Bundesumweltminister fordert in Brasilien nachhaltige Bioenergie-Produktion

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Von
  • ssu

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat zum Auftakt seines Brasilien-Besuchs eine nachhaltige Bioenergie-Produktion gefordert und ein entsprechendes bilaterales Abkommen angekündigt. Brasilien könne so zeigen, ob es in der Lage sei, Bioenergie in nachhaltiger Form zu produzieren, sagte Gabriel am heutigen Montag in Brasilia nach einem Treffen mit Amtskollegin Marina Silva. Das Abkommen solle beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Mai unterzeichnet werden. Bei Erfüllung der Nachhaltigkeitskriterien werde es keine Hindernisse für den Export brasilianischen Ethanols nach Deutschland geben, versicherte Gabriel.

Der Umweltminister hatte vergangene Woche in Berlin angekündigt, dass nach seiner Brasilienreise eine Überprüfung der gesamten Biomasse-Strategie der Koalition auf der Tagesordnung stehen werde. Das sei aufgrund der Diskussion über die Vernichtung von Regenwäldern in den Entwicklungsländern zum Ausbau von Bioenergie-Exporten nach Europa und in die USA nötig. Anfang April hatte Gabriel die Einführung von E10-Biosprit gestoppt, nachdem Befürchtungen laut geworden waren, Millionen von Autos könnten den Ottokraftstoff mit 10-prozentiger Ethanol-Beimischung nicht vertragen. Bei diesem Anlass hatte der Minister auch Fragen nach der Klimabilanz alternativer Kraftstoffe aufgeworfen und auf das Problem einer Nahrungsmittelverknappung als Folge der Umwandlung von Lebensmitteln in Biosprit hingewiesen.

Gabriel kündigte an, in Brasilien auch über die Nahrungs-und Futtermittelproduktion reden zu wollen, für die ebenso wie für die Agro-Energie Nachhaltigkeitszertifikate erforderlich seien. Als ein möglicher Ausweg aus der Nahrungsmittelkonkurrenz erscheinen Biokraftstoffe der „2. Generation“, wie sie künftig in einer neu eingeweihten Anlage in Sachsen in industriellem Maßstab hergestellt werden sollen.

Umweltministerin Silva versicherte derweil, dass die Produktion von Ethanol aus Zuckerrohr keine Gefahr für den brasilianischen Regenwald darstelle. Diese Art der Bioenergie-Herstellung konkurriere auch nicht mit der Produktion von Lebensmitteln. „In Brasilien können wir unsere Agrarproduktionskapazitäten verdoppeln, ohne einen einzigen Baum zu fällen“, versicherte Silva. Man habe in der Amazonas-Region mehr als 166.000 Quadratkilometer verlassenes Land, auf dem Getreide angebaut oder Viehhaltung betrieben werden könne.

Gabriel besucht Brasilien auf Einladung von Ministerin Silva. Hauptthema der fünftägigen Reise ist die UN-Konferenz über Biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CDB), bei der Deutschland am 19. Mai den Vorsitz von Brasilien übernimmt. Das südamerikanische Land gilt als einer der wichtigsten Verhandlungspartner Deutschlands in Sachen Naturschutz. In Brasilien will Gabriel deshalb auch kontroverse Kernpunkte erörtern und eine Annäherung der Positionen erzielen.

Zum Abschluss der Reise wird Gabriel in Riberao Preto im Bundesstaat Sao Paulo eine Biosprit-Produktionsanlage besuchen. Der Minister wird von Abgeordneten aller Fraktionen im Deutschen Bundestag und von Vertretern von Umweltverbänden begleitet. (dpa) (ssu)