der englischen Hauptstadt kostet zwar rund 600 Euro im Monat; doch angesichts einer Tagesmaut von 12 Euro fährt man damit dennoch günstig. In Berlin gibt es eine solche Maut bisher nicht, der Flottenversuch kann also (vorläufig) vor allem als ein Entwicklungsprojekt gelten, in dem die Infrastruktur zum Laden der Batterien getestet werden kann.

Laut Financial Times kontern die deutschen Unternehmen mit ihrem „Metropolenprojekt“ den Vorstoß von Renault-Nissan und „Project Better Place“, die gemeinsam in Israel und Dänemark ein Netz von Lade- und Tauschstationen für Akkus aufbauen wollen. Doch der Vergleich hinkt etwas: Daimler und RWE definieren das Elektroauto eindeutig als Stadtfahrzeug, während Renault-Nissan den Tausch von Akkus vorsieht und somit auch die Möglichkeit, längere Fahrtstrecken elektrisch zu bewältigen. In diesem Punkt liegen die Meinungen der Fachleute übrigens weit auseinander. So setzt zum Beispiel VW bei längeren Strecken auf Elektrofahrzeuge mit verbrennungsmotorischem Generator – auf neudeutsch „Range Extender“ – den Tausch von Akkus sieht man dort eher skeptisch. (ggo)