China lässt es bei der Elektromobilität ruhiger angehen

China lässt es bei der Elektromobilität ruhiger angehen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Gernot Goppelt

China galt vielen bisher als Vorbild in der Elektromobilität, auch wenn Physik und Batteriechemie dort keinen anderen Regeln unterliegen als anderswo. Ob Kaufprämie für Elektroautos oder die Kritik daran, dass deutsche Autobauer den Trend verschlafen haben: China war eine willkommene Argumentationshilfe, weil man dort so mutig in die neue Technik investiert und längst an der deutschen Automobilindustrie vorbei gezogen ist, so musste es einem zumindest in den letzten Jahren vorkommen.

Dabei passiert bei der Elektromobilität auch in China gar nicht so viel, wenn man einem Bericht der englischen Ausgabe der Financial Times glaubt. Demnach überdenkt die chinesische Regierung ihren "singulären Fokus" auf die Förderung der Elektromobilität, weil sich die Ziele für eine Massenproduktion von Elektroautos als unrealistisch erwiesen hätten. Laut Bericht ist in China auch auf höchster politischer Ebene eine Diskussion in Gang gekommen, nach der Hybridfahrzeuge und solche mit sparsamen Verbrennungsmotoren zumindest vorläufig mehr Erfolg versprechen als Elektroautos, die kaum einer kaufen kann. BYD, Chinas größter Hersteller von Elektroautos, habe mehrfach die Einführung und den Export von Elektroautos verschoben. Und die stattlichen Prämien für Elektroautos seien bisher von potenziellen Käufern kaum genutzt worden – wohl aus denselben Gründe wie bei uns: Elektroautos sind selbst mit sattem Zuschuss noch zu teuer.

Sollte die Einschätzung der Financial Times zutreffen, werden die Chinesen zukünftig wohl ähnlich vorgehen wie die meisten europäischen Automobilhersteller: Sie entwickeln zwar Elektroautos, kümmern sich aber auch um Hybridkonzepte und nach wie vor um sparsame Motorentechnik. Die wird gekauft, schafft Umsatz und somit Budget für die Entwicklung alternativer Antriebe. Es gibt auch keinen Grund, sich zurückzulehnen und die Entwicklung der Batterietechnik ad acta legen, denn die fossilen Ressourcen sind so endlich wie zuvor. In China dagegen wird deutlich, dass es ohne die Ochsentour nicht geht: Wer technologisch an die Spitze will, sollte auch heute schon etwas anbieten können. Marktführer in China ist derzeit Volkswagen. BYD versucht nun, mit vergleichsweise konventionell gestrickten Autos Anschluss zu gewinnen. (ggo)