Dacia, Renault und ihre Billigschiene auf M0-Plattform

Dacia war nach den Zahlen vom Dezember letztes Jahr prozentual Gewinner unter allen Automarken in Europa. Im November stiegen laut einem Bericht der New York Times die europaweiten Verkäufe auf 21,1 Prozent. Dadurch kann Dacia Renault kräftig stützen

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Von
  • Florian Pillau

Dacia war nach den Zahlen vom Dezember letztes Jahr prozentual Gewinner unter allen Automarken in Europa. Im November stiegen laut einem Bericht der New York Times die europaweiten Verkäufe auf 21,1 Prozent.

"Man kann sagen, dass wir von der Wirtschaftskrise profitiert haben, aber es gibt auch eine Änderung im Verhalten: Nicht mehr jeder möchte so viel Geld für ein Auto ausgeben", sagte Arnaud Deboeuf heute gegenüber der New York Times. Deboeuf ist bei Renault weltweit zuständig für die Modelle des Einstiegssegments.

Der Dacia Duster hat in Westeuropa unerwartet großen Erfolg

(Bild: Dacia)

Dacia hat laut ACEA (European Automobile Manufacturers’ Association) bei einem europäischen Marktanteil von drei Prozent im November rund 260.000 Autos verkauft. Volkswagen, mit über 13 Prozent Marktführer in Europa, hat in derselben Periode über fünf Prozent eingebüßt. Es ist der Erfolg der "M0"-Plattform, die der frühere Renault-Chef Louis Schweitzer bei Dacia gewissermaßen in Auftrag gegeben hat. Schweitzer war der Überzeugung, dass die existierenden Modelle für einen Erfolg auf den aufstrebenden Märkten Europas zu teuer sein würden. Als die ersten Modelle auf M0-Basis 2004 erschienen, waren sie zwar teurer als die 5000 Euro, die Schweitzer gefordert hatte, aber dennoch erfolgreich in der Türkei und den osteuropäischen Märkten.

Womit Renault nicht gerechnet hat, war der Erfolg der Modelle Lodgy, Dokker und Sandero in Westeuropa. Deboeuf sagt, die Erfahrungen beim Bau eines Billigautos von Grund auf seien sehr lohnend gewesen. "Man kriegt keine aggressive Preisgestaltung hin, wenn man nicht Druck auf die Ingenieure, den Verkauf und das Marketing ausübt". In der Tat gibt Dacia nur wenig Geld für Marketing aus, der Verkauf wird über das Händlernetz von Renault abgewickelt und Rabatte werden nicht gegeben.

Ein weiterer Faktor für die niedrigen Preise ist die Produktion in Rumänien, dem Armenhaus Europas. Renault hat dort tausende Arbeitsplätze geschaffen, doch musste erst im April 2013 die Arbeiter im Werk Pitesti vor überzogenen Lohnforderungen warnen. Man drohte, die Produktion nach Marokko zu verlagern.

Ein neues Problem entsteht Renault durch den Erfolg möglichweise auch dadurch, dass Dacia - obwohl als Marke streng von Renault getrennt - den eigenen Einstiegsmodellen Konkurrenz machen könnte. Doch noch überwiegt der Vorteil. So verhalfen Renault-Modelle auf M0-Plattform durch gute Verkäufe in Brasilien und Indien erstmals mehr als die Hälfte des Absatzes außerhalb Europas zu generieren. Das hilft, die Verluste in Europa wenigstens abzufedern. China soll laut Deboeuf nicht auf der Liste künftiger Märkte stehen, dafür aber Indonesien. (fpi)