Bob Lutz: Autonomes Fahren zerstört die Autobranche

Inhaltsverzeichnis

In Fahrzeugen jeder Größe werden Sie verschiedene Ausstattungen bestellen können. Es wird Basis- und Luxusmodule geben, mit Kühlschrank, Fernseher und voller Computer-Konnektivität. Es gibt keine Grenzen für das, was Sie in diese Module hineinpacken, denn Trinken oder SMS schreiben während der Fahrt sind kein Thema mehr.“

Das Thema „Design“ wird laut Lutz neu definiert und zudem eine kleinere Rolle spielen, da die Module für ihre Einpassung in die Hochgeschwindigkeits-Platoons an beiden Enden stumpf sein müssen. Die geringen Abstände, in denen die Module aneinandergereiht werden, sollen den Luftwiderstand erheblich senken.

Was aus der Händlern wird

„Ich glaube, dass das leider auch der Niedergang des herkömmlichen Automobilhandels sein wird. (...) Autohändler werden weiterhin als ein Randgeschäft für Kunden existieren, die personalisierte Module wollen oder Reproduktionen von Ferraris oder Formel-3-Autos kaufen. Motorsport – zum Spaß – wird überleben, nur nicht auf öffentlichen Straßen. Es wird ein paar in Country-Clubs wie Monticello in New York und Autobahn in Joliet, Illinois geben. Hier werden Wohlhabende zum Staunen ihrer Freunde, die noch fahren können, ihren Kindern das Fahren beibringen. Autofahren wird elitär, auch, wenn es öffentliche Strecken geben kann, wo man sich – wie auf öffentlichen Golfplätzen – für ein bestimmtes Auto einträgt und für ein paar Stunden Spaß hat.“

Selbstfahr-Reservate in Freizeitparks

Der Individualverkehr wird zu einer Art Funsport-Event, beschränkt auf einige abgezäunte Areale: „Wie bei Rennpferdezüchtern wird es Hersteller von Renn- und Sportwagen sowie Geländewagen geben. Allerdings nur noch in Heimarbeit. (...)

Der Autohandel wird die nächsten 10, vielleicht 15 Jahre funktionieren, wenn die Hersteller autonome Fahrzeuge unter ihrer Marke herstellen, und die dann noch auf der Straße sind. (...) Die Ära des von Menschen gelenkten Autos, seiner Reparaturwerkstätten, seiner Händler, der Medien, die es umgibt, wird in 20 Jahren vorbei sein.“

Was bleibt den Herstellern?

„Die Unternehmen, die sich anpassen und in die Wertschöpfung einsteigen können, werden überleben. Wenn sie dabei aber keine überlegenen technischen Fähigkeiten entwickeln, werden sich die Hersteller der (autonom fahrenden, d.Red.) Module – also wenn Sie so wollen, die Smartphone-Hersteller – ihre Spezifikationen von den großen Transportunternehmen diktieren lassen müssen.

Die Flottenbetreiber werden es festlegen und einfach sagen: ‚Wir wollen ein Modul mit einer bestimmten Länge, Gewicht und Reichweite.’ Sie werden Eigenschaften wie Haltbarkeit oder Beschleunigung vorschreiben und eine Ausschreibung starten.“

Als ehemaliger GM-Spitzenfunktionär sieht Lutz dieses Unternehmen heute offenbar bereit zu einem gewissen Wandel:

„Wenn Autohersteller intelligent sind, können sie sich anpassen. General Motors sieht die Zeichen, hat Maven geschaffen und in Cruise Automation und Lyft investiert. GM will nicht der Smartphone-Hersteller sein. Es möchte eine Firma bleiben, die Werte schafft und Wert schöpft, und deshalb handelt GM angesichts des Übergangs richtig. (...) Irgendwann wird das Thema des autonomen Fahrens von den Autoherstellern übernommen.“

Lutz gibt allerdings zu bedenken, dass die Wertschöpfung am Ende auf die großen Flottenbetreiber übergehen wird. Seine Voraussage ist, dass dieser Übergang wird in 20 Jahren weitgehend abgeschlossen sein wird. (fpi)